Gleich in den ersten Wochen der Saison 2024 absolvieren die drei Teams, die 2023 in der ERIMA GFL Süd punktgleich die ersten drei Plätze belegten, ihre Hinspiele untereinander. Nach Heimsiegen der Schwäbisch Hall Unicorns gegen die Allgäu Comets und der Allgäuer gegen die Saarland Hurricanes folgt nun am 8. Juni das Gastspiel der Saarländer in Schwäbisch Hall.

Nachdem letzte Woche die Partie Cowboys-Comets in München wegen der Regenfälle und des Hochwassers in Süddeutschland abgesagt werden musste, stand auch dieses Spitzenspiel der Football-Bundesliga Anfang der Woche noch auf der Kippe, der OPTIMA Sportpark in Schwäbisch Hall unter Wasser. Inzwischen gab es Entwarnung, weitere Regenfälle sind nicht vorhergesagt. Mitte der Woche konnte grünes Licht für das „Whiteout Game“ der Unicorns gegeben werden.

Dass deren weiße Trikots und die erwünschte weiße Fanwear ihrer Anhänger am Ende des Spieles noch blütenrein strahlen, ist nicht zu erwarten. Auch die weiße Weste in der Tabelle mit bisher zwei Siegen gerät in Gefahr. In ihren beiden bisherigen Auswärtsspielen verloren die Saarland Hurricanes zwar in Berlin und in Kempten, beide Male aber erst nach hartem Fight durch späte Rückschläge im letzten Viertel.

Ein wenig lag es auch an der risikobereiten Strategie der Saarländer. Entgegen der konventionellen taktischen Vorsicht im Football nutzen sie häufig auch vierte Versuche, um doch noch ein First Down zu erreichen. Erst recht setzen sie nach Touchdowns gern auf die Chance auf zwei Zusatzpunkte statt auf einen PAT-Kick. Liegt dabei die Erfolgsquote über 50 Prozent, rechnet sich dies und setzt den Gegner unter Druck.

In der Theorie jedenfalls – die Saarländer haben 2024 bisher aus neun von 17 Fourth Downs neue erste Versuche gemacht und gar elf Mal bei ihren 15 Touchdowns die zwei Zusatzpunkte geholt. In der Tabelle stehen dennoch zwei Niederlagen, unter anderem die aus dem Interconference-Duell in Berlin, weil dort zwar nur ein einziges Mal ein Conversion-Versuch fehlschlug, aber genau der entscheidende nach dem letzten Touchdown.

Bei der zweiten Niederlage in Kempten hatte Quarterback Andrew Brito verletzt pausiert, letzte Woche gegen Ravensburg war er mit fünf Touchdown-Pässen und auch mit seinen Läufen der Erfolgsgarant beim ersten Saisonsieg 2024. Zu Hause konnten die Saarländer da nahtlos an ihren letzten Saisonsieg 2023 anknüpfen – ein 36:30 gegen die Schwäbisch Hall Unicorns im September.

Dies hatte auf die Tabelle zwar damals keinen Einfluss mehr, dient aber nun der Motivation der Unicorns. Deren Head Coach Christian Rothe jedenfalls sagt: „Wir wollen die Auswärtsniederlage aus der Vorsaison vergessen machen!“ Und verrät zumindest so viel dazu, wie das gegen die risiko- und angriffsfreudigen Saarländer gelingen soll: „Wir wollen das Spiel früh entscheiden.“ Die Unicorns fühlen sich schließlich deutlich wohler, wenn sie mit einer Führung im Rücken ein Spiel in Ruhe diktieren können und sich nicht auf wilde Schlagabtäusche einlassen müssen.

Wie die Unicorns noch ohne Niederlage im Süden sind die Munich Cowboys. Dank der erwarteten Entspannung bei der Hochwasserlage bekommen sie am 9. Juni in Ravensburg die Chance, die Tabellenführung gegenüber Schwäbisch Hall zu verteidigen. Seit dem Aufstieg der ifm Razorbacks Ravensburg waren deren Duelle gegen die Cowboys immer knappe Angelegenheiten. Bei bisher zwei Ravensburger Heimsiegen und einem Unentschieden haben die Cowboys in der ERIMA GFL bei den Razorbacks noch nicht gewinnen können. Selbst in ihrem starken Jahr 2022 nicht und auch nicht 2023, als die ifm Razorbacks am Ende Tabellenletzter waren. Wie viel Bedeutung es hat, dass die Münchner 2024 noch keine Niederlage, die Ravensburger noch keinen Sieg haben, zeigt sich so am Sonntag.

Vor dem Spiel in Ravensburg wird es außer den ifm Razorbacks nur noch eine andere ERIMA-GFL-Mannschaft ohne Saisonsieg 2024 geben. Denn am Samstag treten beim Interconference-Spiel in Braunschweig mit den New Yorker Lions und den Kirchdorf Wildcats die beiden anderen bisher sieglosen Klubs gegeneinander an. Was für den Kirchdorfer Aufsteiger im Rahmen der Erwartungen lag, ist für die Niedersachsen eine mittlere Katastrophe. Niederlagen gegen Kiel und Paderborn haben das ursprüngliche Ziel, mit Potsdam und Dresden um den Nord-Gruppensieg zu kämpfen, in weite Ferne rücken lassen.

Die Kirchdorfer, die ihre „Fernreise“ bereits am Freitag antreten, hegen inzwischen gar insgeheime Hoffnungen, an der Hamburger Straße in Braunschweig bestehen zu können. Zwar fehlen mit Keegan Sturdy und Chaleb Ashby wieder zwei US-Leistungsträger, doch haben die Wildcats sich bisher trotz Niederlagen und diesen Ausfällen sehr vernünftig geschlagen. Die Braunschweiger treten erstmals in veränderter Besetzung an. Nach den krankheitsbedingten Ausfällen einiger ihrer US-Spieler inklusive des bisherigen Spielmachers Lamar Jordan II, soll es nun Neuzugang Donovan Isom als Quarterback richten.

Der 29-jährige Amerikaner hatte 2021 und 2022 in der ERIMA GFL erfolgreich die Offense der Berlin Rebels geführt und dieses Jahr in Frankreich bei den Saint-Ouen Cougars einige Spiele absolviert, ehe dort die Zusammenarbeit endete. Dank einer spielfreien Woche vor der Partie, einer nach wie vor traditionell starken Braunschweiger Defense und eines Gegners mit ordentlich Reisestrapazen in den Beinen ist für seinen Wiedereinstand in der ERIMA GFL eigentlich alles passend vorbereitet.

Die entscheidenden Aufgaben kommen auf Isom und die Braunschweiger erst später zu, neben den Heimspielen gegen Dresden und Potsdam unter anderem Auswärtsreisen nach Berlin. In der Hauptstadt steigt diese Woche die erste Runde der Stadtmeisterschaft zwischen Berlin Adlern und Berlin Rebels am Samstag im Poststadion. Beide verloren ihre Heimspiele gegen Hildesheim, beide setzten sich allerdings in Interconference-Spielen durch. Die Rebels siegten dabei schon zweimal und auch – wenn auch knapp – gegen Playoff-Kandidat Saarland Hurricanes.

Die Vorzeichen für dieses Jahr und so auch für das Derby deuteten angesichts der „Verjüngungskur“ bei den Adlern nicht darauf hin, dass der ältere der beiden Vereine das Jahrzehnt der Vorherrschaft seiner ehemaligen rebellischen „Ausgründung“ beenden könnte. Doch Derbys wie dieses haben bekanntlich eigene Gesetze.

Ebenso speziell ist die Verbindung von Dresden Monarchs und Kiel Baltic Hurricanes, auch wenn sie nicht aus geografischen Gründen auf der Hand liegt. Einst standen sich beide in dramatischen Aufstiegsrelegationen gegenüber, später in wichtigen Playoff-Partien. Der Aufstieg der Dresdener zu einem Top-Team der ERIMA GFL ist für die Monarchs eng auch mit diesen Vergleichen gegen Kiel verbunden. Inzwischen datiert der letzte Kieler Sieg allerdings aus dem Jahr 2017. Wie Dresden haben aber auch die Kieler dieses Jahr schon Braunschweig bezwungen. Wenn sie am Samstag an der Bärnsdorfer Straße in Dresden auflaufen, werden die Baltic Hurricanes sich jedenfalls nicht verstecken wollen.

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