Der erste Monat der Saison 2022 in der SharkWater GFL kommt zum Abschluss – und Titelverteidiger Dresden Monarchs ist bereits unter Druck. Einem knappen Heimsieg stehen zwei Auswärtsniederlagen bei anderen Playoff-Anwärtern gegenüber. Nun sind am 18. Juni die Cologne Crocodiles in Dresden zu Gast, und für den Meister wird dies schon zu einem kleinen Schicksalsspiel. Denn ein Rückspiel, in dem man wie im letzten Jahr eine Niederlage gegen die Crocodiles noch einmal ausbügeln könnte, gibt es diesmal nicht, beide Teams gehören nicht zur selben „Halbgruppe“ der Nord-Staffel. Die Konsequenz einer Niederlage der Monarchs bei dann vier Punkten Rückstand auf die Playoff-Plätze wäre, dass sie in ihren verbleibenden sechs Spielen zwei oder gar drei Mal öfter gewinnen müssten als mindestens einer der vor ihnen Platzierten, um die Endrunde zu erreichen.

Nach der Verletzung von Quarterback Austyn Carta-Samuels im ersten Spiel haben die Dresdner sich im Angriff neu sortiert. Neu sortieren müssen, denn zu allem Überfluss stand den Monarchs der eigene Erfolg im Nachwuchsbereich in gewissem Sinne im Wege: Nachwuchs-Quarterback Marvin Schöne, der die Mannschaft zum Sieg gegen Kiel führte, spielt in diesen Wochen an verschiedenen Colleges in den USA vor und steht so nicht zur Verfügung. Mit Neuzugang Justin Agner als Quarterback und dem letztjährigen Top-Receiver Darrell Stewart als Rückkehrer soll es nun wieder aufwärts gehen, was mit jeder gemeinsamen Trainingseinheit wahrscheinlicher wird, auch wenn es in Berlin auf Anhieb noch nicht klappte.

Eingespielt ist jedoch der Angriff der Kölner. Die Crocodiles können weiter auf Quarterback Chris Strong bauen, der schon letztes Jahr nach Yards der Top-Spielmacher der SharkWater GFL war. Am letzten Samstag gelangen ihm fünf Touchdown-Pässe beim 49:0-Shutout gegen Kiel, vier davon allein in der ersten Hälfte auf Jarvis McClam. Während die Kölner so zur Halbzeit mit 35 Punkten vorn lagen, waren die Dresdner in Berlin zur Pause mit 28 Zählern im Hintertreffen. Diesmal werden sie von der ersten Minute an hellwach sein müssen, wollen sie nicht abgehängt werden.

Ähnlich wie den Monarchs ergeht es in der SharkWater GFL Süd derzeit den Saarland Hurricanes. Nach der besten Spielzeit der Vereinsgeschichte verletzte sich beim Vorjahreszweiten nun gleich im ersten Spiel der neue Quarterback Jack Lindsey. Kurzfristig konnte Josh Goldin zurückgeholt werden, der 2021 der Top-Spielmacher der Südgruppe war. Im ersten Spiel nach der Rückkehr setzte es dennoch eine 14:24-Heimniederlage gegen die Marburg Mercenaries. Nun muss man bei den noch ungeschlagenen Munich Cowboys in München ran und dabei ebenfalls um den Anschluss an die Playoff-Ränge fürchten.

Die Münchner führen derzeit die – allerdings naturgemäß noch recht vorläufigen – Ligastatistiken in nahezu allen wichtigen Kategorien an, erzielten die meisten Punkte pro Spiel, kassierten die wenigsten, sind in punkto Pass-Effektivität sowohl in Offense wie Defense mit weitem Abstand vorn. Der „Vater“ des Erfolges ist in dem Fall mit Nadine Nurasyid die erste weibliche Head Coach in der Geschichte der Herren-Bundesliga im American Football, wenn nicht aller Herren-Bundesligen in allen Mannschaftssportarten in Deutschland überhaupt.

Wobei die 35-jährige Sportwissenschaftlerin ja nicht erst seit der Übernahme der an Spieltagen sichtbaren Verantwortung an der Seitenlinie des GFL-Teams kräftig an der sportlichen Handschrift der Münchner mitgefeilt hat. In verschiedenen Funktionen hat sie an Stellschrauben im Gesamtverein mitgedreht. Das langfristige Konzept, das den Meister von 1993 wieder an die Spitze bringen soll, scheint trotz einiger Rückschläge der vergangenen Jahre nun aufgehen zu können. Ein Heimsieg gegen die Saarländer wäre da der nächste wichtige Schritt.

Zwischendurch hatte Nurasyid erste Trainer-Meriten übrigens auch in Straubing gesammelt. Die Straubing Spiders führte ihr Vormarsch der letzten Jahre inzwischen bis in die SharkWater GFL. Nach dem Auftakterfolg im Allgäu hielt man zumindest phasenweise auch beim Heimdebüt gegen Vizemeister Schwäbisch Hall mit – die Spiders setzen also die Tradition starker Aufsteiger aus der GFL 2 Süd fort. Ihr Vorgänger in dieser Rolle, die ifm Razorbacks Ravensburg, sind nun am Sonntag ihr nächster Gastgeber.

Ravensburg verlor letzten Sonntag mit 20:48 in Kempten, nach einer verpatzten ersten Hälfte lief man einem frühen Rückstand vergeblich hinterher. Interessierte Beobachter waren natürlich Straubinger Spione. Spiders-Cheftrainer Max Macek sagt zwar: „Es wird wieder eine schwere und spannende Partie werden, auswärts in einem mit Sicherheit gut gefüllten Stadion.“ Aber gleichzeitig will er sich auch am Beispiel der Allgäuer orientieren und möglichst schnell den Grundstein für einen Erfolg legen: „Der Druck liegt bei den Ravensburgern, und wir wollen mit unserer Art zu spielen diesen von Beginn an erhöhen. Wir sind in beiden Partien gut aus der Kabine gekommen.“

SharkWater GFL, 5. Spieltag:


18.6., 15.00 Uhr:         Dresden Monarchs – Cologne Crocodiles                Bärnsdorfer Straße
18.6., 16.00 Uhr:         Potsdam Royals – Berlin Rebels                                Luftschiffhafen
18.6., 16.00 Uhr:         Munich Cowboys – Saarland Hurricanes                  Dantestadion
18.6., 17.00 Uhr:         Schwäbisch Hall Unicorns – Allgäu Comets              Optima Sportpark
19.6., 15.00 Uhr:         ifm Razorbacks Ravensburg – Straubing Spiders      Lindenhofstadion

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