Der jährliche „Sparkassen Gameday“ der Dresden Monarchs ist auch in dieser Saison ihre Heimpremiere. Im großen Rudolf-Harbig-Stadion ihrer Heimatstadt begrüßten sie letztes Jahr zu dieser Gelegenheit mehr als 10.000 Zuschauer – kassierten allerdings eine eher unerwartete Niederlage gegen die Berlin Rebels. Eine große Kulisse ist wieder das Ziel, und genügend Optimismus hegte man auch sportlich, als man sich 2024 für einen renommierten Gegner entschied: Gäste im Harbig-Stadion werden am 26. Mai die New Yorker Lions sein, der deutsche Rekordmeister aus Braunschweig.
Was zum Zeitpunkt der Planungen niemand wissen konnte, bringt nun zusätzliche Brisanz in diese Begegnung: Nach Niederlagen gegen Kiel und zu Hause gegen Paderborn stehen die Braunschweiger praktisch mit dem Rücken zur Wand. Zwölf Spiele hat jede Mannschaft der ERIMA GFL, eine dritte Niederlage so früh im Jahr würde den derzeitigen Tabellenletzten weit zurückwerfen, zumal eine gegen einen direkten Konkurrenten um die vorderen Plätze.
Fehlten den Braunschweigern schon zum Auftakt einige Schlüsselakteure, fiel vor dem zweiten Spiel auch noch Quarterback Lamar Jordan II aus. Nachwuchstalent Leon Dirmeier holte als seine Vertretung zwar den einzigen Touchdown für sein Team und die Verteidigung stemmte sich mächtig gegen die Niederlage. Am Ende war es zu wenig, und die New Yorker Lions haben zwei Niederlagen gegen Teams, die 2023 nicht in den Playoffs waren, im Gepäck, wenn sie am Sonntag im Dresdener Hexenkessel auflaufen.
Dort war mehr als eine Woche vor dem Spiel die Westtribüne des Stadions bereits ausverkauft. Rund um das Stadion und in der Arena sind Live-Musik, viele Aktionen und Gewinnspiele geplant, eine große Football-Party steht an. Die Erwartungen in Dresden an das eigene Team sind nun erst recht hoch. Doch Vorsicht ist geboten: Nicht nur letztes Jahr zeigten die Monarchs-Akteure auf dem Rasen bei diesem Highlight oft zu viele Nerven.
Im Süden spielt der Vorjahreszweite der ERIMA GFL ebenfalls gegen den Vorjahresdritten. So wie Dresden und Braunschweig im Norden lagen 2023 die Allgäu Comets und die Saarland Hurricanes nach Siegen und Niederlagen gleichauf in der Abschlusstabelle. Dresden bekam damals Heimrecht im Halbfinale wegen seines Sieges gegen Braunschweig. Für die Saarland Hurricanes war es noch dramatischer: Am allerersten Spieltag hatte man in Kempten mit 48:52 verloren – im Nachhinein hätte ein Sieg dort sogar dén Gruppensieg bedeutet.
Viel spricht für die Wiederholung eines solchen Shootouts: Die Allgäu Comets sind im Angriff mit dem neuen Quarterback Xeavier Bullock und dem letztjährigen Touchdown-König Nate Stewart scheinbar noch stärker geworden. 109 Punkte in zwei Spielen bisher haben nur den Schönheitsfehler, dass man dennoch zum Auftakt in Schwäbisch Hall mit einem Punkt verlor. Umso wichtiger wird es, die Saarland Hurricanes im Illerstadion im Griff zu behalten.
Auch denen fehlte im ersten Spiel bei den Berlin Rebels nicht viel zum Erfolg. Lange lag man in Führung, schien der neue Quarterback Andrew Brito Herr des Geschehens auf dem Feld werden zu können. Am Ende scheiterte er aber hauchdünn vor der Endzone beim Lauf, der den Sieg hätte bringen sollen. Offensive Feuerwerksmomente könnte es in Kempten von beiden Seiten so einige geben.
Neben den Spitzenduellen gbt es in beiden Staffeln der ERIMA GFL am dritten Spielwochenende auch Aufeinandertreffen von Teams, die letztes Jahr am Tabellenende direkte Konkurrenten waren. Im Süden spielen die Straubing Spiders ihr zweites Heimspiel gegen die ifm Razorbacks aus Ravensburg, die ihr Auftaktspiel wie die Spiders verloren haben. Während dies für die Ravensburger bei den Allgäu Comets im Rahmen der Kalkulationen lag, dürfte man sich in Straubing gegen München beim Vergleich zweier Mannschaften im Umbruch mehr als eine klare Niederlage ausgerechnet haben.
In der Nord-Gruppe erwarten die Paderborn Dolphins die Kiel Baltic Hurricanes. Nach den Siegen der beiden gegen Braunschweig geht der Blick hier nun eher nach oben als in Richtung Tabellenende. Gleiches gilt für Aufsteiger Hildesheim Invaders, der seine Berlin-Brandenburger Wochen bei den Berlin Rebels beschließt und letzten Samstag bei den Adlern in der Hauptstadt zum ersten Saisonsieg gekommen war. Bei den Rebels ist die Hürde etwas höher, doch wie in Paderborn winkt dem Sieger die Chance, sich früh schon eimal in die Playoff-Ränge zu schieben.
Süd-Aufsteiger Kirchdorf Wildcats geht ebenfalls auf Reisen und trifft in der bayerischen Hauptstadt auf die Munich Cowboys. Im Duell Oberbayern vs. Niederbayern rechnen sich die Wildcats einiges aus, wenn ihr neuer US-Quarterback Armani Edden nun einige Trainingseinheiten mehr mit der Mannschaft hatte. Mindestziel wird sein, die Partie lange offen zu halten. Da mit Baris Dasar einer der Top-Kicker der Liga im Winter von den Cowboys zu seinem Heimatverein nach Kirchdorf zurückgekehrt ist, könnten die Gäste in einem am Schluss engen Spiel einen wichtigen Trumpf auf ihrer Seite haben.
Während die Schwäbisch Hall Unicorns als einziges der ERIMA-GFL-Teams diesmal pausieren, ist Meister Potsdam Royals bereit für seinen zweiten Auftritt. Nachbar Berlin Adler hatte im letzten Jahr in beiden Vergleichen gegen die Potsdamer keine Chance, und die Kräfteverhältnisse haben sich 2024 kaum zugunsten der Adler verändert.
Das letzte Mai-Wochenende bringt schließlich auch den Saisonstart für die GFL 2. Die beiden Vorjahreszweiten, die nach den Aufstiegen von Hildesheim und Kirchdorf in die ERIMA GFL sowie fehlenden Absteigern aus der ersten Liga als heiße Kandidaten auf die Relegation gelten, stehen vor ihren ersten Partien. Die Fursty Razorbacks aus Fürstenfeldbruck starten gegen Aufsteiger Albershausen Crusaders auf eigenem Platz. Die Düsseldorf Panther gehen auf eine kurze „Auswärtsreise“ ins benachbarte Langenfeld. Die Langenfeld Longhorns, die vorige Saison in Düsseldorf zum Ende hin noch Chancen auf den Sieg hatten, könnten gut und gern der „Prototyp“ eines Stolpersteins für die aktuelle Vertretung des ältesten noch existierenden Football-Vereins Europas aus Düsseldorf sein.