Am Sonntag den 03.05.2020 hätte für die Marburg Mercenares die GFL Saison 2020 im Georg-Gaßmann-Stadion begonnen. Die letztjährigen Playoff Teilnehmer hätten das Traditionsteam aus München, die Munich Cowboys empfangen. Dieses „Grand Old Team of the South“ gehörte bereits 1979 zu den Gründungsmitgliedern der Football-Bundesliga und hat in dieser Zeit viele Höhen und manche Tiefen erlebt. Aber so viele Fragezeichen, ob denn überhaupt eine Saison gespielt werden kann, gab es in all diesen vielen Jahren noch nie.
Die Mercenaries und die Cowboys hätten also in Marburg bei bestem Football-Wetter gespielt, für beide Teams wäre es das erste Saisonspiel gewesen. Aus den Lautsprechern wäre „Start me up“ von den Rolling Stones gedröhnt, die Zuschauer hätten sich von ihren Plätzen erhoben, um ihr Team begeistert zu empfangen. Und auch die mitgereisten Fans der Cowboys und die Wild Bells hätten mit ihren Kuhglocken für ordentlich Lärm und Stimmung gesorgt.
Aber am Sonntag herrschte absolute Ruhe im Marburger Stadion, genau wie in allen anderen Stadion auch. Umso erfreulicher ist da die Nachricht, dass die Mercenaries ab dem 12.05.2020 zumindest in Kleingruppen wieder mit dem Training beginnen werden.
Aufgrund des bekannten Beschlusses der hessischen Landesregierung wäre es den Marburgern grundsätzlich bereits erlaubt gewesen zu trainieren. So wie zum Beispiel auch den Schwäbisch Hall Unicorns, welche bereits seit zwei Wochen wieder im Training sind. Doch dies war den Mercenaries bislang nicht möglich, da die Stadt Marburg das Stadion und die Plätze bis zum 03.05.2020 gesperrt hatte.
Die Verantwortlichen der Mercenaries konnten nun zusammen mit Sportamt und dem Gesundheitsamt der Universitätsstadt Marburg die Rahmenbedingungen für den Start eines Trainings festlegen, um zumindest Teilen des Bundesligakaders das Trainieren wieder zu ermöglichen.
Am 12.05.2020 geht es also endlich zumindest für eine Teil des Kaders wieder los. Vermutlich werden die Receiver, Runningbacks und Quarterbacks mit dem Training starten, da bei diesen Positionen sich die Kontaktbeschränkungen noch am leichtesten realisieren lassen.
Das Training wird unter Einhaltung der Abstand- und Hygieneregeln und nur in Kleingruppen stattfinden. Alle Trainingsgeräte werden vor und nach dem Training desinfiziert. Die Trainer haben Abstand zu halten und Gesichtsschutz zu tragen.
Für die Spieler geht es vom Auto direkt auf den Platz und auch gleich danach wieder zurück. Umkleiden und Duschen ist nicht möglich.
Marburgs Headcoach Joseph A. Tricario kann den Start kaum erwarten: „Wir freuen uns, zumindest einem Teil des Bundesligakaders das Training wieder zu ermöglichen. Selbstverständlich unter Einhaltung aller Abstand- und Hygieneregeln. Das versteht sich aktuell von selbst. Wir wollen mit dem Trainingsstart aber auch unseren Beitrag zur „Normalisierung“ dieser für alle schwierigen Situation leisten.“
Marburgs Präsident Carsten Dalkowski ist der Stadt Marburg sehr dankbar: „Die Gespräche mit dem Sportamt Marburg waren von außerordentlichem Respekt vor der aktuellen Situation geprägt. Ich denke wir haben hier einen machbaren Kompromiss gefunden, der auf der einen Seite die Anforderungen der Zeit in den Mittelpunkt stellt, aber auf der anderen Seite auch den Start des Trainingsbetriebes ermöglicht. Wir sind zwar noch weit weg von einem normalen Training, aber jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt.“
Dazu passt der weise Satz von dem chinesischen Philosophen Konfuzius „Der Weg ist das Ziel“. Dieser hat bis heute nichts von seiner Wirkung verloren, und gerade in diesen Zeiten, welche von der Corona Krise und den Diskussionen um Lockdowns und Öffnungsstrategien geprägt sind, gilt er ganz besonders – auch im American-Football. Zu seiner Lebenszeit (551 v. Chr. bis 479 v. Chr.) hatte er dabei zwar noch nicht an American Football gedacht, aber dieser Kontaktsport wird bestimmt mit zu den letzten Sportarten gehören, welche wieder mit einen regulären Spielbetrieb beginnen können. Daher benötigen wir alle jetzt Geduld, Gelassenheit und müssen mit kleinen Schritten wieder etwas Kontinuität erreichen und dabei das Beste aus den Möglichkeiten machen.
Dalkowski ergänzt: „Wir hoffen durch die politischen Entscheidungen im Laufe dieser Woche noch mehr Klarheit – auch für unseren Sport – zu bekommen. Sicherlich wird es zunächst nur Lockerungen im kontaktlosen Sport geben, von einem möglichen normalen Trainingsbetrieb oder sogar Wettbewerb sind wir beim Football vermutlich wohl eher Monate als Wochen entfernt.“
Natürlich kann ein kontaktloses Training in Kleingruppen kein echtes Kontakttraining aller Units ersetzen, um sich auf einen Saisonstart vorzubereiten. Aber die Spieler und Trainer freuen sich, dass es überhaupt mal wieder auf den Platz geht und zumindest etwas Football trainiert werden kann. Das ist der erste kleine Schritt. Und selbst, wenn die Saison in welcher Form auch immer, dann doch nicht gespielt werden sollte, ist jede Form von Training immer besser, als gar nichts zu tun.