Von Kiel bis Kempten – German American Football ist in Deutschland flächendeckend vertreten. Gerade im Mai gibt es fast gar keine Region mehr, in der das Football-Fieber nicht spürbar wäre, und auch kaum eine Wetterlage mehr, die als Ausrede herhalten könnte, einem der rund 500 AFVD-Vereine nicht zu einem seiner Heimspiele einen Besuch abzustatten. Am ersten Wochenende des „Wonnemonats“ sind es landauf, landab schon einmal rund 100 Partien allein im Herren-Bereich, noch viel mehr in den verschiedenen Jugend-Altersklassen, im Frauen- oder Flag Football kommen hinzu und garantieren jedes für sich Spannung und Unterhaltung für einen gelungenen Familienausflug.

Die Top-Spiele des 5. und 6. Mai könnten dabei im nördlichsten und südlichsten der GFL-Stadien eben in Kiel und Kempten anstehen. Zu Gast sind dort die jeweils aktuellen Tabellenführer aus GFL Nord und Süd, nach allerdings erst je einem gewonnenen Spiel bisher in der jungen Saison 2018. Die Berlin Rebels werden am Samstag beim letztjährigen Nord-Zweiten Kiel Baltic Hurricanes auf die Probe gestellt, Titelverteidiger Schwäbisch Hall Unicorns steht am Sonntag bei den Allgäu Comets vor einer Aufgabe mit vielen Unbekannten.

Für die Kemptener ist es nicht nur das erste Spiel der Saison, es ist auch das erste unter dem neuen Head Coach Stan Bedwell. Der 33-jährige US-Amerikaner, der seit zwölf Jahren in Europa spielt und coacht,hat in der Winterpause mit neuen Assistenztrainern und Spielern aus ganz Europa ein auf vielen Positionen umbesetztes Team zusammengestellt.
Da die Kemptener in der Saisonvorbereitung auch kein Testspiel absolvierten, ist das Rätselraten in Schwäbisch Hall vor der Partie groß. Dabei hätten die Unicorns mit Christian Hafels, letztes Jahr für die Comets Top-Receiver der GFL Süd, ja eigentlich einen langjährigen Kenner der Allgäuer Mannschaft neu an Bord – üblicherweise ein nicht zu unterschätzender Vorteil im American Football. Doch weder Hafels noch sein Coach Jordan Neuman wissen allzu viel über das aktuelle Allgäuer Team.

„Für uns sind die Comets im Moment noch eine Wundertüte“, sagt Neuman. „Mit welchem System sie aufwarten, wie sie ihre Neuzugänge einsetzen und wo diese ihre Stärken haben, wissen wir nicht. Es gab eben bislang keine Gelegenheit, sie zu beobachten.“ Bei so vielen neuen Spielern haben die Allgäuer in Angriff und Verteidigung zwangsläufig auch ihre taktische Ausrichtung umgestaltet. Egal, ob dies von Beginn an Früchte trägt oder nicht: Die Unicorns dürfen sich auf ihre eigenen Stärken verlassen. Der Meister hatte zum Auftakt München sicher im Griff. Mit Nationalmannschafts-Quarterback Marco Ehrenfried und dem Receiver-Trio aus Tyler Rutenbeck, Nathaniel Robitaille und nun auch Christian Hafels bietet man einen Passangriff auf, der kaum zu bändigen ist.

Mehr auf den Laufangriff setzen die Berlin Rebels, die sich vorgenommen haben, ihren Anspruch auf einen der beiden vorderen Plätze im Norden in dieser Saison zu untermauern. Mit Running Back Sean Richard aus Holland und dem läuferisch starken Quarterback Terrell Robinson dominierte man im Auftaktspiel der Saison Hamburg, während die Kieler im GFL Season Opener in Köln unerwartet verloren. Auch sie bezwangen anschließend jedoch die Hamburger, und vor allem im Angriff lief es dabei dann schon besser.

Vergleiche über Dritte zählen gerade im American Football aber wenig, und Kiel wird sich zur Heimpremiere sicher besonders ins Zeug legen. Im anderen Spitzenspiel der Nord-Gruppe spielt ein Vergleich über Dritte erst gar keine Rolle:
Die Dresden Monarchs erwarten die Potsdam Royals eine Woche nach ihrem 45:35-Sieg im Brandenburgischen gleich zum Rückspiel. Können die Potsdamer diese Woche einen ähnlichen Blitzstart der Monarchs wie im Heimspiel verhindern, haben sie in Dresden allemal Chancen auf eine Überraschung.

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