Für die Schwäbisch Hall Unicorns ist dieses Jahr „gefühlt“ jedes Spiel ein Duell Erster gegen Zweiter. Zum Auftakt besuchte der Vorjahreszweite Allgäu Comets sie im OPTIMA Sportpark, vier Wochen später kam der Dritte von 2023 aus dem Saarland als frischer Bezwinger der ifm Razorbacks, dann fuhren die Unicorns zu den da noch im Aufwind scheinenden Munich Cowboys, und schließlich gaben die ifm Razorbacks aus Ravensburg nach deren Erfolgen gegen München und Allgäu eine starke Visitenkarte im Stadion der Haller ab.

Bezwungen wurde der fünfmalige Meister – wieder einmal – bisher noch nicht, obwohl es gegen Comets, Cowboys und Razorbacks knapp wurde. Ungeschlagen thronen die Unicorns auf Rang eins der ERIMA GFL Süd. Dahinter ist die Tabellensituation allerdings durchmischt. Die Herausforderer hatten sich ihre stärksten Leistungen jeweils für den Vergleich mit den Unicorns aufgespart und überzeugten anderswo weniger.

Nach Siegen gegen Ravensburg, Saarland und Allgäu hat es daher nun die Straubing Spiders auf Rang zwei gespült. Und siehe da: Sie sind der nächste Gegner der Unicorns und erwarten diese zum Spitzenspiel am 6. Juli im „Spiderdome“. In Straubing hatte man den Höhenflug der letzten Wochen selbst nicht ganz erwartet, nachdem die Saison mit einer Heimniederlage gegen München enttäuschend gestartet war und die Spiders auch in Berlin knapp verloren hatten.

Seither aber läuft es. Luis Wittmann, dem einzigen deutschen Quarterback der ERIMA GFL Süd, stehen Running Back Kamal Cass und Receiver Colton Smith als amerikanische Unterstützung zur Seite. Auch dies kann ein Weg zum Erfolg sein. „Jetzt wollen wir auch gegen Schwäbisch Hall all unsere Stärken in die Waagschale werfen und den dritten Sieg in Folge einfahren“, beweist Straubings Head Coach Fabian Vulic gehörigen Mut und Optimismus. Basis dafür ist zum einen die Einschätzung, letztes Jahr schon dicht am Sieg dran gewesen zu sein, als man dicht vor dem 14:21-Anschluss stand, stattdessen jedoch einen Interception Return über das gesamte Feld zum 7:28 kassierte.

Zum anderen hat man die letzten Spiele der Unicorns gesehen. Da waren die ifm Razorbacks beim Stand von 28:28 einem Sieg in Hall noch viel näher als man selbst im letzten Jahr, ehe sie mit einer Interception den Ball in der Schlussminute in der eigenen Hälfte abgaben. Genau solche Fehler will Straubing am Samstag vermeiden. „Nur weil die Haller Mannschaft auf dem Papier nicht mehr so dominant ist, darf man sich nichts erlauben, dort ist noch so viel Erfahrung im Kader, die wissen sofort, wie man das bestraft.“

Neben dem Spiel in Straubing gibt es am 7. Juli zum ursprünglichen Pausenwochenende zwischen Hin- und Rückrunde das Nachholspiel der Munich Cowboys und der Allgäu Comets. Als die Partie Anfang Juni in München gespielt werden sollte, aber wegen des Starkregens verschoben wurde, schien es noch um Rang zwei im Süden zu gehen. Die Cowboys waren da noch ungeschlagen, die Comets hatten nur mit einem Punkt Unterschied in Schwäbisch Hall verloren und stellten mit ihrer Offense um Quarterback Xeavier Bullock und den Top-Touchdown-Scorer von 2023 Nate Stewart angriffsmäßig das Maß der Dinge dar.

Doch keine der beiden Mannschaften hat im Juni ein Spiel gewinnen können. Beide verloren in Ravensburg, die Cowboys letzte Woche bei Aufsteiger Kirchdorf Wildcats und die Allgäuer gar daheim gegen Straubing. Noch immer ist der Comets-Passangriff in den überwiegenden Phasen der Spiele ungeheuer produktiv, gewann auch bei den Niederlagen den reinen statistischen Vergleich der eroberten Yards gegen die Offense des Siegers.

Quarterback Sacks und Interceptions in entscheidenden Momenten machten dies alles zunichte. Zudem hatten die Gegner häufig die besseren Aktionen ihrer Special Teams und so im Schnitt die günstigeren Startpositionen für ihren Angriff. Kaum Entlastung brachte da das eigene Laufspiel, vor allem nachdem Running Back Leonardo Walter Dabo gegen Straubing früh verletzt vom Feld musste.

Ausgerechnet die Munich Cowboys sind es aber, die in der ERIMA GFL Süd in dieser Saison bisher pro Spiel die meisten Interceptions und die meisten Quarterback Sacks hatten sowie dem Gegner die wenigsten Lauf-Yards erlaubten. Selbst ist man im Angriff meist nicht so produktiv wie die Konkurrenz aus dem Allgäu. Die Niederlagen in Ravensburg oder Kirchdorf kamen nicht völlig aus heiterem Himmel.

Doch können einige gelungene Nadelstiche zur rechten Zeit ein ganzes Spiel drehen, wie die Allgäuer nun zweimal schon erfahren mussten. Und die dritte Niederlage der Cowboys aus dem Juni, ein 35:42 gegen die Schwäbisch Hall Unicorns, bei dem in der Schlussminute die Wende noch möglich schien, war eher ein moralischer Sieg. Bei diesem letzten Auftritt im Dantestadion spielte der Angriff um Quarterback Nicklas Yockey die Unicorns-Verteidigung schwindelig und sorgte für 474 Yards Raumgewinn. Knüpfen die Münchener daran an, könnten sie sich sogar auf einen offensiven Schlagabtausch einlassen.

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