Nach ihrem Sieg bei den Berlin Rebels empfangen die Dresden Monarchs am 26. August in der ERIMA GFL Nord den Co-Spitzenreiter Potsdam Royals. Nach Lage der Dinge wird sich dabei entscheiden, wer in diesem Jahr die Nordmeisterschaft der Liga erringt. Der erste Platz garantiert Heimrecht in Viertelfinale und im eventuellen Halbfinale, in den letzten 15 Spielzeiten kam der Nord-Erste der Punktrunde nur ein einziges Mal anschließend nicht auch ins Finale.
Dieses Jahr findet der ERIMA GFL Bowl am 14. Oktober im Essener Stadion an der Hafenstraße statt. Sowohl Dresden, Meister von 2021 nach dem ersten Platz im Norden, als auch Potsdam, Nord- und deutscher Vizemeister 2022, richten alle ihre Planungen genau auf dieses Datum aus. Finalstimmung herrscht aber bereits diesen Samstag an der Bärnsdorfer Straße in Dresden, mit dem zusätzlichen „Kick“, dass im ERIMA GFL Bowl zum Schluss schließlich auch Nord-Erster und Nord-Zweiter aufeinandertreffen könnten. Es muss also nicht das letzte Aufeinandertreffen der beiden königlichen ERIMA-GFL-Teams aus Ostdeutschland in diesem Jahr sein.
Der erste Vergleich beim Hinspiel in Potsdam war ein Beleg für die Offensivkraft der beiden und mit 104 Zählern das punktreichste Spiel der ERIMA-GFL-Saison bisher. Dresden setzte sich mit 59:45 durch, Quarterback Steven Duncan warf damals sechs Touchdown-Pässe. 16 der ersten 18 Angriffsserien in jenem Spiel mündeten in Punkterfolgen. Der kleine, aber feine Unterschied war, dass die Dresdener mit einem Field Goal zum Halbzeitpfiff die Führung übernahmen, ihre Verteidigung die Potsdamer Angreifer nach der Rückkehr aus den Kabinen ein erstes Mal stoppen konnte und sie so in der zweiten Hälfte das Heft in die Hand bekamen. Potsdam glich vor dem letzten Seitenwechsel zwar noch einmal aus, doch der Royals-Angriff wurde nach dem nächsten Touchdown der Monarchs ein zweites Mal entscheidend gestoppt.
Bis dahin war es ein Kampf auf Augenhöhe, in Dresden dürfte dies dieses Wochenende wieder so sein. Duncan und primär Receiver Austin Mitchell, aber zum Beispiel auch Running Back Nico Barrow, der in Potsdam den entscheidenden Touchdown im letzten Viertel erlief, stellen im Angriff nämlich nicht allein den Maßstab der Liga dar. Potsdams Quarterback Jaylon Henderson, die Running Backs Gennadiy Adams und Heiko Bals sowie die Receiver Thomas Jenkins und Brandon Polk übernahmen letzte Woche wieder die statistische Spitze der ERIMA GFL, als sie beim Erfolg gegen die Munich Cowboys mit 560 Yards Raumgewinn beinahe auf die 561 kamen, die sie im Hinspiel gegen Dresden holten.
Phänomenale Zahlen hebeln aber nicht die alte Football-Weisheit aus, dass es die Defense ist, die Championships gewinnt. Möglich ist, dass es an der Bärnsdorfer Straße wieder ein Punktefestival gibt. Ziemlich wahrscheinlich ist jedoch, dass die wirklich spielentscheidenden Aktionen auch in einem Shootout von einem Verteidger kommen werden, der in einem wichtigen Moment über sich hinauswächst. Der Sieger der Partie kann sich anschließend auf dem Weg zu Platz eins nur noch selbst ein Bein stellen, dem Verlierer bleiben immerhin gute Aussichten auf Rang zwei.
Einen Wechsel an der Tabellenspitze kann es auch im Süden geben: Meister Schwäbisch Hall Unicorns erwartet am Samstag ab 17 Uhr die Munich Cowboys zu seinem „Summer Game“, eine Stunde später wird in Braunschweig das Interconference-Duell der New Yorker Lions gegen die Allgäu Comets angepfiffen. Nach der überraschenden Niederlage der Comets in Straubing liegen die Unicorns und die Kemptener nach Minuspunkten bereits gleichauf, die Unicorns haben den direkten Vergleich gewonnen.
Können die Comets in Braunschweig nicht gewinnen, sinken ihre Chancen auf die Südmeisterschaft wohl auf ein theoretisches Minimum. Letztes Jahr gelang ihnen im Viertelfinale allerdings genau jenes Husarenstück mit einem 14:10 bei den New Yorker Lions. Die Wiederholung ist nicht ausgeschlossen, auch wenn die Gastgeber nun gewarnt sind und im American Football solche überraschenden „Tiefschläge“, wie es das frühe Ausscheiden 2022 für die Braunschweiger war, bei Gelegenheit zur Revanche häufig zu einer besonders motivierten Gegenreaktion führen. Zumal die New Yorker Lions noch die leise Hoffnung auf Rang zwei im Norden hegen, wozu zwar Schützenhilfe nötig wird, aber vor allem eigene Siege.
In der Süd-Gruppe steht im abschließenden Sonntagsspiel zwischen Marburg Mercenaries und ifm Razorbacks Ravensburg der Abstieg auf dem Spiel. Marburg verlor das Hinspiel in Ravensburg mit 21:26. Bei einer erneuten Niederlage könnten die Mercenaries den Gang in die Relegation nur noch mit einer Auswärtssensation in Schwäbisch Hall verhindern. Ein knapper Erfolg mit bis zu fünf Punkten ließe ihnen die Hoffnung, dies im letzten Heimspiel allein mit einem Sieg gegen die Spiders zu schaffen. Mit einem höheren Marburger Sieg zöge man zumindest auch die Munich Cowboys noch tiefer mit in den Abstiegsstrudel und würde die Entscheidung auf den letzten Spieltag verschieben, wenn die Ravensburger noch nach München müssen.
Neben den Allgäu Comets in Braunschweig sind mit Saarland Hurricanes und Ingolstadt Dukes zwei weitere Playoff-Anwärter des Südens in Interconference-Spielen aktiv. Die angriffsstarken Saarländer hätten im Erfolgsfall gegen die verteidigungsstarken Berlin Rebels im für sie günstigsten Fall weiter Aussichten auf Rang eins, wozu sie alle ihre letzten drei Spiele gewinnen müssten. Die Rebels wiederum würden mit einem Sieg ihre eigene Playoff-Teilnahme festzurren.
Schaffen die Saarländer den Erfolg nicht, müssen sie eventuell noch um Rang drei bangen. Sollten die Ingolstadt Dukes den Nord-Tabellenletzten Kiel Baltic Hurricanes, dessen einziger Saisonsieg bisher aus dem Interconference-Duell gegen Ravensburg stammt, bezwingen und danach ihre beiden weiteren Spiele gewinnen, könnten sie die Hurricanes noch abfangen.