Es hat nicht sollen sein: Die Dukes waren nah dran an einem Sieg, aber gegen die Marburg Mercenaries gab es zum Saisonfinale eine weitere Niederlage. Nach dem vermeidbaren 30:34 beenden die Herzöge die Saison auf Platz sechs, wobei – wenn man auf die gesamte Saison zurückblickt – durchaus mehr drin war. In der Tat war das bereits die fünfte Niederlage, bei der den Dukes nur ein einziger Touchdown fehlte, um als Sieger vom Platz zu gehen.
Auch deshalb versucht Headcoach Eugen Haaf erst einmal, die positiven Aspekte herauszupicken. Etwa die gute Moral trotz des frühen Rückstandes und auch die Erfahrungen, die in erster Linie seine jungen Spieler aus solchen Niederlagen ziehen können. „Das ist vielleicht auch ein Prozess, der uns weiterbringt“, hofft er mit einem Verweis auf die erste Regionalliga-Saison seiner Mannschaft. „Auch da ist vieles schief gelaufen, aber im nächsten Jahr haben wir die Konkurrenz dann in Grund und Boden gespielt.“
Auf den ersten Blick schienen die Dukes in der vergangenen Saison eine Nummer stärker als heuer, aber selbst 2017, als sie weitgehend von schweren Verletzungen verschont blieben, kamen sie nur auf 399 eigene Punkte. In diesem Jahr waren es, trotz der bekannten Probleme, mit 350 nur unwesentlich weniger. Noch positiver ist der Blick auf die Punkte der Gegner: Im Vorjahr mussten die Dukes trotz solcher jetzt fehlenden Ausnahmespieler wie Christopher Ezeala und David Bada 401 Punkte zulassen, 2018 waren es gerade einmal 406.
Schon schnell lagen die Dukes am Samstag mit 0:13 im Rückstand – vor allem, weil die Gäste von absolut vermeidbaren Aussetzern der Herzöge profitierten. Ein völlig missglückter Snap kurz vor der eigenen Endzone landete beim Gegner, was die Marburger durch Silas Nacita zum frühen 7:0 nutzten. Der Schock war kaum verdaut, da folgte schon der nächste Tiefschlag. Als die Marburger einen Punt antäuschten, überraschte Nacita die Dukes-Defense damit, dass er plötzlich losstürmte und allein in die Endzone lief.
Als Peter Jinkens sofort nach Beginn des zweiten Quarters auf 20:0 erhöhte, schien sich ein Debakel abzuzeichnen. Doch wie schon so oft war plötzlich das Selbstvertrauen wieder da bei den Dukes. Jetzt wurden auch wieder einige überraschende Spielzüge gezeigt. Und so war die Partie dann bis zum Schluss offen, auch wenn es dann doch nicht mehr ganz gereicht hat. „Es fällt mir schwer zu sagen, die haben im ersten Viertel nicht gespielt. Dazu hat mir die Moral, mit der sie zurückgekommen sind, einfach zu gut gefallen. Auch wenn man Spiele verliert, kann man positive Punkte finden,“ hält Haaf sich mit Kritik zurück.
Jan Hochschild und Ruben de Ruyter mit je einem Touchdown sowie Pascal Crede mit zwei Fieldgoals sorgten bis zum Beginn des dritten Quarters für den 20:20-Ausgleich. Allerdings gingen die Marburger dann doch mit einer Führung ins letzte Viertel, weil Nacita zum dritten Mal in die Endzone lief. „Nacita ist ein Spieler von einem anderen Stern, den konnte in der Liga noch niemand ausschalten. Er hat eigentlich in der GFL gar nichts zu suchen“, schwärmte Haaf von dem auf vielen Positionen einsetzbaren Marburger, der dann 1:25 Minuten vor Schluss für die Entscheidung sorgte.
Durch ein weiteres Fieldgoal von Crede und einen Touchdown von Quarterback Nelson Hughes führten die Dukes nämlich mit 30:27, ehe der Mexikaner alle Träume der Ingolstädter zerstörte. In der verbleibenden Zeit hätten die Dukes die Partie fast noch einmal drehen können, doch sieben Sekunden vor Schluss misslang Hughes kurz vor der Marburger Endzone ein Pass total, und die Marburger konnten jubeln. Allerdings fiel ihr Jubel recht bescheiden aus, weil sie durch den gleichzeitigen Sieg der Munich Cowboys über Stuttgart die insgeheim erhoffte Play-off-Teilnahme doch nicht mehr geschafft hatten.
Auch wenn Haaf nach dem Spiel meinte „ich brauche jetzt erst einmal ein paar Tage absolute Ruhe“, so kann man schon davon ausgehen, dass die Planungen für die dritte Saison in der höchsten deutschen Spielklasse bei den Dukes längst auf Hochtouren laufen, damit die Fans in der kommenden Spielzeit wieder mehr Siege bejubeln können als in dieser von vielen Nackenschlägen geprägten Spielzeit.
Text: Elmer Ihm
Foto: www.american-sports.info