Pfingsten in Deutschland – zweite Runde der Saison 2024 in der ERIMA GFL. In as Rennen um den GFL Bowl, der am 12. Oktober an der Essener Hafenstraße gespielt wird, greifen dabei nun auch die fünf Teams ein, die am Startwochenende noch Zuschauer waren. Die meisten der Top-Favoriten, die Meister, Vizemeister oder Gruppensieger der letzten Jahre, haben das erste Spiel schon hinter sich.
Das lief nicht immer nach Plan: Rekordmeister New Yorker Lions hat aus dem Gastspiel in Kiel die erste Niederlage im Gepäck nach Hause mitgebracht. Das Heimdebüt der Braunschweiger an der Hamburger Straße bekommt da gleich eine besondere Note. Seit Jahren sind die New Yorker Lions – auch wenn es zuletzt nicht mehr zu Finalteilnahmen reichte – vor allem wegen ihrer Verteidigung ein in der gesamten Liga gefürchteter Gegner. In Kiel bekam das Image des Braunschweiger „Betonwalls“ nun ein paar Kratzer, jedenfalls sah die Defense der Kiel Baltic Hurricanes beim 28:14-Sieg nicht schwächer aus als die aus Braunschweig. Verpasste Punkte kurz vor der Halbzeitpause und ein fehlgeschlagener Versuch, nach dem Anschluss per Onside Kick das Angriffsrecht gleich wieder zu übernehmen, ließen sich so nicht kompensieren.
Geht es nach den Braunschweigern, wird es gegen den Vorjahresaufsteiger Paderborn Dolphins am Pfingstsamstag auf solche einzelne „Crunchtime-Knackpunkte“ gar nicht ankommen. Im letzten Jahr zog man mit drei Touchdowns im zweiten Viertel gegen die Westfalen in Front und sorgte früh für klare Verhältnisse. Der Paderborner Angriff hat sich zum Auftakt 2024 gerade die Zähne an der Verteidigung der Dresden Monarchs ein wenig ausgebissen, zugleich hielt man dem Dresdener Passspiel nicht lange stand. Insgesamt wird man bei den Dolphins darauf setzen, die beiden ersten schweren Saisonspiele gegen Dresden und in Braunschweig dazu zu nutzen, sich für die lösbareren Aufgaben der nächsten Wochen einzuspielen. Falls der Braunschweiger Ausrutscher jedoch mehr zu bedeuten hätte als nur eine fehlende Feinabstimmung zu Saisonbeginn – gegen Gastgeschenke hätten die Paderborner sicher nichts einzuwenden.
Der Nord-Aufsteiger dieses Jahres aus Hildesheim hoffte zum Auftakt auf solche vergeblich, für die Invaders gab es in Potsdam nichts zu holen. Mehr ausrechnen darf man sich beim nächsten von gleich drei Trips in die Hauptstadtregion zum Saisonauftakt: Diesen Samstag besucht man die Berlin Adler (eine Woche später geht es zu den Rebels). Von den drei Berlin-Brandenburger Teams in der ERIMA GFL Nord landeten die Adler letztes Jahr am tiefsten in der Tabelle. Ihr bisheriger Quarterback, der Ex-Hildesheimer Zach Cavanaugh ist nun der Head Coach, der neue Spielmacher mit Hendrik Scharnbacher ein gebürtiger Hildesheimer. Nur zwei aus einer ganzen Reihe von Akteuren, die Verbindungen zu beiden Vereinen haben.
Die Veränderungen in der Winterpause bei den Berlinern waren groß, bei den Niedersachsen naturgemäß inmitten der Aufstiegs-Euphorie nicht. Für die Adler ist es zudem das erste Spiel, die Invaders sind schon auf Betriebstemperatur. Ob und für wen die Playoffs ein realistisches Ziel werden, wird man am Samstag im Berliner Poststadion abschätzen können.
Den weiteren Weg in die Hauptstadt haben am Samstag die Saarland Hurricanes, die im Stadion Wilmersdorf bei den Berlin Rebels gastieren. Das erste Interconference-Spiel des Jahres ist eine Neuauflage der Begegnung der beiden von 2023, welche die Hurricanes daheim mit 44:28 gewannen. Für sie war dieser Sieg die Grundlage dafür, bis ganz zuletzt Chancen auf den Gruppensieg im Süden zu haben. Am Ende wurde es punktgleich mit Schwäbisch Hall und Allgäu „nur“ Rang drei. Doch auch dieses Jahr mag der Partie besondere Bedeutung im Rennen um die Südmeisterschaft zukommen: Sowohl Unicorns als auch Comets spielen ihre Interconference-Spiele gegen Meister Potsdam Royals und die Dresden Monarchs, die Hurricanes gegen die beiden anderen, 2023 schwächer platzierten Nord-Playoff-Teams New Yorker Lions und Rebels. Ein Erfolg der Saarländer in Berlin brächte ihnen einen ersten Vorteil im Kampf um die Spitze im Süden.
Letzte Woche lieferten sich Schwäbisch Hall und Allgäu einen dramatischen Shootout, bei dem erst ganz zum Schluss die Unicorns als glücklicher 58:57-Sieger feststanden. Zu Pfingsten sollten die beiden Verteidigungsreihen vielleicht etwas häufiger Akzente setzen. Die Unicorns reisen an die österreichische Grenze zum Aufsteiger Kirchdorf Wildcats, der 2018 und 2019 bereits in der ersten Liga spielte. Gegen die übermächtigen Unicorns, die in jener Phase mit 50 Siegen am Stück über drei Jahre hinweg eine Rekordmarke für den deutschen Bundesliga-Vereinssport setzten, von der selbst die Fußballer von Bayer Leverkusen nur träumen können, gelangen den Wildcats damals nur in einem von vier Aufeinandertreffen überhaupt eigene Punkte – und diese erst in der zweiten Halbzeit, als man schon 0:42 zurücklag.
2024 ist nicht 2019, die Unicorns sind inzwischen anfälliger, wenngleich Kirchdorfs Cheftrainer Christoph Riener sie dieses Jahr wieder als stärker einschätzt als 2023. Sein eigenes Team geht mit dem deutschen Quarterback Tobias Kanther, der auch in der GFL-2-Meistersaison die Bälle verteilte, ins Rennen, allerdings in veränderter Besetzung auf den Import-Positionen. Für die Wildcats, die ihr erstes ERIMA-GFL-Heimspiel nach fünf Jahren zum zünftigen bayerischen Event machen wollen und ihre Fans aufgerufen haben, in Tracht zu kommen, gibt es aber gegen den fünffachen deutschen Meister und Favoriten aus Schwäbisch Hall nichts zu verlieren.
Gleiches gilt für die ifm Razorbacks Ravensburg, die am Sonntag in Kempten auf das angriffsgewaltige Team der Allgäu Comets treffen. Selbst sehen sich die Ravensburger noch in einem Transformationsprozess, den John Gilligan im vergangenen Jahr eingeleitet hat, als er das Amt des Head Coaches bei den ifm Razorbacks übernahm. Mit einigen Neuzugängen, teils noch kurzfristig vor der Saison in Ravensburg eingetroffen, hofft man, dieses Jahr den Tabellenkeller verlassen und wieder an die ansehnliche Debütsaison in der ERIMA GFL Süd von 2021 anknüpfen zu können.