Auf der Spieluhr stehen null Sekunden. Die Mannschaft der Kirchdorf Wildcats hat soeben den 26:27 Anschluss-Touchdown durch Jon Cole gegen Regensburg geschafft. Offense Coordinator Tom Schmidtke entscheidet für zwei Punkte zu gehen. Jon Cole schafft es hinter seiner Offense Line erneut in die Endzone. Das Spiel ist aus. Kirchdorf gewinnt 28:27 gegen die Regensburg Phoenix und somit sein erstes Spiel der Saison, und was für eines. Die In(n) Energie Arena steht Kopf.
Aber zurück zum Anfang. Bei herrlichem Sommerwetter strömen am Pfingssamstag über 400 Fans ins Kirchdorfer Stadion. Es ist angerichtet zum ersten Spieltag der GFL2. Als Gast ist Regensburg angereist, der starke Aufsteiger aus der Regionalliga mit einem 50-Mann-Kader und diversen amerikanischen Spielern. Headcoach Derrick Wilson, der 2003 und 2004 bei den Wildcats spielte hat sein Team gut eingestellt auf diesen Tag und die Offense marschiert im ersten Drive in sechs Minuten über den ganzen Platz und geht mit 7:0 in Führung. Die Wildcats kommen ihrerseits im ersten Drive ebenfalls gut voran auf dem Feld. Die Besonderheit hier allerdings: Es spielt nicht Tobias Kanther als Quarterback, er muss nach einer OP noch geschont werden, sondern Jon Cole. Der macht seine Sache gut. Allerdings fumbeln die Wildcats an der 3-Yard-Linie den Ball in die Endzone der Phoenix mit dem Ergebnis Touchback und Ballbesitz Regensburg an ihrer 25-Yard-Linie. Die Defense hält im Anschluss und so kommen die Hausherren wieder an den Ball. Mit einem 25-Yard-Pass auf Michael Stadler kommen die Wildcats auf 6:7 heran, der Extrapunkt misslingt. Im zweiten Quarter ist es dann Jon Cole selbst, der den Touchdown auf seine unnachahmliche Art selbst erläuft und mit dem EP von Lorenz Sendlinger gehen die TSV-Footballer mit 13:7 in Führung. Aber Regensburg bleibt wach. Drei Minuten vor der Halbzeit gehen die Gäste wieder in Führung und die Wildcats machen sich in dieser Phase das Leben selber schwer. Verunglückte Kick-Off-Returns und viele andere kleine Fehler bringen die Mannschaft nicht weiter. Zur Halbzeit bleibt es beim 14:13 für die Gäste. So geht es auch im dritten Quarter weiter. Der Angriff der Hausherren stottert. Hier sieht man jetzt die fehlende Abstimmung bei Jon Cole mit seinen Mitspielern. Es erlaufen zwar immer wieder Tom Stecher und der neue amerikanische Runningback Derritt Potts einige Meter, doch so richtig voran geht in Summe nichts. Regensburg nutzt diese Phase und geht mit einem Big Play 20:13 in Führung. Der Extrapunkt allerdings geht daneben. Das Spiel geht in das letzte Viertel. Ein Touchdownpass auf Christoph Sass und der Extrapunkt von Sendlinger bringt das Unentschieden zum 20:20. Die Wildcats sind wieder da. Dann geht es hin und her. Es gelingen keine Punkte. Die Defense Line der Wildcats setzt immer wieder den Regensburger Quarterback unter Druck. Der weiß sich allerdings oft zu befreien und eine Minute und 15 Sekunden vor dem Ende kommt er durch und erzielt die 27:20 Führung für Phoenix. Und jetzt folgt eine dramatische Schlussphase. Mit kurzen Pässen auf Christoph Sass an die Auslinie und einigen Läufen gelingt es Jon Cole seine Offense an die 20 Yard Linie zu führen. Es sind noch 12 Sekunden auf der Uhr und es ist der vierte und letzte Versuch. Jon Cole schafft es und erläuft den Touchdown. Das Ende ist bekannt.
„Ein unglaubliches Finish – ein unglaubliches Spiel – Ich bin fertig“, so erklärt Präsident Wolfgang Höfelsauer seine Gemütslage unmittelbar nach dem Ende. Die Trainer analysieren allerdings knallhart in der Abschlussbesprechung: „Eigentlich dürfen wir das Spiel nicht gewinnen. Wir hatten zu viele Fehler. Aber was solls. Am Ende der Saison frägt danach niemand“, sagt Coach Christoph Riener. Den Spielern wars egal. „Heute wird auf der Pfingstdult gefeiert und Jon Cole nehmen wir mit“, erklärte Center Maximilian Räcker im Huddle. In der nächsten wird wieder trainiert und am kommenden Wochenende geht es nach Pforzheim zum ersten Auswärtsspiel.