Die acht Playoff-Teilnehmer der ERIMA GFL 2023 sind gefunden. Bevor sie am 23. September im Viertelfinale ins Rennen um die Finaltickets für den GFL Bowl am 14. Oktober in Essen starten können, werden am letzten Spieltag der Punktrunde der deutschen Bundesliga im American Football die letzten offenen Fragen geklärt. Drei der acht Playoff-Platzierungen stehen fest: Die Potsdam Royals sind Gruppensieger im Norden, Ingolstadt Dukes und Berlin Rebels sind die Tabellenvierten. Die Royals erwarten so im Viertelfinale die Ingolstädter und hätten im Erfolgsfalle auch im Halbfinale Heimrecht.
Wohin die Reise für die Rebels gehen wird, ist eine der Entscheidungen des letzten Spieltages. Im Saarbrücker Ludwigspark empfangen die Saarland Hurricanes Tabellenführer Schwäbisch Hall Unicorns. Die Hurricanes sind das einzige zu Hause noch ungeschlagene Team der ERIMA GFL Süd 2023 und würden allzugern auch im Viertelfinale ihre Heimstärke nutzen können. Beistand erhofft man sich unter anderem von der Belegschaft des Stahlkonzerns „Saarstahl“, für die eine der Tribünen reserviert worden ist. Das kleinste der Flächen-Bundesländer macht mobil und hofft in diesem Jahr auf seine erste Teilnahme am ERIMA-GFL-Finale.
In der Tabelle sind die Voraussetzungen allerdings alles andere als günstig: Die Hurricanes verloren das Hinspiel in Schwäbisch Hall mit 14:30. Und vor dem letzten Spieltag scheint sich zu rächen, dass man in der allerersten Saisonpartie in Kempten in einigen Momenten noch nicht voll bei der Sache gewesen war, den Allgäu Comets einige lange Pässe erlaubte, unter anderem den in der Schlussphase, der die 48:52-Niederlage besiegelte. Gegner Schwäbisch Hall hatte später in Kempten mit 24:21 die Nase vorn gehabt. Dies erklärt, warum die Haller recht gelassen in den Ludwigspark reisen. Offense-Coach Felix Brenner drückt das selbstbewusst so aus: „Aus unserer Sicht kommt das Spiel genau zum richtigen Zeitpunkt, um dann hoffentlich als Südmeister in die Playoffs zu starten.“
Sein Team hat schließlich nicht nur beide Siege gegen das Allgäu und das Saarland in der Hinterhand, sondern startet gegen die Hurricanes mit 16 Punkten Vorsprung im direkten Gesamtvergleich. Die in der ersten Saisonhälfte noch etwas wackelige Verteidigung des amtierenden deutschen Meisters hat in sechs der letzten sieben Spiele (ausgenommen nur das 24:21 bei den Comets) keinem Gegner überhaupt 16 Punkte erlaubt, und die Haller waren schon deswegen nie in Gefahr, mit einer solchen Differenz zu verlieren.
Der Anspruch der Unicorns wird sein, die nächste Südmeisterschaft mit einem Sieg klar zu machen, sodass es auf die Rechenspiele im Nachhinein nicht mehr ankommen wird. Eine Niederlage bedeutet für die Hurricanes Platz drei. Es käme nicht mehr darauf an, was die Allgäu Comets in Ingolstadt bei ihrem eineinhalb Stunden später beginnenden letzten Punktspiel anstellen. Die Allgäuer hatten lange die Tabellenführung verteidigt, waren im Spitzenspiel gegen die Unicorns phasenweise ebenbürtig, kamen zuletzt auswärts in Straubing und Braunschweig aber unter die Räder. Für die Dukes könnte die Partie ein Testspiel für die Playoffs sein, ist aber vor allem der Abschied von den heimischen Fans für dieses Jahr. Denen und eben auch den Saarland Hurricanes käme ein Dukes-Sieg gegen die Comets sehr recht. In diesem Fall könnten die Saarländer mit einem Erfolg gegen die Unicorns Platz zwei und bei mehr als 16 Punkten Vorsprung gar noch Rang eins aus eigener Kraft schaffen.
Die Potsdam Royals haben diese Aufgabe im Norden bereits erledigt. Nach ihrem 57:21-Triumph in Dresden ließen sie beim 58:15 auch dem Tabellensiebten Kiel Baltic Hurricanes keine Chance und sind uneinholbar Erster. Da sich Dresden beim 48:36-Auswärtssieg bei den Berlin Adlern erholt vom Flop gegen Potsdam zeigte, ist die letzte offene Frage im Norden, ob Dresden Monarchs oder New Yorker Lions das zweite Viertelfinal-Heimrecht ergatten. Die Sachsen sind im Vorteil, haben sie doch das Spiel gegen die Braunschweiger 24:7 gewonnen. Fehlt also am Samstag nur noch der Heimsieg gegen Aufsteiger Paderborn Dolphins (Hinspiel 35:6 für Dresden). Ob die New Yorker Lions, die am Sonntag die Kiel Baltic Hurricanes erwarten, da tatsächlich noch um Platz zwei spielen oder lediglich in der Playoff-Vorbereitung stecken, ist zum Kickoff in Braunschweig dann bereits bekannt.
Auch die Voraussetzungen für das zweite Sonntagsspiel der ERIMA GFL in Marburg entscheiden sich am Samstag. Nicht nur das Spitzentrio im Süden bemüht in der Schlussphase der Saison die Rechenschieber, sondern vor allem die letzten drei der Tabelle. Am Samstag wird Münchens „Football-Tempel“ Dantestadion einmal mehr zum Schicksalsort. Nachdem man im letzten September dort nach 21 Jahren Pause endlich wieder einmal ein Playoff-Heimspiel ausrichten durfte, droht den Munich Cowboys zwölf Monate später an gleicher Stätte der Gang in die Relegation.
Verhindern können die Münchner dies mit einem Sieg gegen die ifm Razorbacks Ravensburg. Die Ravensburger waren nach einem Jahrzehnt im Aufwärtstrend 2018 und 2019 Zweitligameister gewesen, ihre mit viel Elan geplante Debütsaison in der ERIMA GFL fiel 2020 aber Corona zum Opfer. 2021 kratzten sie immerhin an der Tür zu den Playoffs, letztes Jahr schon war der „Pflichtsieg“ gegen den späteren Absteiger Frankfurt jedoch das einzige Erfolgserlebnis.
Und ein 24:24-Remis gegen die Munich Cowboys, seinerzeit eine Sensation. Dieses Jahr gewannen die Ravensburger das Hinspiel gegen die Münchner, es gäbe also wohl schlimmere Gegner für ein solches Schicksalsspiel. Allerdings müssen die Ravensburger seit einigen Wochen auf ihren Ex-Stammspielmacher Alexander Kronborg Bjerre verzichten, der in die dänische Heimat zurückgekehrt ist. Nach Hinspielsieg gegen Marburg verlor man so noch den Gesamtvergleich gegen die Mercenaries und damit auch den Vorteil aus dem Hinspielerfolg gegen München.
Nur ein Sieg rettet die Ravensburger daher am Samstag vor der Relegation. Eine Niederlage der Munich Cowboys verliehe zudem dem Spiel der Marburg Mercenaries gegen die Straubing Spiders tags darauf Bedeutung. Die Spiders haben dank ihres überraschenden Sieges gegen die Allgäu Comets das rettende Ufer schon erreicht, was für die Marburger immerhin in Sichtweite ist. Doch die Mercenaries müssten wegen ihres verlorenen Gesamtvergleichs gegen die Münchner unbedingt gewinnen, sollten die Cowboys nicht Ravensburg geschlagen haben.
Der Relegationsgegner für Ravensburg, München oder Marburg steht bereits fest: Die Kirchdorf Wildcats wollen als Meister der GFL 2 Süd nach drei Spielzeiten in der zweiten Liga zurück in die ERIMA GFL. Für den Norden ist Zweitligameister Hildesheim Invaders direkter Aufsteiger, auch die Hildesheimer hatten wie Kirchdorf zuletzt 2019 im Oberhaus gespielt.