Es war ein wahrhaft gebrauchter Tag für die Munich Cowboys: Bei drückender Schwüle wollte im Illerstadion nichts so richtig klappen – dass die Münchner den US-Receiver Lorenzo Thompson nicht in der Aufstellung hatten, trug auch nicht zur Verbesserung ihrer Ausgangsbedingungen bei. Auf den Punkt vorbereitet waren hingegen die Allgäu Comets, zusätzlich mit dem an manchen Stellen nötigen Quentchen Glück, wie passend auch für UWT-Geschäftsführer Uwe Niekrawietz, der beim UWT-Gameday des Hauptsponsors den Münzwurf zur Seitenwahl durchführte und “seinen” Comets natürlich wie immer die Daumen drückte. Gleich der erste Ballkontakt – ein langer Return von WR Ahsan Moore wurde an die Mittellinie zurückgetragen und sorgte für eine hervorragende Ausgangsposition für die Offense der Comets. Diese fackelte auch nicht lange und nach gut einer Minute konnte WR Marcel Schade den ersten Touchdown fangen, nachdem QB Jay Smith nach rechts gelaufen war und Schade mit einem Pass bediente, welcher seinen Bewacher ausgetrickst und zwei Meter Vorsprung gewonnen hatte. Der anschließende PAT durch Schade selbst war nicht gut (alle folgenden schon), die Gastgeber gingen schon sehr früh mit 6:0 in Führung.
Der erste Ballbesitz der Cowboys war dann schon fast symptomatisch für deren Angriffsbemühungen im weiteren Spiel – was zu diesem Zeitpunkt aber noch niemand ahnen konnte. Nach nur drei Versuchen trennten sich die Münchner mittels Punt wieder vom Ball. Headcoach Elias Gniffke – wie sein Gegenüber Nadine Nurasyid Position Coach bei der deutschen Football-Nationalmannschaft – startete den nächsten Drive mit seiner Spread Offense, die dem QB mannigfaltige Möglichkeiten bietet: Vier Receiver ziehen die Angriffsformation über das ganze Feld in die Breite, was die Defense dazu bringt, große Räume auf dem Feld abdecken zu müssen. Zusätzlich steht meistens auch noch ein Runningback für das Laufspiel zur Verfügung und der Quarterback hat darüber hinaus noch die Möglichkeit, selbst als Ballträger freie Lücken zu nutzen. Dieses Spielkonzept erwies sich als eines der entscheidenden Werkzeuge, um die Defense der Isarstädter zu knacken – und so dauerte es nur ein paar Spielzüge aus kurzen Pässen und Läufen, bis Nate Stewart seinen Pass fing, den US-DB Kevin Ransom austanzte und mit einem weiteren “dranhängenden” DB in die Endzone zum 13:0 lief. Die Münchner wurden anschließend durch die hellwache Defense der Comets gestoppt, bei der die einzelnen Abteilungen jetzt sauber abgestimmt miteinander arbeiteten und die Defensive Ends wie z. B. Destiny Osawe und Jonathan Zinnecker immer wieder den gegnerischen QB von außen unter Druck setzten. Ein QB-
Sack durch DL “Joshi” Zinnecker und zwei Strafen für die Cowboys beendeten deren Vorwärtsdrang an der Spielfeldmitte.
In den folgenden Drives konnte keines der Teams Punkte erzielen, einem beständigen Durchmarschieren der Comets standen wieder oftmals ungünstige Strafen für die Gäste gegenüber, was deren Spielfluss weder bei der Defense noch bei der Offense einfach nicht aufkommen ließ. WR Benny Perauer, der an diesem Tag einige sehenswerte Catches hatte, fing einen Seam-Pass über die Mitte zum 20:0 und als man sich schon darauf eingestellt hatte, den folgenden Ballbesitz der Münchner kurz vor Ende der ersten Spielhälfte noch zu stoppen, um mit diesem Ergebnis in die Kabinen gehen zu können, schaffte es die Defense mit gleich zwei QB-Sacks, den Ball mit gut einer Minute verbliebenen Spielzeit wieder zurückzuerobern. Ein Laufspiel über UK-RB Thomas-Campbell und ein 33-Yard-Pass in die Doppeldeckung auf WR Ahsan Moore bereiteten den Touchdown durch Nate Stewart Sekunden vor Ende des zweiten Quarters vor und die Allgäuer konnten mit einem mehr als üppigen Vorsprung von 27:0 in die Pause gehen.
Nach der Halbzeitshow mit Drummer Martin Klee, der als Teil seiner Kickoff-Tour zum Weltrekordversuch zweimal sein Können vor den anwesenden Fans unter Beweis stellte, stoppte die Comets-Defense die Cowboys, die mittlerweile ihren Starting-QB Manuel Engelmann verletzungsbedingt vom Feld genommen und den noch sehr jungen Neuzugang Luca Raue gebracht hatten, sofort wieder und nach nur vier Spielzügen fing WR Nate Stewart seinen Touchdown zum Hattrick des Tages. Gegen Ende des dritten Quarters hatten die Comets schon begonnen, beim Stand von 34:0 den Fuß etwas vom Gaspedal zu nehmen, als DB Nico Leiderer den Punt des Münchner Kickers Baris Dasar blocken konnte. DB (und Jugendtrainer) Johannes “Jojo” Reitberger sicherte den Ball an der 22-Yard Linie und als QB Jay Smith anschließend vor sich die großen Lücken in der Münchner Abwehrfront sah, die die noch junge, aber sehr zuverlässig und effektiv blockende Offensive Line der Comets aufgerissen hatte, packte er die Gelegenheit beim Schopfe und rannte zum Touchdown selbst in die Endzone.
Beim Spielstand von nun 41:0 im letzten Viertel begann die Auswechselphase der Allgäuer, die nun auch den Backups Spielzeit geben wollten – zumal mit Nico Leiderer, OL Matteo Acquadro und in der Schlussphase LB Matt Barrett drei Spieler aus den Startaufstellungen verletzungsbedingt vorsichtshalber geschont werden mussten. Die Cowboys hatten mittlerweile wieder etwas Tritt gefasst und ihre beiden Runningbacks #21 Felix Wenz und #26 Benedikt Pohler gewinnbrigend ins Spiel bringen können. So gelang den Gästen noch je ein Touchdown durch WR André Feuerherdt und durch RB Benedikt Pohler. Die Comets behalten nun nach drei Spielen ungeschlagen weiter ihre Tabellenführung und die Frage des derzeit besten bayerischen Teams, die bei den Duellen der beiden Teams immer wieder auftaucht, sollte vorerst zumindest eindeutig geklärt sein – bis zum erneuten Aufeinandertreffen in der Landeshauptstadt am 12.08.
Am kommenden Samstag müssen sich die Comets dann der ersten Interconference-Begegnung stellen, wenn am Samstag(!) um 17:30 Uhr die aktuell fünftplatzierten der Erima-GFL-Nord, die Berlin Adler zu Gast im Illerstadion sind, die bisher je zwei Partien gewonnen bzw. verloren haben. Von Nationalcoach und “Trainerlegende” Shuan Fatah sicher bestens vorbereitet, wird sich zeigen, wie sich sein Nord-Team gegen die Mannschaft seines WR-Nationalcoaches Elias Gniffke behaupten kann. Mit der lautstarken Unterstützung des Kuhschellenbewaffneten Fanclubs und der dann bei diesem Spitzenspiel hoffentlich zahlreich anwesenden Fans haben die Allgäuer einen nicht zu unterschätzenden Heimvorteil.