Die Dresden Monarchs haben in der ERIMA GFL Nord vier Wochen vor Ende der Punktrunde die Tabellenführung übernommen. Abgezeichnet hatte sich dies bereits Ende Juni nach ihrem Sieg bei den Potsdam Royals. Doch hatten die Dresdner bis vergangene Woche ein Spiel weniger als die Brandenburger. Mit dem 24:7-Heimsieg gegen die New Yorker Lions und dem 43:19 in Kiel ist dieser „Rückstand“ im August nun aufgeholt worden.

Nur eine Partie haben die Dresdner bisher verloren – ausgerechnet zu Hause bei einem ihrer Spiele im renommierten Harbig-Stadion vor über 10.000 Zuschauern. Und ausgerechnet gegen die Berlin Rebels, denen vor der Saison nicht die größten Playoff-Aussichten eingeräumt worden waren. Vor dem Rückspiel im Berliner Mommsenstadion am 19. August halten beide Teams aber klar Kurs auf die Endrunde, die am 23. September mit den Viertelfinals beginnt und am 14. Oktober im Essener Stadion an der Hafenstraße beim ERIMA GFL Bowl die Krönung des 44. deutschen Meisters im American Football bringt.

Das Finale ist und bleibt das Saisonziel der Monarchs. Dem Meister von 2021 steht nun aber zunächst ein heißer Tanz in Berlin bevor. Nicht nur weil Temperaturen von über 30 Grad für den Samstag zu erwarten sind, sondern auch weil die Sachsen ihre besondere Rivalität zur Hauptstadt pflegen. Im American Football hatten die Monarchs da meist die Adler im Blick, und auch die werden sie zwei Wochen später noch besuchen müssen. Inzwischen haben aber auch die Rebels den Fehdehandschuh gern aufgenommen: Schon 2018 und 2019 siegten sie in ihren Heimspielen gegen die Monarchs. Im Juni 2023 gelang den Rebellen nun zum ersten Mal überhaupt in 13 Jahren gemeinsamer ERIMA-GFL-Zugehörigkeit auch auswärts in Dresden eine solche Majestätsbeleidigung.

Wie fast immer setzen die Dresden Monarchs vor allem auf ihren Passangriff, der 2023 mit Quarterback Steven Duncan und primär Receiver Austin Mitchell die statistischen Maßstäbe der Liga setzt. Blickt man nur darauf, sind die Rebels mit ihrem Duo aus Connor Kaegi und Bryce Goggin zwar für ihre Verhältnisse diese Saison recht gut aufgestellt, ein echtes Gegengewicht zum sächsischen Passgewitter ist dies allein aber nicht.

Doch die Rebellen haben traditionell in der Verteidigung ihre Stärken und da auch dieses Jahr insbesondere gegen das Passspiel. Mit nur wenig mehr als 150 Yards pro Spiel erlaubten sie ihren Gegnern deutlich weniger Raumgewinn durch die Luft als alle anderen Teams der Liga. Und mit zwölf Interceptions in neun Spielen bestätigen sie den Trend der letzten Jahre, dass Quarterbacks in Spielen gegen die Rebels häufig fehlerhafter agieren als in anderen. Zudem ist kürzlich Andreas Betza als Running Back in die Rebels-Offense zurückgekehrt. Nun vereinen sich die bekannten Qualitäten der Rebels der letzten Jahre – Laufangriff und Passverteidigung – mit der Leistungssteigerung des eigenen Passangriffs.

Es winken also die Playoffs – zumal die Rebels in der komfortablen Situation sind, dass sie dazu nur noch eins ihrer verbleibenden drei Spiele gewinnen müssten und wahrscheinlich nicht einmal dies: Verliert Lokalrivale Berlin Adler nur noch eins seiner drei Spiele, sind die Rebels auch ohne weiteren Sieg in der Endrunde. Denn auch gegen die Adler hatten sie zu Beginn der Saison mit ihrem „Auswärts“-Sieg verblüfft und damit den direkten Vergleich gewonnen. Letztlich können sie sich gegen Dresden also bequem in die Außenseiterrolle fügen, haben nichts zu verlieren und können nur gewinnen. Ein Sieg gegen Dresden könnte die Berliner gar von einem Heim-Viertelfinale träumen lassen.

Kurioserweise steht in der Nord-Gruppe erst ein Endrundenteilnehmer jetzt schon fest und ist dabei vorerst nur Tabellendritter. Die New Yorker Lions können nach ihrem 21:20 gegen die Berlin Adler auch theoretisch nicht mehr auf Rang fünf zurückfallen. Der Sieger von Rebels-Monarchs sichert dieses erste Zwischenziel für sich am kommenden Samstag, die Potsdam Royals haben im Interconference-Heimspiel gegen die Munich Cowboys beste Karten, nachzuziehen. Auf die Royals wartet eine Woche später in Dresden das wichtige Rückspiel zwischen den Gruppensiegern der letzten beiden Jahre, bei dem es wohl – beinahe unabhängig von den Resultaten dieses Samstags – um die Nord-Meisterschaft 2023 gehen dürfte. An Konzentration wird man es dennoch gegen die bayerischen Gäste nicht mangeln lassen wollen.

Letztes Jahr spielten die Munich Cowboys etwa zur selben Zeit noch um Rang eins im Süden mit, 2023 ist dieser Zug längst abgefahren. Allgäu Comets, Schwäbisch Hall Unicorns und Saarland Hurricanes stehen als Playoff-Teilnehmer fest. Dahinter sind die Ingolstadt Dukes in ähnlich guter Ausgangssituation wie die Berlin Rebels. Einen eigenen Sieg brauchen die – diese Woche spielfreien – Dukes noch. Oder auch nur jeweils eine Niederlage der hinter ihnen liegenden Straubinger, Münchner und Ravensburger, gegen die sie alle direkten Vergleiche gewannen.

Neben den Munich Cowboys in Potsdam stehen am Samstag auch die Straubing Spiders vor einer kaum leichteren Aufgabe im eigenen „Spiderdome“ gegen die Allgäu Comets. Der Tabellenführer der ERIMA GFL Süd darf sich keinen Ausrutscher erlauben, möchte er auch am Ende auf Rang eins stehen. Letztes Jahr hatten die Straubinger als Aufsteiger früh in der Saison mit ihrem Auswärtserfolg in Kempten verblüfft und unter anderem damit den Grundstein für eine überaus erfolgreiche Spielzeit gelegt, das Heimspiel vor ziemlich exakt einem Jahr dann aber hoch verloren. 2023 plagen die Straubinger inzwischen Abstiegssorgen – am letzten Spieltag könnte es für sie in Marburg brandgefährlich werden. Da käme ein guter Tag, an dem das Team einmal wieder über sich hinauswächst, jetzt gerade recht…

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