So schauerlich die Wetterbedingungen am vergangenen Sonntag auch waren, so souverän war der Auftritt der Allgäu Comets beim Lokalderby im Illerstadion gegen die ifm Ravensburg Razorbacks. Bei Wind, Kälte und Regenschauern ist eigentlich das Passspiel keine wirkliche Option – trotzdem gelangen den Comets 118 Passing-Yards inklusive einem Touchdown. Dass sich HC Elias Gniffkes Wunsch nach mehr Regenphasen im Training dieses Jahr schon mehr als erfüllt hatte – ein Resultat des nicht erfolgreichen Regen-Halbfinales 2022 gegen die Haller Unicorns – war nun ein deutlicher Wettbewerbsvorteil der Allgäuer, die ihr Spiel entsprechend einstellen konnten, während den Razorbacks lediglich 46 Yards an Passspiel gelang.
Eine wesentliche Beeinträchtigung der Gäste war das Fehlen ihres Stamm-QBs Alexander Bjerre, der durch den Belgier Willem Vancompernolle ersetzt wurde. Der WR war bereits bei anderen Teams in Spanien und Schweden auch als Quarterback im Einsatz. Die Comets Defense tat ihr übriges zu den passsunfreundlichen Bedingungen dazu, unterband weitestgehend die Laufspiele des Ravensburgers US-RB Lennies McFerren und behielt mit null Punkten für die Oberschwaben eine weiße Weste.
Die Comets starteten mit dem Angriffsrecht, bewegten den Ball mit einer Kombination aus kurzen Pässen und Laufspielen kontinuierlich über das Feld, als RB Keito Noguchi, der in der vergangenen Partie gegen Marburg so fleißig geackert hatte, an der 15-Yard-Linie den Ball bekam und ihn durch die große Lücke, die die Offensive Linemen Philipp Dold, Matteo Acquadro und Martin Piontek aufgerissen hatten, in die Endzone zum lange ersehnten ersten Touchdown in der GFL trug. Nach PAT durch Marcel Schade (alle weiteren durch Schade auch gut) gingen die Gastgeber mit 7:0 in Führung. In den folgenden Drives gelang keinem der Teams ein Punktgewinn, die Razorbacks konnten auch die Interception durch Niklas Herrmann kurz vor Ende des ersten Viertels nicht gewinnbringend umsetzen. Nach einer Serie von eigenen Läufen nutzte QB Javarian Smith eine kurze Regenpause im zweiten Viertel, um WR Nate Stewart mit einem 25-Yard-Touchdownpass in die Endzone zum 14:0 anzuspielen. Die Gäste aus Ravensburg konnten sich noch einmal bis an die 24-Yard-Linie der Comets heranarbeiten – das sollte auch die geringste Entfernung zur Endzone bleiben. Die Allgäuer Defense schaffte es, den Gegner das ganze Spiel über komplett aus der Redzone (<20 Yards) herauszuhalten.
Direkt nach der Halbzeitpause konnte zwar DB Nico Leiderer einen Pass mit einer Interception abfangen, der folgende Drive endete aber, wie fast alle weiteren im dritten Spielviertel mit einem Punt. Die wieder schlechter gewordenen Wetterbedingungen und eine konsequent agierende Comets-Defense mit einem überall zur rechten Zeit eingreifenden LB Matthew Barrett taten ihr übriges. Gegen Ende des dritten Quarters versuchten die Razorbacks, die Comets-Defense mit einem Snap direkt auf RB McFerren zu überraschen, aber DL Mark Lanier war durch die O-Line durchgebrochen und konnte sich den Ball sichern, noch bevor ihn MC Ferren unter Kontrolle brachte. Den Wechsel des Angriffsrecht nutzten die Comets zum letzten Score des Tages. Durch Läufe von RB Noguchi und QB Smith – sogar einmal über 19 Yards – trugen die Hausherren den Ball bis kurz vor die Endzone der Razorbacks, von wo aus Smith selbst zum Touchdown lief.
Zwei weitere Angriffsversuche der Ravensburger verliefen erfolglos, ohne dabei die 10 Yards für einen zweiten Versuch zu erreichen. Beim späteren Endstand von 21:0 verwalteten die Comets durch intensives Laufspiel souverän die herunterlaufende Spielzeit – in der Schlussphase kamen so u. a. auch Nachwuchsspieler wie Maximilian Barmettler zum Einsatz. Der erst 19jährige Running Back, der seine erste komplette GFL-Saison spielt, sorgte mit einem First Down und vier neuen Versuchen dafür, dass QB Smith die verbliebene Spielzeit durch Abknien in der „Victory-Formation“ herunterlaufen lassen konnte.
Durch diesen Sieg sind die Comets auf jeden Fall Playoff-Teilnehmer, da die Mannschaften in der unteren Tabellenhälfte außerhalb der Playoff-Ränge mehr Niederlagen zu Buche stehen haben als die Allgäuer noch ausstehende Partien vor sich. Ziel der Comets ist natürlich getreu Coach Gniffkes Spielphilosphie weiterhin, immer das jeweils nächste Spiel zu gewinnen – die Chance auf mindestens ein Playoff-Heimspiel liegt aber auf jeden Fall in der eigenen Hand des Teams „Bluepride“. Die nun folgende lange Serie an Auswärtsspielen – bedingt durch den Umbau der Tartanbahn im Illerstadion – startet am kommenden Samstag um 16:00 im Dantestadion in München gegen die Cowboys. Zahlreiche anreisende und gewohnt lautstarke Fans können sich bestimmt wieder auf eine spannende Partie freuen.