Einmal Phantom, immer Phantom? Ehemaliger Spieler trainiert nun die D-Line
Oliver Gebhardts Liste der Clubs, für die er als Footballer im Einsatz war, umfasst genau einen Punkt: „Wiesbaden Phantoms“! Gebhardt, jahrelang D-Liner der Phantoms in der GFL und GFL2, ist seit 2005 Mitglied des Traditionsclubs und gehört im Prinzip schon zur Einrichtung im „Wohnzimmer“ der Phantoms im Europaviertel.
2005 begann der gebürtige Wiesbadener als Jugendspieler der Phantoms und hatte Anteil am Aufstieg in die GFL-J, Deutschlands höchste Nachwuchsliga, in der Saison 2007. 2009 wechselte Gebhardt ins GFL2-Team und feierte nur ein Jahr später den bisher größten Erfolg der Vereinsgeschichte: den Aufstieg in die GFL. Drei Spielzeiten lang streifte Gebhardt danach das Jersey mit den Lilien in der höchsten deutschen Footballliga über und hielt dem Club auch nach dem Abstieg in die GFL2 weiter die Treue.
2007 bis 2010 trainierte Gebhardt bereits die 9er Flaggies der Phantoms und von 2008 bis 2010 zusätzlich das 5er-Team. In der U16 brachte sich das Wiesbadener Urgestein 2011 und 2012 ein und gehörte von 2013 bis 2016 zum Coaching Staff der U19. Seit 2014 sammelte er zudem Coaching-Erfahrung als D-Line-Coach in der Hessenauswahl „Hessen Pride“.
In den vergangenen vier Jahren lief Oliver Gebhardt – wie immer! – als Spieler zudem nur für ein einziges Team auf; für „seine“ Phantoms.
Nun wechselt der mittlerweile 28-Jährige (wohl) endgültig die Seiten, hängt die Pads an den Nagel und tritt als neuer Coach der Wiesbaden Phantoms hinter die Sideline zurück. Zum Grund seines recht frühen Karriereendes als Spieler sagt Gebhardt: „Leider musste ich meine aktive Karriere aufgrund von körperlichen Beschwerden an den Nagel hängen. Ich hätte gerne 2018 meine letzte Saison gespielt, um meine ,Karriere‘ abzurunden, aber manchmal kommt eben alles anders als man denkt.“
Den Wechsel auf die andere Seite der Sideline sieht das Phantom als Chance für eine persönliche Weiterentwicklung. „Gerade nach dem Umbruch im Coaching Staff bekomme ich jetzt die Möglichkeit, mich als Coach weiterzuentwickeln und mein Wissen an jüngere Spieler weiterzugeben.“
„Alten Hasen“ wie Sven Rieger oder Malik Samuel Nana Ntim könne man sicherlich weniger weitergeben, als jüngeren Spielern. „Aber mein Fokus liegt ohnehin mehr auf der Ausbildung der Jungspieler und der konstanten Trainingsentwicklung, um dauerhaft mehr und mehr U19-Spieler an die GFL2 oder sogar GFL heranzuführen.“ Entsprechend rät er ehemaligen Jugendspielern, zum einen nicht trainingsmüde zu werden und zum anderen die Möglichkeit zu nutzen, direkt nach der U19-Saison im GFL2-Training einzusteigen und sich in den Einheiten nicht zu verstecken. „Sie sollten den Konkurrenzkampf nicht scheuen und sich nicht entmutigen lassen, wenn im ersten Training nicht auf Anhieb alles klappt, denn der Sprung ist nicht leicht. Gerade im ersten Jahr, aber nur, weil die ,Erwachsenen‘ schwerer und schneller sind.“ Jeder Anfang sei schwer, aber mit etwas Biss und hartem Training habe es bisher noch jeder ehemalige Jugendliche geschafft, im Erwachsenenbereich Fuß zu fassen.
Wichtiger Trainingsinhalt für Gebhardt, der für ehemalige Jugendliche wie erfahrene Akteure gleichermaßen gilt: „Nur wer konstant trainiert, wird besser und verinnerlicht neue Bewegungsabläufe und Techniken. Das muss jeder Spieler begreifen, wenn er in der GFL2 erfolgreich sein möchte.“
Der Schritt vom Spieler zum Coach falle ihm leicht, da er sich mit Head Coach Andy McMillan und Coordinator Kelly Perrier sehr gut verstehe. „Ich musste nicht lange überlegen. Selbstverständlich aber mit Rücksprache mit den ,alten Hasen‘ im Team, da ein direkter Wechsel immer schwierig für beide Seiten sein kann.“
Als D-Line Coach ist Oliver Gebhardt für die Defense Line verantwortlich, befindet sich aber immer in direkter Absprache mit dem Defensive Coordinator, „da er entscheidet, was gespielt werden soll und wir uns einig sein müssen, ob dies auch so umsetzbar ist“, erklärt Gebhardt.
Seine neue Aufgabe nimmt Gebhardt ernst: „Von Videocoaching via Hudl über Praxis auf dem Feld bis zum Erstellen von Trainingskonzepten muss ein Coach arbeiten können. Gerade jetzt ist es wichtig, dass die neuen und jungen Spieler in das Team integriert werden und vor allem auf den Level kommen, um in der GFL2 mithalten zu können. Also viel Arbeit für den Trainerstab und die Spieler.“
Gebhard kann für diese Aufgabe auf viel Erfahrung zurückgreifen und seine Erfolge sprechen für sich: 2008 wurde er mit der Jugend-Nationalmannschaft Europameister in Sevilla und nennte noch heute den 2010er Aufstieg in die GFL als einen seiner größten Erfolge. 2008 feierte er als Coach die Deutsche Hallenmeisterschaft im 5er Flag und erhielt als Nationaltrainer der Deutschen U15-Flag-Mannschaft das Vertrauen. 2009 folgte der Deutsche Meistertitel im 9er Flag.