Bei schwierigen Bedingungen empfingen die Stuttgart Scorpions am vergangenen Samstag vor 1.260 Zuschauern die Munich Cowboys zum Hauptstadtduell im GAZi-Stadion auf der Waldau. Nach der Niederlage gegen Meister Schwäbisch Hall in der Vorwoche, waren die Scorpions gegen einen ebenbürtigen Gegner aus München auf Wiedergutmachung aus. Mit nur noch sechs Sekunden Spielzeit vergaben die Cowboys beim Spielstand von 21:19 für die Scorpions per Field Goal-Versuch die Chance auf den Sieg, wodurch das Happy End auf Seiten der Stuttgarter blieb.
Die regenbedingt herausfordernden Bedingungen verlangten beiden Mannschaften von Beginn an einiges an Trittsicherheit ab. Nach einem kurzen und erfolglosenOpening-Drive der Stuttgarter, setzte Münchens Angriff zunäschst auf das Laufspiel. Dies wurde jedoch von der Stuttgarter Defense gut unterbunden und ein Fumble wurde von Safety Konstantin Katz recovered, womit das Leder zurück an die Gastgeber ging. Auch Stuttgart versuchte nun, das Laufspiel zu etablieren. Insbesondere RB Giacomo De Pauli bewies dabei in der ersten Halbzeit, dass er das Zugpferd im Stuttgarter Running Game ist. Auch Bryan Yankson stellte in diesem Spiel mehrfach unter Beweis, dass er zu laufen versteht. Dennoch musste Stuttgart auch am Ende des zweiten Drives punten. Es folgte ein guter Drive der Münchener, die sich trotz der aufmerksamen Defense der Stuttgarter schließlich mit einem langen Pass auf Jaylen Zachery in windeseile über das Feld bewegten. Zum Glück der Stuttgarter folgten jedoch einige Strafen gegen die Cowboys, womit diesen etliche Yards wieder abhanden gingen. Kurz vor einem Touchdown wurde schließlich der Ball von Gabriel Kalus intercepted und ging an der 1-Yard-Linie zurück an die Scorpions.
Trotz einiger guter Laufspielzüge konnten die Scorpions den Drive aber erneut nicht in Punkte verwandeln und mussten punten. München hingegen produzierte in der Folge konsequent Yards, und die Cowboys landeten bald darauf nach einem langen Pass kurz vor der Stuttgarter Endzone. Münchens QB Brady Bolles bewies im gesamten Spiel Laufstärke und brachte auch hier den Ball in Zentimeterreichweite zur Endzone. Ein Touchdown konnte mit viel Geschiebe und harter Defensivarbeit allerdings verhindert werden. Der Fieldgoalversuch nach dem Seitenwechsel zum zweiten Quarter war jedoch gut – der Spielstand erhöhte sich damit auf 00:03 für die Cowboys.
Nach wenig erfolgreichem Return und einem schlechten Snap in der ersten Angriffsbewegung befanden sich die Skorpione im nächsten Drive gleich zu Beginn in einer denkbar schlechten Auganssituation, die schlussendlich zu einem Punt führte. München machte im Anschluss trotz wenig Erfolg im Laufspiel genügend Yards, um schließlich ein weiteres Fieldgoal zum 00:06 zu erzielen. Die Scorpions gerieten damit langsam in Zugzwang, hatten jedoch mit der wachen Defense der Cowboys zu kämpfen. Es folgte ein Turnover on Downs, jedoch mussten auch die Münchener punten.
Die Scorpions Offense wachte nun so langsam auf: Pascal Flöser fing einen langen Pass von QB Michael Eubank und trug den Ball direkt bis in die Endzone. Auch der von Flöser ausgeführte PAT war erfolgreich und die Scorpions gingen mit 07:06 in Führung. München wollte dies nicht unbeantwortet lassen und gingen konsequent in den Angriff über. Bei guter Passverteidigung durch die Stuttgarter bereitete insbesondere der laufstarke Quarterback Brady Bolles und die Münchner Empty Backfield-Formation der Scorpions Defense Schwierigkeiten. Mit nur noch wenigen Sekunden auf der Uhr nutzten die Cowboys alle ihre Auszeiten, um nach intensiver Besprechung möglichst noch einmal an Punkte zu kommen. Es kam zum Fieldgoal Versuch, der allerdings erfolgreich von Marcus Bratton geblockt wurde. Somit stand es zur Halbzeit 07:06 für die Stuttgart Scorpions.
Nach der Halbzeit ging es spannend weiter. Die Stuttgarter Offensive musste den Verlust von Giacomo De Pauli kompensieren, der mit einer Rippenverletzung ausgefallen war. An dieser Stelle wünschen wir natürlich schnelle Genesung. Zuerst stand aber sowieso die Münchener Offense auf dem Feld, und die Defense der Scorpions musste der Angriffswelle der Gäste sofort etwas entgegensetzen. Dies gelang durchaus, ließen die Gastgeber doch keinen Raumgewinn zu und zwangen die Cowboys nach einem Quarterback Sack zum Punt. Der Return von Tyler Cooperwood münzte sich dabei in jede Menge Raumgewinn für die Scorpions um. Der spektakulär begonnene Drive wurde umgehend weitergeführt, so brachte ein Pass auf Fabian Weigel die Scorpions Nahe an die Endzone. Vervollständigt wurde der Offensivlauf durch Cooperwood, der einen kurzen Shuffle-Pass in die Endzone trug. Nach erfolgreichem Extrapunkt durch Flöser stand es nun 14:06.
München bemühte sich auch in der Folge weiterhin über das Laufspiel Yards zu machen, Raumgewinne wurden in dieser Phase des Spiels jedoch nur über Pässe erzielt. Obwohl QB Bolles unter hohen Druck gesetzt wurde, gelang es ihm den Ball bei Cheresminskiy anzubringen. Viele dritte Versuche konnten die Münchener in neue First Downs umwandeln – was über lange Pässe oftmals gelang wurde schließlich einmal von Marcus Bratton antizipiert und endete in einer Inteception durch den Stuttgarter Importspieler. Der anschließende Offensivspielzug der Scorpions brachte jedoch nichts ein.
Die personell von vorneherein etwas geschwächten Cowboys konnten, auch wegen vieler unnötiger Strafen, nicht viele Yards für sich verzeichnen und mussten punten. Die Stuttgarter Offensive hatte im Anschluss jede Menge Glück auf ihrer Seite, da mehrere beinahe-Interceptions von den Cowboys fallen gelassen wurden. Erst ein Pass auf Luca Faschian verhalf den Skorpionen zum neuen First Down. Dies war anscheinend der Durchbruch in diesem Drive, denn kurz darauf ging ein langer Pass an Cooperwood direkt in die Endzone. Beim PAT wurde es schließlich etwas kurios: Die Münchener blockten den Kick, womit das Angriffsrecht an sie ging – jedoch wurde der Ball gefumblet und in der Endzone der Cowboys recovered, was einen Punkt für die Scorpions bedeutete, womit es nun 21:06 stand.
Doch auch die Cowboys Offense lies sich im folgenden Drive nicht lange bitten. QB Brady Bolles lief selbst für 50 Yards zum Touchdown. Nach verwandeltem Extrapunkt stand es nun 21:13. Nachdem Stuttgart es nicht schaffte erneut zu punkten, lag nun großer Druck auf der Scorpiosn Defense. Den Münchner Gästen gelang es weiter, hauptsächlich über gute Pässe, einiges an Yards gut zu machen. Ein bereits gefangener Touchdown wurde durch Strafen nichtig gemacht, und auch der nächste Lauf ging zwar nah an die Endzone, aber nicht nah genug – erst eine Strafe und etliche umkämpfte Läufe später gelang der Touchdown durch Brady Bolles. Die angestrebte Two-point Conversion zum Ausgleich gelang den Gästen jedoch nicht, weshalb es nun 21:19 stand.
Stuttgart versuchte zunehmend, das Laufspiel zu etablieren um bestmöglich Zeit von der Uhr zu nehmen. Dennoch mussten sie noch einmal punten und bemühten sich nun, den Cowboys möglichst wenig Raum zu überlassen. Viele der wichtigen dritten Versuche wurden von Seiten der Cowboys jedoch in neue erste Versuche umgewandelt, wodurch sich die Gäste langsam aber sicher über das Feld in aussichtsreiche Field Goal-Position arbeiteten. Dann wurde es dramatisch: Mit noch sechs Sekunden auf der Uhr musste der erste Fielgoal-Versuch wegen einer Strafe gegen die Cowboys wiederholt werden – zur Empörung der Stuttgarter, da der Versuch scheiterte. Doch auch der zweite Versuch fand nicht den Weg zwischen die Stangen, womit das Spiel mit einer Portion Glück zu einem Stuttgarter Happy End führte und mit 21:19 zu Gunsten der Gastgeber endete.
Neben unterhaltsamen Football und spektakulären Plays wurde den Zuschauern im GAZi-Stadion Spannung bis zur letzten Sekunde geboten. Stuttgarts sportlicher Leiter Andy Meyer betonte im Anschluss an die Partie ebenfalls: „Es war das erwartet enge Spiel heute, wir wussten, dass wir mit München einen Gegner auf Augenhöhe hatten. Dass es am Ende so eng war, war jedoch nicht der Plan. […] Wir bereiten uns nun auf Marburg vor und schauen, dass wir auf Playoff-Kurs bleiben.“ Das nächste Spiel gegen Marburg findet am Sonntag, 30. Juni auswärts ab 16 Uhr statt.
Autorin: JL
Fotos: Frank Baumert