Ein Sieg fehlt den Top vier des deutschen Footballs noch – dann wäre das Ticket für den SharkWater German Bowl XLII am 9. Oktober im Deutsche Bank Park Frankfurt gesichert. Während der Vorverkauf für Fans bereits auf vollen Touren läuft, führt der Weg aufs Feld der Träume für die Mannschaften nicht über ein paar einfache Ticketmaster-Klicks. Sondern fordert Coaches und Spielern noch einmal alles ab, wenn am Samstag in Dresden und Schwäbisch Hall die Halbfinalspiele steigen.
Euphorie herrscht vor den Spielen überall, aber vor allem in Football-Sachsen ist man vor dem Duell der Dresden Monarchs gegen die Saarland Hurricanes (am Samstag ab 15 Uhr auch live auf SPORT1) schon aus dem Häuschen. Erstmals seit 2013 dürfen die Monarchs wieder daheim in einem Halbfinale antreten. Damals zogen sie auch ins Finale ein. Dieses Jahr hat man nicht nur ziemlich souverän Rekordmeister Braunschweig in der Punktrunde hinter sich gelassen. Im letzten Spiel der regulären Saison gegen Potsdam und auch im Viertelfinale gegen die Allgäu Comets befeuerte die Mannschaft die Begeisterung ihrer Fans mit überlegenen Vorstellungen des Angriffs gegen eigentlich hoch eingeschätzte Verteidigungen. Und endlich muss man auch nicht in einem Halbfinale wie so oft in den letzten Jahren nach Schwäbisch Hall.
Sieht sich nun aber einer Aufgabe mit anderen unbekannten Variablen gegenüber: Die Saarland Hurricanes gewannen in der Vorrunde der SharkWater GFL Süd alle Spiele bis auf die gegen die Unicorns, setzten sich auch im Viertelfinale mit 35:16 gegen Köln durch. Dass fünf Touchdown-Pässe von Josh Goldin auf vier verschiedene Receiver für die Punkte sorgten, bestätigte das offensichtliche Markenzeichen der Hurricanes, die Teamleistung im Angriff. Elf verschiedene Spieler fingen mindestens einen der bisher 39 Touchdown-Pässe 2021. Unterschätzt wurde immer noch eine weitere Tugend des Aufsteigers: Die Verteidigung begrenzte – unter anderem mit drei Interceptions, die allesamt von Chaz Elder gefangen wurden – den mindestens ebenso stark eingeschätzten Passangriff der Kölner entscheidend in seiner Wirkung.
Geballte Playoff-Routine auf der einen und einen frischen Höhenflug auf der anderen Seite gibt es auch im zweiten Halbfinale: Die Schwäbisch Hall Unicorns wollen zum neunten Mal in einen German Bowl einziehen, die 2005 gegründeten Potsdam Royals stehen erstmals in einem Halbfinale. „Vor der Saison war bereits erkennbar, was für ein Team dort in Potsdam zusammengestellt wird“, sagt Schwäbisch Halls Head Coach Jordan Neuman. „Es war schnell klar, dass sie 2021 ein klarer Playoff-Kandidat sein werden.“ Die Potsdamer hatten diesmal bei der Auswahl ihrer amerikanischen und europäischen Leistungsträger ein sehr gutes Händchen. Vor allem gelang es ihnen aber, ihre bis 2019 kaum sattelfeste Verteidigung zu stabilisieren.
Die stärksten Akzente setzte dennoch ein Angreifer. US-Running-Back Jake Mayon kam mit seinen Läufen pro Spiel im Schnitt auf 163 Yards Raumgewinn und insgesamt auf 22 Touchdowns in elf Spielen. Abgesehen von der individuellen Klasse des Amerikaners trumpfen die Potsdamer aber im Angriff auch mit Variabilität auf. Mit dem Amerikaner P.J. Settles und dem Italiener Giovanni Rescigno verfügen sie über zwei Quarterbacks mit unterschiedlicher Spielanlage und wechseln so teilweise von Angriffsserie zu Angriffsserie ihre taktische Ausrichtung. Die Potsdamer machen sich aber selbst nichts vor: In Schwäbisch Hall werden sie gegen einen punktgewaltigen Angriff über ihre Verteidigung ins Spiel finden müssen. Defensive Lineman Michael Kimpiabi und Defensive Back Adehkeem Brown haben selbst bereits einmal für die Unicorns gespielt – vielleicht wissen sie ja, wie den Schwäbisch Hallern beizukommen ist.