Dass es zu einem engen Spiel kommen würde, konnte man anhand der Tabellenplätze erahnen. Dass es aber genau zu DIESEM engen Spiel kam, hätte nach knapp 5 gespielten Minuten im 3. Quarter wahrscheinlich niemand mehr erwartet.
Der Reihe nach: Solingen kam stark Ersatzgeschwächt, mit gerade mal 31 Spielern nach Lübeck. Bei einer zum schneiden dicken Luft mit fast 70% Luftfeuchtigkeit, waren dies nicht die besten Voraussetzungen, um den Cougars Einheit zu gebieten. Die Berglöwen starteten furios in die Partie, nach gerade 3 gespielten Plays führten sie mit 7:0, denn neben dem ersten Touchdown des Tages wurde auch der Extrapunkt verwertet. Solingen ließ sich von der Geschwindigkeit allerdings überhaupt nicht beeindrucken und glich postwendend aus. Nach einem rasanten Start in dieses Spiel begnügte man sich auf Lübecker Seite mit einem Field Goal und sammelte 3 Punkte ein, die noch bedeutungsvoll werden sollten. Denn Kicker Andy Nehlsen war an diesem Tag Mister 100 %. Mit der 10:7 Führung ging es in das 2. Quarter und hier drehte die Offense der Cougars richtig auf. Sie ging durch 2 weitere Touchdowns inkl. Extrapunkt und einem weiteren Field Goal mit 27:7 in die Halbzeit. Die Defense der Lübecker hatte der Offense der Paladins kaum Luft zum Atmen gegeben und so keinerlei Punkte im 2. Quarter zugelassen.
Die Stimmung im Stadion wurde ausgelassen, man hatte sich schon auf eine entspannte 2. Halbzeit eingestellt. Und genau danach sah es zuerst auch aus. Die Defense Lübecks zeigte sich bis zu diesem Zeitpunkt stark verbessert im Vergleich zu den letzten Spielen. So kam es auch dazu, dass man nach dem Kickoff zur zweiten Halbzeit der Offense der Solinger wieder keine Möglichkeit gab, um weiter auf das Scoreboard zu gelangen, denn mit einer Interception wurde die Offense postwendend wieder vom Platz geführt. Dank einer super Feldposition durch die Interception war es für die Offense der Lübecker scheinbar ein Leichtes, den Vorsprung mit weiteren 7 Punkten auszubauen. Bei einem Zwischenstand von 34:7 für die Cougars rechnete nun wirklich niemand mit dem, was noch folgen sollte.
Solingen führte die Offense zum ersten Mal in der 2. Halbzeit erfolgreich über das Feld und sorgte mit einer Two-Point-Conversion für die erste Verkürzung auf 34:15. Über das, was dann kam, wird im Special Team der Cougars mit Sicherheit noch zu reden sein, denn Solingen schaffte es, mit einem Onside Kick sofort wieder die Offense aufs Feld zu bringen und auch die Lübecker Defense, die bis dato einen guten Job machte, schien nicht mehr richtig ins Spiel zu kommen. Den Paladins gelang ein weiterer Touchdown inkl. Two-Point-Conversion, nun war das Spiel wieder offen. Mit 34:23 hatte Solingen plötzlich wieder Hoffnung auf den Sieg. Was Solingen jetzt benötigte, war natürlich wieder der Ball, denn die Offense der Cougars wollte man unbedingt vom Platz halten. Also kam folgerichtig der nächste Onside Kick. Lübeck jubelte schon, denn dieser wurde scheinbar gesichert. Die Offense wollte bereits aufs Feld, bis der Schiedsrichter einen Fehlstart des Returningteams bekannt gab und der Kick wiederholt werden musste. Was dann auf Lübecker Seite passierte, fällt wohl unter den Fachbereich „Regelkunde für Fortgeschrittene“. Der Onside Kick war schon auf dem Weg ins Aus und ein damit einhergehender Ballbesitz der Cougars schien in greifbarer Nähe, bis ein Lübecker Spieler versuchte den sehr harten Kick aufzunehmen, jedoch mit dem Versuch scheiterte. Somit gelang den Paladins ihr zweiter Onside Kick und die Offense kam ein drittes Mal in Folge aufs Feld. Die Defense der Lübecker wusste kaum, wie ihnen geschah, konnte auch ein drittes Mal nicht standhalten und so kam es, wie es kommen musste: Touchdown Paladins inkl. der dritten erfolgreichen Two-Point-Conversion.
34:31 und noch ca. 10 Minuten auf der Spieluhr, also versuchten die Paladins, ihr Erfolgskonzept weiter durchzuziehen: Onside Kick und Offense aufs Feld. Im Stadion hätte man eine Stecknadel fallen hören können, so eine Spannung lag in der Luft. Die Defense schien noch einmal eine zweite Luft zu bekommen und konnte die Offense der Solinger das erste Mal seit langer Zeit vom Feld halten. Der Lübecker Quarterback war scheinbar etwas ausgekühlt und musste mit der Offense zügig wieder vom Feld, somit bekam Solingen noch einmal die Chance zu punkten und somit das Spiel sogar zu drehen. Wieder marschierte die Offense auf die Lübecker Endzone zu, doch die Defensive konnte Solingen stoppen und zwang sie zu einem Fieldgoalversuch, der maximal noch den Ausgleich bedeutet hätte. Doch der einzig missglückte Kick des Tages passierte genau in diesem Moment. Der Kicker der Solinger konnte dem Druck nicht standhalten und kickte links am Post vorbei.
Der Jubel im Stadion kannte keine Grenzen, aber immer noch war zu viel Zeit auf der Uhr, um den schon sicher geglaubten Sieg zu feiern. Die Offense der Lübecker hätte jetzt für klare Verhältnisse sorgen können, aber man wollte den Zuschauern einiges abverlangen und gab den Ball noch einmal an die Solinger ab. Ein letztes Mal zittern, ein letztes Mal der Defense die Daumen drücken. Und die Defense der Lübecker hielt dem Druck stand! Knapp 50 Sekunden vor Schluss erzwang sie das 4 Down. Lübeck kniete im Anschluss ab und gewann das so unglaublich wichtige Spiel gegen einen direkten Tabellenkonkurrenten.
Auch Lübecks Headcoach zeigte sich sichtlich erleichtert nach diesem Arbeitssieg der Willenskraft: „Dieser Sieg gegen Solingen war ein sehr hart umkämpftes Spiel. Wir haben diesen Sieg dadurch verdient, dass sich unser Team im Training kontinuierlich verbessert hat. Die Spieler übernehmen mehr Verantwortung auf dem Spielfeld. Ich bin stolz darauf, dass sich unser Team weiterhin durch Widrigkeiten kämpft und mit jedem Spiel als Team wächst! Das war ein großer Sieg für uns und wir sind stolz auf die Fortschritte, die wir gegen eine gute Solinger Mannschaft gemacht haben. Jede Woche ist eine neue Chance, im Verlauf der Saison zu lernen, sich zu verbessern und zu wachsen!“
Jetzt heißt es eine gute Trainingswoche hinzulegen und den Schwung aus dem Sieg über die Solingen Paladins mit nach Rostock zu nehmen.“