Die Schwäbisch Hall Unicorns haben es geschafft: Im Frankfurter Deutsche Bank Park holten sie sich am Samstag vor 9.000 Zuschauern zum fünften Mal den Titel des deutschen Football-Meisters! Mit 44:27 besiegten sie die Potsdam Royals, die den Hallern im ersten Viertel viel Kopfzerbrechen bereiteten. Am Ende durften die Unicorns aber einen verdienten Titelgewinn und eine Perfect Season feiern.
In der Anfangsphase des Endspiels um die deutsche Meisterschaft erinnerten die Potsdam Royals am Samstag bei ihrer ersten German-Bowl-Teilnahme an die Schwäbisch Hall Unicorns bei ihrem Endspiel-Debüt vor genau elf Jahren gegen Kiel. Frech und ohne Scheu vor dem German-Bowl-erfahrenen Gegner legten sie zunächst mit einem Trickspielzug beim spielöffnenden Kickoff-Return los. Brandon Polk brachte den Ball bis in die Haller Endzone und nur eine Blocking-Strafe verhinderte, dass Potsdam schon nach 14 Sekunden in Führung gelegen wäre.
Das taten die Royals aber fünf Minuten später, nachdem sie das Feld in der von ihnen bekannten, extrem schnellen Spielweise überbrückten. Die Unicorns-Defense wusste schon vor dem Spiel, was sie da erwarten würde. Bei den ersten Potsdamer Angriffszügen fand man auf Haller Seite aber dennoch kein Mittel dagegen. So musste man das 0:6 durch Karri Pajarinen hinnehmen und die Royals präsentierten nun den nächsten Oha-Moment: Anstatt einen Extrapunkt per Kick zu erzielen, versuchte man zwei Punkte per Conversion einzusammeln, allerdings ohne Erfolg.
Spätestens beim nachfolgenden Kickoff sahen sich die Unicorns tatsächlich um elf Jahre in vertauschten Rollen zurückversetzt: Wie die Haller damals in Magdeburg spielten die Potsdamer nach ihrem ersten Final-Touchdown einen Onside-Kick. Einziger Unterschied war, dass die Haller damals Érfolg damit hatten, der Versuch der Royals ging hingegen gründlich daneben: Der Kickoff wurde von Halls Joshua Haas aufgenommen und der hatte über 37 Yards freie Bahn bis in die Potsdamer Endzone (PAT Tim Stadelmayr).
Die Haller 7:6-Führung hielt aber nicht lange, denn die Royals überbrückten erneut schnell das Feld und erzielten wieder durch Karri Pajarinen (PAT Daniel Schumacher) das 7:13. Erst jetzt, eine Minute vor dem Ende des ersten Viertels, kam erstmals die Haller Offense auf das Feld und agierte abgeklärt und äußerst effektiv. Sechs Spielzüge und 64 Yards später stand es durch einen Lauf von Quarterback Reilly Hennessey (PAT Stadelmayr) 14:13 und diese Führung sollten die Haller dann auch nicht mehr abgeben.
Potsdam musste den Ball im nächsten Angriffszug nach einem erfolglosen vierten Versuch an die Unicorns abgeben. Deren Offense benötigte wieder nur sechs Spielzüge um diesmal 72 Yards zu überbrücken. Beim letzten davon bediente Hennessey Tyler Rutenbeck über 31 Yards zum 20:13. Halls Verteidigung, die sich inzwischen gut auf ihre Gegner eingestellt hatte und sich nur noch selten eine Blöße gab, holte den Ballbesitz im Rekordtempo zurück: Alex Spillum fing im ersten Potsdamer Versuch den Pass von Quarterback Robert Patterson ab und schickte die Unicorns-Offense wieder auf die Reise Richtung Royals-Endzone. Dort kam Hennessey mit einem 10-Yard-Lauf zum 27:13-Halbzeitstand (PAT Stadelmyr) 18 Sekunden vor dem Pausenpfiff auch an.
Nach der Pause vergaben die Haller die Chance, den berühmten Sack schnell zuzumachen. Den ersten Ballbesitz schlossen sie „nur“ mit einem Fieldgoal über 26 Yards von Tim Stadelmayr zum 30:13 ab und im zweiten musste man den Ball gar per Befreiungskick und ohne Punkte an die Royals geben. Beide Male war es weniger die Leistung der Potsdamer Defense, als vielmehr eigene Fehler und Starfyards, die eine größere Punkteausbeute verhinderten. So kam Potsdam durch Sixten Dragan (PAT Schuhmacher) auf 30:20 an die Haller heran und setzte mit einem weiteren Onside-Kick erneut alles auf eine Karte. Wieder ohne Erfolg, denn diesmal sicherte der am Samstag stark aufspielende Moritz Böhringer den Ball und brachte ihn an die Potsdamer 34-Yard-Linie. Eine Chance, die sich die zehnmaligen German-Bowl-Teilnehmer aus Hall nicht entgehen ließen. Drei Spielzüge später hieß es durch einen 27-Yard-Pass von Hennessey auf Böhringer (PAT Stadelmayr) 37:20.
Noch einmal setzten die Royals nach und erzielten acht Minuten vor Spielende das 37:27 durch Patterson. Zehn Punkte Rückstand sind in acht Minuten durchaus aufzuholen, doch das Spieluhr-Management der Haller erlaubte das den Potsdamern nicht. Durch eine clevere Spielzugauswahl hatten sie über sieben Minuten von der Uhr genommen, als Hennessey seinen letzten Pass an diesem Tag über 16 Yards auf Aurieus Minton (PAT Stadelmayr) zum 44:27-Endstand warf.
Die Haller konnten den ERIMA German Bowl mit einer äußerst starken Teamleistung gewinnen, auch wenn ihr Spielmacher Reilly Hennesey zurecht als der beste Spieler des Bowls geehrt wurde. Hennessey erlief 66 Yards Raumgewinn und zwei Touchdowns, komplettierte neun Pässe für 153 Yards und drei Touchdowns und war der ruhende Pol im Haller Angriff.
Die Punkte für Hall erzielten: Joshua Haas (6), Tim Stadelmayr (8), Reilly Hennessey (12), Tyler Rutenbeck (6), Moritz Böhringer (6) und Aurieus Minton (6).
Viertelergebnisse: 7:13 / 20:0 / 10:7 / 7:7 / Final: 44:27
Alle Punkte:
0:6 – Karri Pajarinen – 5-Yard-Lauf (CON failed)
7:6 – Joshua Haas – 37-Yard-Kickoff-Return (PAT Tim Stadelmayr)
7:13 – Karri Pajarinen – 4-Yard-Lauf (PAT Daniel Schumacher)
14:13 – Reilly Hennessey – 1-Yard-Lauf (PAT Tim Stadelmayr)
20:13 – Tyler Rutenbeck – 31-Yard-Pass von Reilly Hennessey (PAT missed)
27:13 – Reilly Hennessey – 10-Yard-Lauf (PAT Tim Stadelmayr)
30:13 – Tim Stadelmayr – 26-Yard-Fieldgoal
30:20 – Sixten Dragan – 14-Yard-Pass von Robert Patterson (PAT Daniel Schumacher)
37:20 – Moritz Böhringer – 27-Yard-Pass von Reilly Hennessey (PAT Tim Stadelmayr)
37:27 – Robert Patterson – 3-Yard-Lauf (PAT Daniel Schuhmacher)
44:27 – Aurieus Minton – 16-Yard-Pass von Reilly Hennessey (PAT Tim Stadelmayr)