Elmshorn, 26. Februar 2020 – Nachdem Khairi Dickson seine vorläufige Zusage, auch 2020 als Runningback für die Pirates aufzulaufen, Mitte Januar aus persönlichen Gründen wieder zurückgezogen hatte, können die Elmshorn Fighting Pirates nun mit „Super Demario“ Richards hochkarätigen Ersatz auf der Position des Runningbacks für die kommende Erstliga-Saision präsentieren.
“Mein eigentlicher Spitzname ist Bino, Be-No ausgesprochen, aber ein Fan unserer Arizona Sun Devils hat so eine Pixel-Grafik von mir in Super-Mario-Optik erstellt. Und die ist dann am College viral gegangen. Studenten kamen teilweise mit großenn Poster und Plakaten ins Stadion. Das war schon echt abgefahren”, erinnert sich Richard an seine Studienzeit an der renommierten Arizona State University zwischen 2014 und 2017.
Als größte sportliche Erfolge nennt der 23 Jahre alte Runningback die Möglichkeit, aufgrund seines Lieblingssport kostenfrei an dieser Universität studiert und so auch in einem der angesehensten College Footballteams gespielt zu haben. “Und ich konnte tatsächlich sogar den ein oder anderen Rekord brechen”, fügt das sympathische Laufwunder hinzu.
In seinem ersten Jahr kam er für die Sun Devils in der PAC12 auf 478 Rushing Yards, acht Touchdowns und wurde beim 36:31 Sieg der Arizona Sun Devils gegen die Duke Blue Devils im Sun Bowl 2014 nach vier Touchdowns zum MVP gekürt. 2015 folgten weitere 1104 Yards und zehn Touchdowns gegen bekannte Mannschaften wie Texas A&M, Cal Poly, Oregon oder UCLA. Alleine sieben Spiele mit mehr als 100 Rushing-Yards in dieser Saison brachten ihn in die Geschichts- und Rekordbücher der Universität.
Nach einem von Verletzungen geprägten Jahr 2016 kam Richard in seinem Abschlussjahr 2017 gestärkt zurück und ließ es mit neun +100-Yards-Rushing-Games noch einmal so richtig krachen. Eine Berufung in das All-PAC12 Team folgte, und auch die NFL hatte den statistisch gesehen viertbesten Runningback in der Geschichte der Arizona State University inzwischen auf dem Radar. So stand Richard in der Saison 2018/19 zwischenzeitlich als Undrafted Free-Agent bei den Atlanta Falcons unter Vertrag. Es folgten weitere Einladungen und Workouts mit den Arizona Cardinals, Chicago Bears und Detroit Lions. Zuletzt war Demario Richard im Vorjahr bei den Arizona Hotshots in der Alliance of American Football (AAF) aktiv, ehe diese nach der Hälfte der Saison 2019 aus finanziellen Gründen wieder aufgelöst wurde.
Nun kommt Richard, der noch bis Mai online an seinen Abschlüssen in Liberal Studies (Querschnitt aus Geistes-, Natur-, Sozial- und Naturwissenschaften) und Soziologie feilt, Mitte März nach Deutschland. “Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht viel über Football in Deutschland. Die Pirates folgten mir plötzlich auf Twitter. Ich dachte zuerst, dass sei irgendwie ein Fake, aber am nächsten Tag hatte ich dann eine Nachricht von Sportdirektor Max Paatz. Er hat mir etwas über die Pirates geschickt, danach haben wir telefoniert und uns auf Anhieb gut verstanden”, erzählt der 1,78 Meter große und 102 Kilo schwere Athlet, der neben seiner Haupttätigkeit als Läufer auch Stärken im Fangen des Balls hat.
Richard habe schon mit sich ringen müssen, seine Heimat – zuletzt wohnte er in Lancaster (Kalofornien) in der Nähe von Los Angeles – verlassen zu müssen, weil “Deutschland so weit weg ist von den USA”. Doch Familie und selbst die Freundin rieten ihm dazu, diese “vielleicht lebensverändernde Möglichkeit etwas von der Welt zu sehen” wahrzunehmen. “Also habe ich auch zu mir gesagt: ‘Du kannst nach Europa reisen, bist irgendwie recht nah an vielen europäischen Städten dran und kannst gleichzeitig Football spielen? Ich mach’ es”, erinnert sich der letzte US-Neuzugang der Pirates, dessen Familie größtenteils in den 1950er Jahren aus dem US-Bundesstaat Louisana nach Kalifornien umsiedelte.
Bereits im zarten Alter von sieben Jahren hatte Demario Richard seinen ersten Football in der Hand. In der Highschool konnte er zudem auch in der Defense als Safety überzeugen. “Ich war so happy, dass ich etwas gefunden hatte, was mir Spaß gebracht hat und in dem ich sehr gut war. Dieser Sport hat mich so viel gelehrt und mir dabei geholfen, keinen Mist zu machen. Dafür bin ich echt dankbar”, so Richard, der sich auch darauf freut, die Großstadt Hamburg zu erkunden.
Auch die sportlichen Ziele liegen in einem ziemlich großen Rahmen: “Das Hauptziel ist, eine weitere Meisterschaft nach Elmshorn zu holen. Punkt. Ich weiß, wenn ich meinen Job mache, folgen alle persönlichen Ziele automatisch. Ich möchte Plays machen und ich möchte helfen, dass meine Teamkollegen ebenfalls Plays machen.”
In seiner Freizeit spielt der US-Amerikaner gern an der Konsole, geht ab und zu shoppen und entspannt sich ansonsten lieber von den sportlichen Anstrengungen als Footballer. In solchen Momenten wird er dann eventuell seine Familie und die Kochkünste seiner Mama am meisten vermissen.
Richard tritt also nun das sportliche Erbe von Khairi „KD“ Dickson an. „KD hat in den vergangenen beiden Jahren tolle Leistungen für uns gezeigt. Wir sind aber der festen Überzeugung, dass wir mit Demario einen mindestens gleichwertigen Ersatz gefunden haben”, sagt Pirates-Headcoach Jörn Maier. Dickson wusste auf Anhieb in fremder Umgebung zu überzeugen und kam in zwei Spielzeiten auf insgesamt 77 Touchdowns.
“Ich bin auf ewig dankbar für die Möglichkeit und die Erfahrungen, die ich in Deutschland gesammelt habe. Ich kann der gesamten Pirates-Organisation nicht genug danken für all die Liebe, die sie mir in den beiden Jahren entgegengebracht haben. Für mich ist Elmshorn ein zweites Zuhause geworden. Ich wünsche dem gesamten Club viel Erfolg”, sagt der bisher beste Runningback der Pirates-Geschichte. “Ich habe mir diese Entscheidung wirklich nicht leicht gemacht . Doch am Ende stand für mich fest, nicht zurück zu kommen. Aus meiner Sicht war es einfach die richtige Entscheidung”, so KD, der nach jetzigem Stand mit dem Football aufhören wird, um sich in den USA komplett auf sein Fitness- und Motivations-Projekt #MytimeisNow zu konzentrieren.
Text: Fiete Möldenstein
Foto: Arizona State University – Media Relations