„Chasing best“ – das Orientieren an den Besten – war die Kern-Botschaft, die Headcoach Sebastian Blase seinen Oldenburg Knights vor dieser Saison mit auf den Weg gab. Der Slogan prangt seitdem auf den schwarzen T-Shirts der Spieler und Trainer.
Doch beim Vorbereitungsspiel der VfL Oldenburg Knights (GFL2) in Delmenhorst gegen die New Yorker Lions Braunschweig (GFL1), schien es zu Beginn so, als hätten die Knights eine Etage zu hoch ins Regal gegriffen. Die Gäste, ihres Zeichens zwölfmaliger deutscher Rekordmeister und letztjähriger Halbfinalist der deutschen Meisterschaft, führten nach noch nicht einmal 15 Minuten bereits mit 21-0. Die Lions beherrschten mit ihrem Tempo das Geschehen und sorgten mit spektakulären Aktionen, wie einem einhändigen Touchdown-Catch Ihres Receivers Moritz Riedinger für anerkennendes Raunen auf den Rängen.
Der „Dosenöffner“:
Aber dann kam der „Dosenöffner“ für die Knights: Ein fast 70 Meter langer Pass des neuen Knights Quarterbacks Joshua Cartwright auf Bennet Bödeker. Plötzlich standen die Knights kurz vor der Endzone der Lions. Runningback Nils Bünger ließ sich nur zwei Spielzüge später unter dem lautstarken Jubel der 900 Zuschauer die Chance nicht nehmen, sein Team erstmalig auf das Scoreboard zu bringen. Von nun an war es ein anderes Spiel. Der Respekt des Oldenburger Underdogs vor einem der besten Teams in Deutschland war abgelegt. Die Defense stoppte erstmals die Braunschweiger Angreifer. Und nach dem Ballbesitzwechsel arbeitete sich die Oldenburger Offense wieder bis kurz vor die Endzone des Rekordmeisters vor. Diesmal reichte es für ein 22 Meter Fieldgoal durch Darrian Naujoks zum 9-21. Gleichzeitig der Pausenstand.
Am Ende unterlagen die Knights in ihrem letzten Vorbereitungsspiel wenig überraschend mit 9-38. Damit waren die Oldenburger durchaus zufrieden. In Halbzeit Zwei kamen die Knights zwar öfter in die Hälfte der Lions, aber bis zur Endzone reichte es dann doch nicht mehr. Dies gelang dagegen den Gästen noch zweimal, die zudem einmal per Field Goal erfolgreich waren. Die Braunschweiger hatten natürlich eine höhere individuelle Klasse, die immer wieder in spektakulären Aktionen aufblitzte. Allen voran Runnigback Finn Oppermann, der allein drei Touchdowns auf sein Konto verbuchen konnte. Und sie waren den Gastgebern auch körperlich überlegen. Die Knights versuchten dies durch ein variables Spielkonzept auszugleichen. Nicht ohne Erfolg, denn die Braunschweiger gaben nach dem Abpfiff anerkennend zu Protokoll, dass sie sich bis zum Ende des Spiels immer wieder neu auf die Knights einstellen mußten.
Knights setzen Akzente
Die Oldenburger konnten zudem durchaus sportliche Akzente setzen: Die Offense Line der Knights ließ beispielsweise nur einen sack ihres Quarterbacks Cartwright zu. Cartwright stand letztes Jahr als back-up Quarterback noch im Braunschweiger Kader. Der neue Spielmacher hatte zudem keine Scheu gegen sein Ex-Team diverse Pässe anzusetzen.
Manchmal verfehlte er zwar seine eigenen Passempfänger, denn die Feinabstimmung stimmte nicht immer. Aber am Ende stand nicht eine einzige Interception zu Buche. Auf der anderen Seite machte die Passverteidung der Knights es dem Braunschweiger Quarterback Lamar Jordan wiederholt schwer, freie Receiver zu finden. Dadurch wurde Jordan bei seinen Passversuchen mehrfach gezwungen, diese abzubrechen und selber zu laufen. In der Regel
mit größerem Raumgewinn, denn er war extrem schnell und wendig unterwegs.
Resümee von Headcoach Sebastian Blase:
Für den Knights Headcoach Sebastian Blase war es eine kleine Rückkehr in die persönliche Sportler-Vergangenheit. Mit den Braunschweig Lions gewann er als Spieler (Linebacker) in den Jahren 2015 und 2016 zweimal die deutsche Meisterschaft und einmal den Eurobowl. Blase ärgerte sich nach dem Spiel etwas über die selbstverschuldeten leichten Strafen seines Teams in aussichtsreichen Positionen. Noch mehr Punkte wären durchaus möglich gewesen. Frühstarts und Spielverzögerungen machten jedoch mehrfach dritte Versuche zu Nichte, bei denen es nur noch um kurze Distanzen ging. „Das sind Fehler, an denen wir in den nächsten Wochen intensiv arbeiten können und werden. Ich kann körperlichen Voraussetzungen, die meine Spieler mitbringen, nicht verändern – aber an diesen Fehlern können wir arbeiten“, sagte Blase. Zeit dafür hat er und sein 12 köpfiges Coaching Staff, denn der Saisonstart in der GFL2 ist
für den 63 Spieler umfassenden Kader erst am 1. Juni bei den Cottbus Crayfish
Geglücktes Stadion Experiment:
Auch ein anderes Experiment glückte. Zum ersten Mal überhaupt wurde im Atlas Stadion in Delmenhorst ein American Football Spiel ausgetragen. Das Delmenhorster Publikum bekam ein sehr faires Spiel zu sehen. Knights Geschäftsführer Holger Völling freute sich zudem, dass die gemeinsame Organisation mit den Delmenhorst Bulldogs so gut geklappt hatte. Das erstmalige Experiment, ein Testspiel im Umland und nicht in Oldenburg anzusetzen, stieß in
der Delmestadt auf große Resonanz. Völling hatte damit das Ziel, neue Fans für die Spiele im Oldenburger Marschweg-Stadion zu gewinnen. Nach dem respektablen Auftritt der Knights sollte dies auf jeden Fall gelingen.
Bild: Thorsten Lösche