Durchatmen! Dieses Footballspiel endete für die Hildesheim Invaders genauso kurios wie es begonnen hatte, aber mir dem glücklicheren Ende für das Team um den an diesem Tag unermüdlichen Runningback Phil Gamble: Die Hildesheim Invaders schlugen vor 1041 Zuschauern am heimischen Philosophenweg die Berlin Rebels mit 36:30 (8:14/16:0/6:0/6:16). Für die Entscheidung sorgte eben jener Gamble 30 Sekunden vor Spielende im Nieselregen.
Die Partie begann bei strahlendem Sonnenschein in Hildesheim. Vor dem Spiel heizte der verletzte Jaleel Awini dem Publikum ein und begeisterte mit guten Deutschkenntnissen. Er versprach, im September wieder dabei zu sein: „Meine Reha läuft super.“ Das Publikum war begeistert, seinen Liebling trotz Verletzung in so guter Verfassung zu sehen.
Kurz vor dem Spiel dann noch eine Überraschung. Die Invaders präsentierten noch einen Ersatzmann für Awini, der bei den Invaders auch die Position des Backup-Quarterbacks inne hat: Christopher Andrews vom Wagner College ist am Freitagabend zum Team gestoßen. Der US-Amerikaner spielte im vergangenen Jahr für die Rostock Griffins in der GFL 2. Zum Einsatz sollte der Quarterback aber nicht kommen.
Die Erwartungen waren hoch. Doch gleich der erste Spielzug der Invaders ging gründlich in die Hose. Der Kickoff von Luca Jeckstadt landete direkt in den Armen vom Berliner Paul Morant, der sich quer über den Platz in Richtung Endzone machte. Doch an der 1-Yard-Linie fumbelte er den Ball in die Endzone der Hildesheimer zum Touchback und zum Ballbesitz für die Invaders. Glück auf der einen Seite, aber Riesenpech auf der anderen. Kicker Luca Jeckstadt verletzte sich schwer und konnte im Laufe des Spiels nicht mehr eingesetzt werden.
Doch aus diesem Ballbesitz konnten die Hildesheimer kein Kapital schlagen. Quarterback Casey Therriault pitchte den Ball ins Leere. Sean Richard konnte ihn nicht zu fassen bekommen. Dafür aber die Berliner Verteidigung, die nun an der 19-Yard-Linie der Invaders in Ballbesitz kam. Nur wenige Sekunden später war es Runningback Chris Smith, der den Ball in die Endzone zum Touchdown trug. Die Berliner, die auf Ballträger Andreas Betza verzichten mussten, waren in der Anfangsphase eindeutig das wachere Team.
Auch die nächste Angriffsphase konnten die Hildesheimer nicht direkt in Punkte verwandeln. Nach einem starken Punt von Jacob Templar war Christian Fette der erste Hildesheimer am Tackle, LeMarcus Bailey schlug den Ball frei. Die Invaders-Offense kam kurz vor der Endzone der Rebels wieder in Ballbesitz. Nate Morris sorgte für die ersten Punkte. Weil Kicker Jeckstadt verletzt fehlte, entschieden sich die Invaders für die Two-Point-Conversion. Quarterback Casey Therriault passte erneut zu Morris: Führung für Hildesheim.
Doch Berlins Antwort folgte prompt. Quarterback Kurt Palandech überbrückte das Feld mit einem weiten Pass auf Jason Harris und lief zwei Spielzüge später selbst mit dem Ball in die Endzone. Berlin führte wieder.
Im zweiten Viertel aber begann die Invaders-Defense Akzente zu setzen. Immer wieder musste Palandech die Flucht antreten und schnelle Entscheidungen treffen. Die Hildesheimer Defense Line machte mächtig Druck und brachte den Angriff wieder ins Spiel. Therriault bediente mit einem sehenswerten Pass den fast überraschten Sean Richards, der den Ball plötzlich in seinen Händen spürte und den Turbo zündete. 74 Yards später schaltete er ihn erst in der Endzone wieder aus. Touchdown für Hildesheim. Weil Mario Flores die Two-Point-Conversion fing, gingen die Invaders wieder in Führung. Und bauten sie sogar noch auf. Die Invaders-Defense in dieser Phase schier unüberwindbar legte den Grundstein für Nate Morris‘ sehenswertes Touchdown-Solo. Die Conversion auf Christian Fette misslang. Mit 24:14 ging es in die Halbzeit.
Nach der Pause öffneten die Invaders das Playbook und schickten immer wieder Runningback Phil Gamble auf die Reise, der sich richtig in diese Partie hineinarbeitete. Drr Himmel hingehen öffnete seine Schleusen. Ein Platzregen ging danieder. Gamble tankte sich nach einem kräfteraubenden Drive in die Endzone zum Touchdown: 30:14.
Doch wer dachte, das Spiel sei gelaufen, hatte die Rechnung ohne die Rebels und das Wetter gemacht. Die Berliner steckten nicht auf und schafften es tatsächlich zurück in die Partie. Erst überbrückte Kurt Palandech die letzten Meter selbst in die Endzone, die Conversion gelang, dann schnappte sich Berlins Linebacker Niels Schroeter einen Ball aus der Luft und lief über das halbe Feld zum Touchdown in die Endzone. Die Rebels glichen aus.
Mit drei Minuten Spielzeit dirigierte Casey Therriault im Stile eines Champions seine Offense über das Feld. Immer fand er freie Mitspieler oder die Offensive Line schaffte Freiräume für Phil Gamble. Kurz vor der Endzone und mit einer Minute Spielzeit krönte Phil Gamble mit dem zweiten Touchdown des Spiels seine Leistung. Weil Jeffrey Juurlink einen Pass von Palandech abfangen konnte, siegten die Invaders am Ende verdient – aber knapp.
In der kommenden Woche reisen die Invaders nach Kiel. Anschließend kommen die New Yorker Lions nach Hildesheim.