In Schwäbisch Hall war leider wieder Endstation für die Dresdner
Mit einer am Ende knappen 36:30 Niederlage gegen die Schwäbisch Hall Unicorns im Halbfinale endeten für die Dresden Monarchs die diesjährigen PlayOffs. Zahlreiche Strafen und individuelle Fehler verhinderten letztlich den Einzug ins Finale, den ERIMA GFL Bowl (7:15/16:0/7:0/6:15)
Mit großen Erwartungen, breiter Brust und dem Sieg im Viertelfinale gegen die Saarland Hurricanes im Rücken, waren die Dresden Monarchs zum Halbfinale nach Schwäbisch Hall gereist. Die Unicorns, die mit ihrem 17:7 Sieg gegen die Berlin Rebels ihr Halbfinal-Ticket lösen konnten, durften dabei erneut vor heimischem Publikum auflaufen. Und die mehr als 2.600 Zuschauer im OPTIMA Sportpark sorgten für ein mehr als angemessenes Halbfinal-Ambiente. Der Münzwurf entschied auf KickOff Unicorns und so starteten die Monarchs mit der eigenen Offense ins Spiel. Steven Duncan, der sich bis dahin den Status als bester Quarterback der Liga erarbeitete (56 Touchdowns), und seine Offense legten direkt einen Traumstart hin. Nach einem perfekten Drive und nur 1:45 gespielten Minuten schickte Duncan seinen Running Back Nico Barrow per Lauf zum ersten Mal in die gegnerische Endzone: 0:7 für die Dresden Monarchs mit 10:15 Rest auf der Uhr (PAT durch Florian Finke ist gut). Doch die Unicorns machten schnell klar, dass sie keine bloße Statistenrolle spielen wollten. Nach einem langen ersten Drive und nur noch Goal and Inches vor sich, glichen sie durch Quarterback Ian Gehrke aus. So entwickelte sich ein offener Schlagabtausch der beiden Offensiven, die auf beiden Seiten viele Freiheiten hatten und souverän agierten. Steven Duncan hatte oft viel Zeit in der Pocket und konnte unter anderem wiederholt Hayden Braga für Raumgewinne in Szene setzen. Folgerichtig konnte schließlich erneut Nico Barrow die Monarchs mit 7:13 in Führung bringen. Mit einer anschließenden Two-Point Conversion ging ein spannendes erstes Viertel zu Ende, in dem beide Teams auf Augenhöhe waren.
Die Unicorns starteten effektiv ins zweite Viertel. Nach nur zwei Minuten punktet Schwäbisch Hall nach einem 25-Yard-Lauf und PAT zum 14:15 Zwischenstand. Den anschließenden Kickoff trägt Chris Lipsey nochmal souverän 32 Yards in Richtung Unicorns-Endzone. Was danach folgt, ist ein völlig misslungener Drive der Dresden Monarchs. Nach einem Missverständnis beim Snap bekommt Steven Duncan den Ball an die Schulter geworfen, fumbled den Ball, kann aber noch retten. Beim folgenden Spielzug erfolgt der Snap viel zu hoch, fliegt zurück bis zur 20-Yard-Line, wo er von Finke aus der Gefahrenzone gekickt wird – Strafe und Ballbesitz Unicorns an der 16-Yard-Line der Monarchs. Schwäbisch Hall kämpft sich bis zur 1-Yard-Line an die Endzone heran, wo die Dresdner Defense jedoch dank eines Turnovers nach Fumble Schlimmeres verhindern kann. Ab hier kippt das Spiel merklich. Der Drive für Dresden beginnt an der eigenen 1-Yard-Line, von wo man sich nach einem deflected und mehreren incomplete Passes nicht befreien kann. Beim vierten Versuch folgt ein Punt, der Snap dazu wird jedoch wieder viel zu hoch ausgeführt, der Ball prallt an die Querstange des Tores und wird von den Unicorns gefangen – 2 Punkte zum 16:15 bei noch 5:13 Minuten im zweiten Viertel. Das Team der Monarchs ist zunehmend durch individuelle Fehler und wiederholte Strafen verunsichert und verspielt einen bis dahin souveränen Auftritt. Durch zahlreiche unnötige Fouls und Strafen machen sich die Monarchs selbst das Leben schwer und laden die Unicorns zum Punkten ein. Und die nehmen das Geschenk gern an. Die Defense leistet solide Arbeit, sammelt jedoch allein im nächsten Drive der Unicorns ganze 30 Yards an Strafen unter anderem durch Roughing the Kicker und einen Late Hit. Folgerichtig läuft Mike Gentili zum nächsten Touchdown für die Unicorns (Spielstand: 23:15 bei noch 1:37 im zweiten Viertel). In dieser Phase kommt eines zum anderen: Den folgenden KickOff der Unicorns kann das Special-Team nicht fangen, lässt ihn bouncen und Schwäbisch Hall kann sich den Ballbesitz an der 35-Yard-Line der Monarchs sichern. Glück im Unglück: Die Unicorns vergeben das Field Goal von der 29-Line und Dresden rettet sich ohne weitere Punkte nach einem zweiten Viertel zum Vergessen in die Halbzeit. In den letzten Minuten verteilte man unzählige Geschenke an den Gegner und die Führung der Unicorns kam allein durch Fehler und Strafen zustande. Während Schwäbisch Hall konstant das Spiel durchzog, zeigten die Monarchs ein völlig anderes Bild als im ersten Viertel.
Die Halbzeit kam zum richtigen Zeitpunkt und das Trainerteam hatte die Gelegenheit nachzujustieren. Das Team um Headcoach Paul Alexander fand offenbar die richtigen Worte, denn für die Unicorns Offense reicht es zum Start des dritten Viertels nur für ein 3 and out. Und auch die Offense um Quarterback Duncan kommt gestärkt aus der Pause. Doch ein erster guter Drive wird wiederholt durch unnötige Strafen (15 Yards beziehungsweise 5-Yards-Raumstrafe) ausgebremst. Am Ende wirft Duncan unter Druck einen 40-Yard-Pass auf Mario Flores, der diesen jedoch nicht fangen kann. Währenddessen läuft die Offense-Maschine der Unicorns unbeeindruckt weiter. Bereits beim First Down des neuen Drives gibt es einen 60-Yards-Lauf und im Anschluss das 30:15 durch Halls Caleb Schweigart bei noch 6:05 im dritten Viertel. Die Offense der Monarchs bleibt in Folge weiter schwach, sammelt weiter Strafen (False Start) und lässt Quarterback Duncan allzu oft allein. Die zu Spielbeginn sichere Pocket kollabiert ein ums andere Mal. Und wieder folgen Fehler, wie ein Fumble und anschließender Turnover an der 15-Yards-Line der Unicorns. Hatte man auf Seiten der Monarchs erst kein Glück, kommt jetzt auch noch Pech dazu. Im ersten Drive des vierten Viertels wirft Duncan einen 60-Yards-Pass auf Austin Mitchell. Der sieht den Unicorns Passverteidiger in seinem Rücken nicht, der ihm den Ball wegschnappt: Interception. Zwar kann Schwäbisch Hall keinen Profit daraus schlagen und verliert den Ball schnell durch 3 and out aber auch für Dresden läuft es weiterhin nicht. Nach erneuter Strafe durch einen Late Hit, sowie zwei Fumbles (ersterer recovered, zweiterer zum Turnover) zeichnet sich langsam ab, dass aus dem Finaltraum der Monarchs heute wahrscheinlich nichts wird. Unicorns Wide Receiver Tyler Rutenbeck macht mit einem 80-Yards-Touchdown-Pass daraus fast noch einen Albtraum (36:15 bei 6:20 Rest im letzten Viertel).
Doch Dresden gibt nicht auf. Der anschließende PAT wird geblockt und Chris Lipsey läuft unbehelligt über das gesamte Spielfeld in die gegnerische Endzone zum 36:17. Die Monarchs wittern in dieser Phase, dass noch nicht alles verloren ist und zeigen, angepeitscht von Duncan, mentale Stärke. Ein zielstrebiger und schnörkelloser Drive führt zum 36:23 durch Hayden Braga (4:07 Rest im letzten Viertel). Die anschließende 2 Point Conversion wird durch eine Interception verhindert. Aber eine starke Monarch-Defense lässt den Drive der Unicorns früh im Midfield enden. In dieser Phase muss Dresden alle Timeouts nutzen und wird in den letzten Minuten nicht nur von den Unicorns, sondern auch von der Play Clock gejagt. Die Offense der Monarchs muss zum Ende hin volles Risiko gehen, sammelt mehrere Incomplete Passes und schrammt dreimal knapp an einer Interception vorbei. Und tatsächlich wird es noch mal spannend. Bei nur noch 1:07 auf der Uhr gelingt Nico Barrow nach einem harten Hit gegen zwei Verteidiger noch der Touchdown zum 36:30 (PAT gut). Was folgt, ist Football-Krimi pur. Die Monarchs können den eigentlich zu kurzen Onside Kick recovern, da Unicorns’ Caleb Schweigart den Ball mit dem Fuß berührt. Es bleiben noch eine Minute für einen Touchdown und die Verlängerung. Die Monarchs sind im Ballbesitz, versuchen überlegt und ruhig ihren vermeintlich letzten Drive auszuspielen. Duncan mit Pass auf Braga. Der wird vom Unicorns-Verteidiger am Kopf getackelt und verliert seinen Helm – 15 Yards Strafe und noch 34 Yards bis in die Endzone. Duncan bekommt den Ball gesnapt, hat vermeintlich viel Zeit, sucht seine Receiver, übersieht jedoch den von der Blindside herannahenden Unicorns-Verteidiger: Fumble – Turnover bei noch 0:54 auf der Uhr. Die Monarchs verlieren nicht nur den Ball, sondern auch das Halbfinale. Letztendlich gewinnen die Schwäbisch Hall Unicorns das Spiel und ziehen ins Finale, den GFL Bowl am 14. Oktober in Essen ein.
Die Dresden Monarchs starteten stark und effektiv in ein Spiel, das ab dem zweiten Viertel komplett auf dem Kopf stand. Die Unicorns spielten in der Defense eine gute Coverage, ließen Duncan häufig viel Zeit in der Pocket, dem dadurch aber oft die Anspielstationen fehlten. Das Team brachte sich durch unzählige und unnötige individuelle Fehler und zahlreiche Strafen selbst in Bedrängnis und um den Sieg. Die Monarchs beenden damit mit einem Platz unter den besten vier Mannschaften die Saison 2023.
Foto: Anastasia Goncharova