An diesem Samstag reisen die VfL Oldenburg Knights zum Tabellenführer Langenfeld Longhorns. Eine Woche nach dem unglücklichen Saisonauftakt bei den Cottbus Crayfish läßt sich dieses Spiel noch nicht so ganz abschütteln. „Natürlich ist das sportlich sehr unbefriedigend, aber der größte Schock war die schwere Verletzung von Oliver Roock. Ein langfristiger Auswahl wäre schon ein riesiger Verlust, da er ein wichtiger Teil der Mannschaft ist. Aber zurzeit sieht es nicht da nach aus“, zeigt sich Trainer Sebastian Blase optimistisch und wird durch die bisherigen Untersuchungen bestätigt. „Jetzt warten wir nur noch auf das MRT, nachdem das Röntgen und die Untersuchungen keinen größeren Schaden gezeigt haben“. Roock kam vor der Saison neu von den Ritterhude Badgers und spielte sich sofort in die Starting Offense Line der Knights.

Gut gecoachtes Langenfeld

Die Knights um Cheftrainer Sebastian Blase haben eine hohe Meinung vom nächsten Gegner, da sie ein sehr gut gecoachtes Team sind. Doch ein klares Bild über die Longhorns fällt schwer. Sie haben einerseits Meisterschaftsanwärter Düsseldorf Panther (16:7) schlagen können und hatten andererseits gegen Aufsteiger Bielefeld Bulldogs (28:21) durchaus Herausforderungen zu überstehen, denn sie liefen zunächst lange einem Rückstrand hinterher. Blase vermutet: „Das wird eine ganz schwere Nummer gegen ein Team, das sowohl das Lauf- und Passspiel beherrscht. Seine Mannschaft ist heiß. Sie wollen den „legendären“ Sieg aus der letzten Saison gegen Langenfeld (34-21) bestätigen. Am letzten Spieltag sicherten sich die Knights in einem schon verloren geglaubten Spiel durch einen furiosen Endspurt den GFL2-Klassenerhalt.

Optimistischer Tight End Bennet Bödecker

Neuzugang und Tight End Bennet Bödecker ist optimistisch: „Wir müssen uns nicht verstecken, weil wir gezeigt haben, dass wir gut genug sind, um in dieser Liga zu spielen und auch jeden Gegner schlagen können. Einige Spiele werden härter als andere werden, aber auf der anderen Seite stehen auch nur Menschen und wenn man als Team alles gibt kann man viel schaffen“ Die Knights sehen sich also nicht chancenlos.

Der 22jährige Bödecker hat schon eine bewegte sportliche Vergangenheit hinter sich und gezeigt, dass er bereit ist, so einiges für seinen Sport zu investieren. Nachdem er sich als Fussballer immer wieder auf You Tube Football-Videos angeschaut hatte, machte er sich 2015 mit seinem Nachbarn und jetzigen Mitspieler Jonas Pflug zum Probetraining auf nach Ritterhude.

Zu Beginn spielte der gebürtige Bremer noch auf der Position des Quarterbacks, als er im Rahmen eines Highschool-Jahres in Waynesville (Missouri) erstmals mit der Position des Tight Ends in Berührung kam. „Damals stand Football noch nicht so ganz im Mittelpunkt bei mir, aber da ich trotzdem ins Highschool-Team wollte, habe ich mich damit einverstanden erklärt, die Position zu wechseln“. Nach seiner Rückkehr schloss er sich zunächst den Bremen Rebels an, wo er wieder als Quarterback auflief. Nachdem sich diese auflösten wechselte er zu den Hamburg Huskies in die Jugendbundesliga. Dort lernte er seinen jetzigen Trainer Sebastian Blase kennen. In Hamburg wechselte er dann endgültig auf die Position des Tight Ends.

Harte US-College-Zeit: Nur auf einer Matraze geschlafen

Da er unbedingt auf ein amerikanisches College wollte, begab er sich nach der Saison in die USA auf College-Tour, wo es ihn durch mehrere Bundesstaaten zog. Bödecker bekam ein Angebot des College of the Canyons in Santa Clarita (Kalifornien), einem Junior College, das keine Stipendien vergibt. Die Studenten tragen alle Kosten selbst. „Um Geld zu sparen, haben wir zu fünft in einem Appartement mit zwei Schlafräumen gelebt. Da wir zunächst keine Möbel hatten, habe ich nur auf einer Matratze geschlafen. Seitdem weiß ich es zu schätzen, ein Bett und ein eigenes Zimmer zu haben“, berichtet Bödeker, der von August 2022 bis Dezember 2023 für die kalifornischen Cougars spielte und in der Zeit einen strickt organisierten Alltag hatte. Morgens arbeiten, in der Mittagspause Kurse seines Sportmanagement-Studiums besuchen, dann wieder arbeiten und von 14 bis 18 Uhr Training. „Danach noch Essen und Hausaufgaben“, erinnert sich der 22jährige. Nachdem er nach der zweiten Saison in den USA kein Vollstipendium an einem anderen College bekam, beendete er das amerikanische Abenteuer. Er kehrte nach Deutschland zurück, um sich den Oldenburg Knights anzuschließen.

Altbekannter Trainer in Oldenburg

„Das war finanziell für mich nicht mehr stemmbar. Die Entscheidung fiel mir leicht, da ich Coach Seb schon kannte, es nahe an zu Hause war und außerdem auf einem hohen Level gespielt wird. Außerdem haben wir eine super Truppe, mit der wir was reißen können“, so der Tight End, der sich auf sein erstes komplettes offizielles Saisonspiel freut. „Die erste Aufregung ist ja jetzt schon weg“, so Bödeker, der neben dem Sport eine Karriere bei der Polizei anstrebt und bis dahin bei EDEKA jobbt.

Was ist eigentlich ein „Tight End“?

Für alle, die sich nicht ganz so in den Tiefen des American Footballs auskennen: In der Offense steht der Tight End eng (tight) an der Offense Line, der vordersten Linie der Angreifer. Im Unterschied zu den richtig schweren Jungs in der Mitte, darf der Tight End aber auch den Ball fangen. Die Position des Tight End nennt man deshalb gerne eine sogenannte „Hybrid-Position“. Mal muß er den Runningbacks hinter sich den Weg freiblocken, mal stößt er selber nach vorne und wird vom Quarterback mit Pässen bedient. Aktuell einer der besten Tight Ends in der amerikanischen NFL ist übrigens Travis Kelce von den Kansas City Chiefs. Spielt extrem erfolgreich und hat eine höchst bekannte Freundin namens Taylor Swift.

Ähnlicher Artikel