Fast hätte man denken können, das knappe Spiel in Marburg Anfang Juli gab den Mercenaries wieder einen Funken Hoffnung, die bis dahin verkorkste Saison zu drehen. Diesen Schwung nutzten sie dann wohl auch gegen die zahlenmäßig schwach angetretenen Dukes, um den ersten Saisonsieg einzufahren. Im Illerstadion wurde am vergangenen Sonntag dieser Schwung jäh abgebremst, als die Comets unter HC Elias Gniffke durch eine überaus solide Leistung aller Mannschaftsteile den angereisten Söldnern mit 56:20 eine klare Positionsbestimmung mit auf den Weg gaben.

Nach gewonnenem Coin-Toss starteten die Marburger selbstbewusst mit ihrer Offense, gelangte bis zur Mitte des Spielfelds und musstem nach einem ausgespielten 4. Versuch das Angriffsrecht abgeben. Die Comets wiederum konnten dies auch nicht in Punkte verwandeln und die Marburg Offense kehrte zurück aufs Feld – doch nicht lange. LB Matt Barrett konnte dem Mercenaries-Neuzugang Dondi Penick Jr. den Ball entreißen und der DL Souleymane Ba ihn für die Comets sichern. Die dadurch hervorragende Ausgangsposition nutzte QB Javarian Smith zum ersten Touchdown des Tages auf Marcel Schade, nach erfolgtem PAT (alle durch Schade auch im Folgenden sicher verwandelt) gingen die Gastgeber mit 7:0 in Führung. Im Gegenzug arbeiteten sich die Söldner aus Hessen bis kurz vor die 30-Yard-Linie vor, als die an diesem Tag gut abgestimmte und äußerst bissig agierende Verteidigung der Hausherren den Marburgern nur einen Fieldgoalversuch erlaubte, welchen Lennard Treckma aus beeindruckenden 49 Yards sicher zum 7:3 verwandelte.

Häufig dient das erste Spielviertel zum gegenseitigen Abtasten der Spielstärken und Strategien der Teams, so versuchten es auch die Comets mit einer Kombination aus Pass- und Laufspiel – fanden aber noch nicht ganz das Patentrezept für die gegnerische Defense. Die Allgäuer Defense, die vom ehemaligen Abwehrchef und jetzigen DC Niall Padden an der Sideline eindrucksvoll dirigiert wurde, bremste auch im zweiten Quarter den neuen Angriffsversuch der Gäste aus und zwang diese zu einem Punt. Mittlerweile hatte die Offense um QB Smith sich darauf verlegt, mit eigenen Läufen und weiten Pässen voran zu kommen – mit Erfolg, so erhöhten die Comets nach einem 49-Yards-Touchdownpass auf WR Nate Stewart auf 14:3. Etwas mehr Mühe hatte die Offense der Mercenaries, schaffte es aber nach einem weiten Pass auf WR Devon Smith nahe an die Endzone heranzukommen und Penick Jr. lief anschließend zum Touchdown hinein. Der Punkteabstand von drei Punkten nach erfolgreicher 2-Point-Conversion zum 14:11 sollte aber das Kürzeste sein, auf das die Hessen heranrücken konnten. Im Blitztempo überquerten die Comets mit einem 33-Yard-Pass auf WR Benny Perauer anschließend das Feld und WR Ahsan Moore fing einen sensationell weiten Pass über 42 Yards unmittelbar vor der Spielfeldecke zur Endzone zum Touchdown. Die ebenfalls eindrucksvolle Leistung der Allgäuer Defense zeigte sich wenig später in einer erfolgreichen Interception durch LB Barrett, der den Ball weit zurücktrug und der Offense das Angriffsrecht auf einem Silbertablett an der gegnerischen 23-Yard-Linie übergab. Waren im Hinspiel noch die Marburger Defensespieler Kenshiro, Mobelini und Williams die größte Gefahr für QB Smith gewesen, wurden diese durch die junge Offensive Line der Allgäuer weitgehend aus dem Spiel genommen. Einzig DE Sadik Busch konnte erkennbar Druck auf Smith ausüben, der sich diesem aber erfolgreich durch eigene Läufe entzog, die nötigen Yards nach vorne schaffte und schlussendlich Benny Perauer mit einem Pass in die Endzone zum Touchdown bediente – obwohl der Ball durch einen Marburger Spieler noch abgelenkt wurde. So gingen die Mannschaften mit einem jetzt schon komfortablen Allgäuer Vorsprung von 28:11 in die Halbzeitpause.

Mit dem eigenen Angriffsrecht starteten die Comets ins dritte Quarter und marschierten über eine Vielzahl von Pässen über das Feld. Ein weiter Pass auf Moore bereitete den Touchdown auf Stewart vor, mit dem sich die Gastgeber weiter auf 35:11 absetzten. Erneut war es der überaus sicher und konzentriert agierende Verteidigungschef Barrett, der den gegnerischen Ball gleich im ersten Marburger Spielzug nahe an deren Endzone erobern konnte, nachdem DB Johannes Reitberger durch ein Tackle das Fumble ausgelöst hatte. QB Smith reichte der erste Angriffsversuch, um Nate Stewart mit dessen dritten Touchdown zu bedenken. Ein deutlicher Unterschied zum Hinspiel, als sich die Allgäuer schwer taten, nach einer ordentlichen ersten Spielhälfte wieder zurück ins Spiel zu finden. Ganz anders an diesem Tag: Den folgenden Angriffsversuch ließ die Defense der Comets noch vor der Marburger 24-Yard-Linie versanden und kurz vor Beginn des dritten Quarters begann die Stunde des Keito Noguchi. Da RB Thomas Campbell noch geschont wurde, trug der japanische Runningback nun erfolgreich die Hauptlast des Angriffspiels. Auch der Offensive Line gelang es, immer neue Lücken in die Marburger Verteidigungsmauer zu reißen, in die sich der Japaner furchtlos stürzte. Zusammen mit einem tiefen Pass auf Moore bereitete QB Smith dann den siebten Touchdown des Tages vor, den WR Perauer kurz vor Ende des dritten Spielviertels zum 49:11 fangen konnte.

Nachdem bei diesem Vorsprung nun die Zeit gekommen war, den Backups Spielzeit zu geben, kamen auch die Gäste aus Hessen noch einmal zur Gelegenheit auf einen Touchdown, den QB Bodman auf Devon Smith zum 49:17 warf. Das Angriffsrecht der Hausherren nutzte wieder Noguchi, der erfolgreich Laufspiel um Laufspiel absolvierte und mehr als die Hälfte des letzten Quarters mit einem Drive bis kurz vor die Endzone von der Uhr nahm. Leider wurde der Pass in die Endzone durch DB McCoy abgefangen – aber was die Marburger Defense schafft, sollte ja auch kein Problem für die Comets sein – dachte sich Nickelback Dominik „Dauschi“ Schmid, fing den Marburger Pass geschickt ab und trug ihn zum i-Tüpfelchen des Tages, einem Defense-Touchdown („Pick-Six“), in die Endzone. Mit dem 56:17 war auch die „magische“ 50-Punkte-Grenze überschritten, was die gute Arbeit aller Mannschaftsteile verdeutlicht. Den hessischen Söldnern gelang mit einem Fieldgoal 24 Sekunden vor Spielende noch etwas Ergebniskosmetik zum 56:20.

Neben dem blendend aufgelegten und spielfreudigen Comets-Team bleibt der angenehme Eindruck einer ziemlich fairen Partie ohne größere Ausschreitungen und Fouls. Wesentlich dazu beigetragen hat sicher auch die konzentrierte Ausführung des Spielplans durch die high-scoring Power-Offense Gniffkes sowie die ebenfalls bärenstarke Defense, die keinen Zweifel an der Dominanz der Comets aufkommen ließ und den Hessen so kaum Raum für Entfaltung blieb. Die Comets behalten die Tabellenführung vor den Hall Unicorns inne und können diese auch am kommenden Sonntag verteidigen, wenn die ifm Ravensburg Razorbacks beim letzten Heimspiel in der regulären Saison erfolgreich in Schach gehalten werden können. Kickoff ist im Illerstadion wie immer um 15:00 Uhr.

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