Elmshorn, 10. März 2020 – Das Oberdeck des Piraten-Schiffs bekommt weitere Qualität. Die Fighting Pirates holen Josh Hartigan an Bord. Der US-Amerikaner soll gemeinsam mit Patrick Zimmer die Defense-Line der Elmshorner GFL 1-tüchtig machen. „Mein persönliches Ziel ist, ein guter Coach zu sein und meinen Jungs dabei zu helfen, noch besser zu werden als sie schon sind. Ich würde es sehr gut finden, wenn unsere D-Line die beste der GFL wird“, sagt Hartigan. Das Team habe aufgrund der Mischung aus Erfahrung und talentierten Spielern durchaus das Potenzial, eine gute Rolle in der Liga zu spielen.
In Deutschland ist der 30 Jahre alte Coach aus Fort Lauderdale (US-Bundesstaat Florida) kein Unbekannter. 2012 spielte er als Defensive End und Linebacker für die Hamburg Blue Devils, Elmshorns heutiger Defense-Coordinator Patrick Esume coachte zu jener Zeit die Kiel Baltic Hurricanes und holte Hartigan, der zwei Jahre in Hamburg blieb und als Athletik-Trainer für Jugendliche arbeitete, 2014 zu den Wirbelstürmen. Dort half er nach der Verletzung eines Importspielers in der zweiten Saisonhälfte auch als Wide Receiver im Angriff aus. „Seitdem haben Coach Esume und ich immer mal lose den Kontakt gehalten. Ich hatte ihn zuletzt gefragt, ob er mir vielleicht helfen könnte, einen Job in Deutschland zu finden“, erzählt Hartigan, der mütterlicherseits einen Schwung irisches Blut verpasst bekam.
Ohnehin scheint der Neu-Elmshorner eher kosmopolitisch veranlagt zu sein. „Es ist immer eine harte Entscheidung, sein zu Hause zu verlassen, aber ich habe mich da mittlerweile schon dran gewöhnt. 2018 war ich in Belgrad bei den SBB Vukovi Wolves“, sagt er. Für das serbische Team trat er noch aktiv auf dem Feld als Wide Receiver und Tight End an. 2017 spielte er für die Hamburg Huskies in der GFL 1. Im Jahr davor feierte der Pirates-D-Line-Coach die Meisterschaft in Schweden mit den Carlstad Crusaders und hatte mit zwölf Touchdowns und 621 Yards Raumgewinn durch gefangene Bälle sowie drei Sacks in der Defense erheblichen Anteil am Titelgewinn. 2015 streifte er in Polen das Trikot der Wroclaw Panthers über und wurde Vize-Meister. Als größten sportlichen Erfolg nennt der US-Amerikaner jedoch auch ältere Ereignisse. „Es ist schon etwas länger her, aber ich war 2010 im Team der University of Colorado der Sack-Leader in der Big 12-Conference und 2011 dann in der PAC 12-Conference“, sagt Hartigan, der für insgesamt sechs Teams in Europa gespielt hat. Die Uni-Karriere beendete er mit Abschlüssen in Soziologie und Ethnologie.
Deutschland sei dem Leben in der Heimat noch am ähnlichsten, „die Temperaturen mal ausgenommen“, sagt der Footballer aus dem Sunshine-State. In all den Jahren in Deutschland habe er zwar ein paar Brocken der Sprache mitgenommen, aber er sei weit davon entfernt, sie fließend zu sprechen. Die Arbeit bei den Piraten ist offiziell gesehen sein erster Job als Coach. „Als Import-Spieler hilfst du auch immer mal beim Coaching mit oder gibst Tipps. Oder aber du trainierst eine Jugend-Mannschaft. Aber das läuft eben nur nebenbei“, so Hartigan. Es sei definitiv ein Vorteil, wenn man sowohl im Angriff als auch in der Verteidigung gespielt habe: „Du hast dann einfach etwas mehr Ahnung von dem Spiel und weißt eher, was der Gegner vorhat. Ich liebe es, Sacks zu machen, aber genauso liebe ich es, Touchdowns zu fangen“.
Hartigan kommt aus einer football-verrückten Familie. „Mein Vater Sterling Palmer war an der Florida State University und hat in der NFL für die Redskins und Patriots gespielt und war auch in der alten XFL aktiv. Mein jüngerer Bruder spielt ebenfalls im College-Team an der Florida State. Dieser Sport liegt uns anscheinend im Blut“, sagt Hartigan. Er habe den Sport immer gemocht, aber erst im Alter von 14 Jahren veränderten sich die Kraftverhältnisse zwischen Football und dem vorher favorisierten Baseball.
Seit ein paar Tagen ist Hartigan, der zuletzt in seiner Heimat als Football-Trainer Spieler für ihre sportliche College-Zeit vorbereitete, nun in der Krückaustadt. „Ich mag es, dass Elmshorn im Vergleich zu Hamburg sehr ruhig ist“, sagt er über seine neue Umgebung. „Josh macht einen guten Eindruck. Wir erwarten uns von ihm viele fachliche Impulse. Unsere D-Line wird von dieser Verpflichtung absolut profitieren“, freut sich Pirates-Headcoach Jörn Maier über die Verstärkung im Trainerteam.
Text: Fiete Möldenstein
Foto : Max Paatz