Denkwürdige Partie mit gutem Ausgang für die Scorpions
33:30 gegen Kempten bringt den zweiten Saisonsieg
1.675 Zuschauer wurden am vergangenen Samstag Zeugen eines denkwürdigen Football-Matches im GAZi-Stadion auf der Waldau. Zu Gast bei den Stuttgart Scorpions waren die Allgäu Comets aus Kempten und wie bereits im Vorfeld von Vielen vermutet, sollte es ein hart umkämpftes Duell werden. Das Ende, das die Partie letztendlich gegen 20.45 Uhr nahm, überstieg jedoch selbst die kühnsten Prognosen. Genau 17 Sekunden verbleibende Spielzeit standen noch auf der Anzeigetafel, als die Comets mit 30:27 in Führung gingen und damit der Hoffnung der Scorpions-Fans nach dem zweiten Saison-Sieg nahezu den Garaus machten. Einen Kick-off samt Return später standen die Scorpions 28 Yards vor der gegnerischen Endzone, verbleibende Zeit: neun Sekunden. Es folgte der erwartete, tiefe Passversuch durch Quarterback Conner Sullivan: Incomplete. Verbleibende Zeit: zwei Sekunden. Gleichbedeutend mit: Noch ein Spielzug verbleibt. Wieder folgt ein Passversuch von Conner Sullivan, in diesem Fall auf den Neuzugang aus Hawaii, Makoa Camanse-Stevens. Dieser wird von zwei Verteidigern gedeckt, allerdings – zu seinem Glück – bei weitem nicht ausreichend, weshalb ihm gelingt, was viele kaum noch für möglich hielten: Der Touchdown zum 33:30-Endstand. Die folgenden Bilder auf der Tribüne und dem Feld erinnern an jenen Abend im Herbst 2007, als die Scorpions im Play-off-Halbfinale die Berlin Adler ähnlich dramatisch besiegten. Jubel, ausgelassene Freude und Erleichterung. Denn die fünf Niederlagen in den ersten sechs Spielen gingen an keinem Skorpion spurlos vorüber. Was diesen Moment des Triumphs wie eine Auszeit von den vielen kleinen Sorgen macht, mit denen man sich in dieser Spielzeit herumplagen muss.
Verdient haben sich die Spieler und Coaches diese Auszeit allemal, doch bei aller Freude darf darüber nicht übersehen werden, dass nicht ihr großer Kämpferwille allein den Sieg gebracht hat, sondern auch die Tatsache, dass die Gäste in einem Duell mit vielen Fehlern einige mehr gemacht haben als die Gastgeber. Allen voran seien hier die Strafen genannt: Ganze 20 Regelverstöße für über 150 Yards Raumverlust standen am Ende für Kempten zu Buche. Darüber hinaus ließ die Offense Line der Comets ihren Quarterback Cedric Townsend ein ums andere Mal im Stich, sodass zum Beispiel allein Arian Kozlicic drei Sacks für die Stuttgarter Defense gelangen. Beides – Strafen wie Lücken in der Offense Line – war auf Stuttgarter Seite ebenso zu finden, allerdings nicht in der Kemptener Häufigkeit, weshalb der Sieg am Ende so auch in Ordnung ging.
Bereits in der ersten Halbzeit zeigten beide Teams eine Leistung, in der Licht und Schatten nah beieinander lagen. Eine starke Stuttgarter Defense hatte den Comets-Angriff gut im Griff und konnte zweimal einen Turnover per Fumble Recovery – einmal durch Sebastian Blase und einmal durch Corey Chapman – erzwingen. In Folge des zweiten Turnovers gelang den Gastgebern zu Beginn des zweiten Quarters auch die 07:00-Führung durch Malcom Abimola (alle PAT des Tages: William Jansen). Die Gäste aus dem Allgäu antworteten mit ihrer stärksten Phase der Partie: Zunächst erzielte Orlando Webb nach Pass von Townsend den Ausgleich (alle PAT des Tages: Matthias Schäffeler), Johannes Wagner ließ per Quarterback-Sack in der Stuttgarter Endzone das 07:09 folgen und Christian Hafels gelang – unter gütiger Mithilfe des unaufmerksamen Stuttgarter Backfields – auf Zuspiel von Townsend das 07:16. Im Anschluss rückte die Neuverpflichtung der Scorpions aus Hawaii erstmals in den Blickpunkt: Wide Receiver Makoa Camanse-Stevens fing seine ersten erfolgreichen Pässe in der GFL. Dabei wurde recht schnell deutlich, dass er zwar nicht so flink und wendig wie zum Beispiel ein Fabian Weigel ist, dafür aber mit seiner Größe und Fangsicherheit durchaus die erhoffte Verstärkung werden kann. Auch dank seiner Catches drang Stuttgart bis tief in die gegnerische Hälfte vor und krönte diesen Drive mit dem Lauf-Touchdown zum 14:16 von Sullivan. Kurz vor der Halbzeit wurde der Kemptener Eric Paopao noch wegen seines zweiten persönlichen Fouls des Feldes verwiesen, ehe es bei besagtem Stand von 14:16 in die Kabinen ging.
Im dritten Quarter hatten beide Defensiv-Reihen ihre Gegner wieder besser im Griff, mit Ausnahme eines Drives der Stuttgarter, der ihnen die Führung zurückbrachte. Robin Balschun nutzte ein Mißverständnis in der Manndeckung zwischen Cornerback und Linebacker zum 20:16. So stand es schließlich zu Beginn des letzten Abschnitts, in welchem das Wechselbad der Gefühle auf beiden Seiten seinen Lauf nahm. Das erste Hoch durften die Comets für sich verbuchen, nämlich in Form des 20:24 durch Cedric Townsend, nach einem Lauf, bei dem die Stuttgarter Verteidigung erneut alles andere als gut aussah. Und die Freude der Comets sollte noch anhalten; Marco Fieber fing einen schlecht geworfenen Pass von Sullivan an der Allgäuer 30-Yard-Linie ab. Direkt danach wechselte das Hoch der Gefühle jedoch zu den Scorpions: Tarik Bentoua eroberte einen Ball, den Comets-Running Back Matthias Schäffeler bei der Übergabe von Townsend fallen ließ und brachte seine Offense somit zurück aufs Feld. Diese machte ihre Sache nun besser, nutzte eine Schwäche in der Kemptener-Deckung erneut aus und ging durch Balschun mit 27:24 in Führung. Anschließend folgte die eingangs beschriebene Schlussphase, gefolgt von Jubel auf der einen und Enttäuschung auf der anderen Seite.
Dadurch tauschten beide Mannschaften die Ränge in der Tabelle der GFL-Süd. Stuttgart belegt mit 04:10 Punkten nun den sechsten Rang, während die Comets mit 02:12 Punkten auf den siebten und vorletzten Platz abrutschten.
Quarter | Score
2| 07:00| Malcom Abimola (Pass Conner Sullivan, 19 yds), PAT William Jansen
2| 07:07| Orlando Webb (Pass Cedric Townsend, 4 yds), PAT Matthias Schäffeler
2| 07:09| Johannes Wagner (Safety)
2| 07:16| Christian Hafels (Pass Cedric Townsend, 30 yds), PAT Matthias Schäffeler
2| 14:16| Conner Sullivan (Lauf, 1 yds, PAT William Jansen
3| 20:16| Robin Balschun (Pass Conner Sullivan , 9 yds), PAT William Jansen
4| 20:24| Cedric Townsend (Lauf, 11 yds), TPC Christian Liebold
4| 27:24| Robin Balschun (Pass Conner Sullivan , 9 yds), PAT William Jansen
4| 27:30| Matthias Schäffeler (Pass Cedric Townsend, 7 yds)
4| 33:30| Makoa Camanse-Stevens (Pass Conner Sullivan, 28 yds)
Bilder: Timo Raiser