Vier Wochen nach einem stimmungsvollen GFL Season Opener im Kölner Flughafenstadion reisen die Cologne Crocodiles am Pfingstwochenende zum Rückspiel bei den Kiel Baltic Hurricanes. Nach dem 32:14-Heimsieg gegen die Kieler und dem 42:41-Erfolg in letzter Minute in Potsdam letzte Woche bietet dies den Crocodiles die Chance, sich schon jetzt einen entscheidenden Vorteil gegen die Konkurrenz im Rennen um den Einzug in die Play-Offs zu sichern. Um auch nach der zweiten der längsten Auswärtsreisen der Saison noch ungeschlagen sein zu können, reisen die Kölner wie schon nach Potsdam extra einen Tag früher an als üblich.
Für die Potsdam Royals sind besondere Reisevorbereitungen zu Pfingsten nicht notwendig: Sie sind am Pfingstsamstag zu Gast bei den Berlin Rebels im Stadion Wilmersdorf, was einer Fahrstrecke von einer Handvoll S-Bahn-Stationen entspricht. Entsprechend greifen hier die besonderen Gesetze eines Lokalderbys: Viele Spieler und Trainer der Kontrahenten kennen sich persönlich gut und fiebern diesem ersten Vergleich besonders entgegen. Die Rebels kennen die Situation aus den langen Jahren ihrer Rivalität mit den Berlin Adlern und dürfen sich ihrer derzeitigen Rolle als Nummer eins der Hauptstadtregion nicht allzu sicher sein. Jedenfalls nicht, bis diese Partie absolviert ist. Was die Spielanlage betrifft, bieten die Berliner eher einen konservativen Angriff auf. Damit dürften sie darauf angewiesen sein, den frechen Nachbarn von Beginn an mit der Verteidigung in Schach zu halten, um keine böse Überraschung gegen die Potsdamer mit ihrer schlagkräftigen Offense zu erleben.
Auch in der Süd-Gruppe stehen bei der Partie zwischen Marburg und München Play-Off-Ambitionen der beiden Mannschaften auf dem Prüfstand. München kassierte bisher gegen Schwäbisch Hall und Frankfurt Niederlagen, die aber wohl einkalkuliert waren und noch wenig Fingerzeige darauf liefern, wohin das „Grand Old Team of the South“ dieses Jahr steuert. Nun soll der neuformierte Angriff um die Neuzugänge Quarterback Trenton Miller, der in den USA unter anderem für South Florida spielte, Running Back Darrell Lynn Tate II sowie Receiver Kai Silbermann seine erste tatsächliche Bewährungschance nutzen. Falls die Marburg Mercenaries ihre klare Niederlage von Frankfurt noch nicht ganz verkraftet haben, können die Munich Cowboys vielleicht tatsächlich den Grundstein dafür legen, erstmals seit 2014 wieder in die Play-Offs zurückzukehren.
Süd-Neuling Kirchdorf Wildcats hat zweifellos bescheidenere Ziele – gefeiert wird am „Dultsamstag“ in Kirchdorf aber so oder so: Der amtierende deutsche Meister Schwäbisch Hall Unicorns kommt in die Kirchdorfer In(n) Energie Arena an der deutsch-österreichischen Grenze. „Die Fans dürfen sich auf ein Footballfest freuen“, verspricht Wildcats-Präsident Hans-Peter Klein. Auch wenn die Gäste klare Favoriten sind, wollen er und sein Team den „Müllerbräu Gameday“ zum Saison-Highlight in Kirchdorf machen. Die Fans sind aufgerufen, in Tracht ins Stadion zu kommen. Nach dem Spiel wird die Mannschaft schließlich auf die Pfingstdult ziehen und freut sich dort dann auch auf eine gemeinsame Feier mit ihren Anhängern.
Für die Unicorns bedeutet dies besondere Vorzeichen. Man betrachtet in Schwäbisch Hall die Leistung der Wildcats bisher mit Respekt und auch aus einem speziellen Blickwinkel. Besonders erfolgreich waren die Footballer des TSV Kirchdorf nämlich bislang beim Abfangen gegnerischer Pässe. Und genau dies konterkariert die Stärke der Unicorns: ihr Passspiel. „Wir werden auf ein Team treffen, das jede Woche zeigen will, dass es zu Recht in der höchsten deutschen Liga spielt. Es ist entsprechend hoch motiviert“, warnt Halls Head Coach Jordan Neuman. „Kommt hinzu, dass die Wildcats nach einer spielfreien Woche ausgeruht ins Spiel gehen werden, uns hingegen eine lange Anreise in den Gliedern stecken wird.“ Ein Gegner, der nichts zu verlieren hat und dessen Spieler dem „Spiel ihres Lebens“ mit Euphorie, Vorfreude und ohne übertriebene Verbissenheit entgegensehen; ein Favorit, von dem alle Welt einen klaren Sieg erwartet, dessen Mannschaft zuvor aber womöglich diverse Pfingstreiseverkehrsstaus umkurven musste – dies können auch mal die Zutaten für eine Mega-Sensation sein.