Nichts wurde es aus dem dritten Haller Titel in Folge: Vor 20.000 Zuschauern in der Frankfurter Commerzbank-Arena unterlagen die Schwäbisch Hall Unicorns am Samstag im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft den Braunschweig NewYorker Lions mit 7:10. Im Vordergrund standen die Defense-Leistungen beider Teams.
„Glückwunsch an die Lions! Sie haben heute verdient gewonnen“, gratulierte Halls Head Coach Jordan Neuman seinen Gegnern nach dem Endspiel. „Es war schwer für uns in der Offense einen Rhythmus zu finden, denn Braunschweig hat sehr gut verteidigt.“ Und damit brachte es der Haller Cheftrainer auf den Punkt, denn die Defense-Einheiten auf beiden Seiten waren es, die das Spiel bestimmten.
Welch starke Leistung die Haller Verteidiger dabei zeigten, lässt sich wie so oft im American Football an Zahlen verdeutlichen. Die Rekordmeister aus Braunschweig verstanden es, fast doppelt so lange wie die Unicorns in Ballbesitz zu sein. Entsprechend gefordert war die Haller Defense gegen die starke Lions-Offense, die in dieser Saison mehr als 41 Punkte pro Spiel produziert hatte. Fünfmal schafften es die Braunschweiger zwar in die Haller Redzone (ab der 20-Yard-Linie), doch nur zweimal erlaubten es die Haller Verteidiger den Lions von dort zu punkten.
Obwohl Runningback Christopher McClendon auch in diesem Spiel wieder der herausragende Braunschweiger Angreifer war und am Ende als bester Spieler des German Bowls XLI geehrt wurde, brachten es die Niedersachsen am Ende nur auf zehn Punkte. So wenig hatte 2019 keine andere Defense als die Haller gegen die Lions zugelassen.
Auf der anderen Seite tat sich aber auch die Haller Offense mit ihren Gegnern extrem schwer. Das sonst so erfolgreiche Receiver-Duo Tyler Rutenbeck und Nate Robitaille wurde von Braunschweig nicht nur extrem eng und meist doppelt gedeckt, es musste auch angeschlagen ins Spiel gehen. Insbesondere Robitaille merkte man an, dass ihm die gewohnte Spritzigkeit wegen einer Oberschenkelverletzung am Samstag fehlte. Kam hinzu, dass das Haller Laufspiel, das ohne den verletzten Maurice Schüle auskommen musste, von den Lions fast komplett kalt gestellt wurde. So brauchte die Unicorns-Offense bis weit ins letzte Viertel, um endlich ein erfolgversprechendes Rezept gegen die starke Braunschweiger Defense zu finden. Am Ende war dies schlicht zu spät.
In der ersten Hälfte wechselte der Ballbesitz zunächst mehrfach per Befreiungskick und einmal nach einem durch Braunschweig vergebenen Fieldgoalversuch aus 49 Yards Entfernung. Auch durch abgefangene Pässe konnten die Defense-Formationen auf beiden Seiten auf sich aufmerksam machen. Goran Zec gelang dies Anfang des zweiten Viertels auf Haller Seite, im direkten Gegenzug allerdings auch Basil Jackson für Braunschweig. Bei auslaufender Uhr vergab Lions-Kicker Tobias Goebel seine zweite Fieldgoal-Chance und so ging man ohne Punkte auf der Anzeigentafel in die Halbzeitpause.
Die Lions starteten mit viel Druck in die zweite Hälfte, holten sich schnell den Ball von den Unicorns in guter Feldposition und beendeten den Angriffszug mit einem 10-Yard-Lauf von McClendon (PAT Goebel) zum 7:0. Hall konnte nicht kontern, musste den Ball erneut per Befreiungskick abgeben und Braunschweig nutzte wenig später die Chance um per 28-Yard-Fieldgoal auf 10:0 zu erhöhen.
Die Lions bestimmten nun das Spiel und den Unicorns blieben noch 15 Spielminuten um das Blatt zu wenden. Zehn davon ließen sie allerdings ungenutzt und erst als Lions-Kicker Tobias Goebel sein drittes Fieldgoal vergab setzten die Unicorns zu ihrem ersten flüssigen Angriffszug in diesem Finale an. An der eigenen 21-Yard-Linie kamen sie in Ballbesitz, nahmen das Braunschweiger Geschenk von 30 Straf-Yards dankend an und bewegten den Ball mit Kurzpässen zügig über das Feld. Die letzten zwei Yards überbrückte man mit einem Pass von Jadrian Clark auf Joshua Haas (PAT Tim Stadelmayr) zum 7:10. Knapp zwei Minuten verblieben auf der Spieluhr, als die Unicorns mit einem Onside-Kick versuchten sofort wieder in Ballbesitz zu kommen, doch das misslang. Braunschweig sicherte den Ball und ließ die Spieluhr kontrolliert ablaufen.
Die Braunschweig NewYorker Lions holten sich mit dem Sieg am Samstag die zwölfte Deutsche Meisterschaft. Für die Schwäbisch Hall Unicorns wurde damit die Rekordserie von 50 Siegen in Folge beendet, die nach der letzten Haller German-Bowl-Niederlage 2016 ebenfalls gegen Braunschweig begonnen hatte. Mit dem 10:7 haben die beiden Teams den Rekord der wenigsten Punkte in einem German Bowl eingestellt. Dieser datiert auf das Jahr 2004, als Braunschweig im eigenen Stadion den Berlin Adlern mit genau diesem Ergebnis unterlag.
Die Punkte für Hall erzielten: Joshua Haas (6) und Tim Stadelmayr (1).
Zuschauer: 20.382
Viertelergebnisse: 0:0 / 0:0 / 10:0 / 0:7 / Final: 10:7
Alle Punkte:
7:0 – Christopher McClendon – 190-Yard-Lauf (PAT Tobias Goebel)
10:0 – Tobias Goebel – 28-Yard-Fieldgoal
10:7 – Joshua Haas – 2-Yard-Pass von Jadrian Clark (PAT Tim Stadelmayr)