Mitteilung von Stuttgart Scorpions vom 31.08.2002

Tag der offenen Tür auf der Waldau

Tag der offenen Tür auf der Waldau

Stuttgart Scorpions - Franken Knights 55:56
31. August 2002 Im Kampf um die Südmeisterschaft mussten die Scorpions eine herbe Schlappe einstecken. In einem atemraubenden Schlagabtausch unterlagen sie den Franken Knights am Ende mit 55:56 (21:14, 20:14, 6:7, 8:21). Da Rüsselsheim am Wochende nicht spielte, stehen die Stuttgarter zwar immer noch auf Platz 1 der Tabelle, können diesen aber nicht mehr aus eigener Kraft verteidigen.

Dass man als Zuschauer im Waldau-Stadion gute Nerven braucht, war spätestens seit den Begegnungen gegen Saarland und Rüsselsheim bekannt. Doch was den ca. 2500 Fans am Samstag geboten wurde, war ein Wechselbad der Gefühle, wie es in Stuttgart wohl seit mehreren Jahren nicht mehr gesehen wurde. Alle Drives des ersten Viertels führten zu Touchdowns; die Angriffsformationen beider Teams spielten so, als sei die gegnerische Defense nur eine hübsche Staffage. Den Anfang machten die Scorpions mit einem 5 Yard Lauf von Marc Wiedmann (PAT Wurster), der postwendend durch einen 18 Yard Paß von Frankens QB Zach Witt auf Markus Schöpf beantwortet wurde (PAT bei Franken: jeweils Müller).
Dann war es der trotz leichter Verletzung in Topform aufspielende Tolgay Moralioglu, der erneut die Scorpions mit einem 27 Yard Lauf in Führung brachte (PAT Wurster). Die Knights antworteten mit exakt der gleichen Kombination wie zuvor, diesmal aus 12 Yards Entfernung. Den anschließenden Kickoff trug Frank Hofmann über 92 Yards bis knapp vor die Endzone der Gäste zurück. Erneut Moralioglu vollendete wenig später über 5 Yards zum Zwischenstand von 21:14 (PAT Wurster). 35 Punkte allein im ersten Viertel: Die Zuschauer kamen voll auf ihre Kosten, und beim DSF, dass im GFL-Magazin in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch über die Partie berichten wird, steht man jetzt wohl vor der undankbaren Aufgabe, zu entscheiden, welche Szenen gezeigt werden sollen und welche nicht.

Mit Beginn des zweiten Viertels machten dann beide Verteidigungen zum ersten Mal richtig auf sich aufmerksam. Zunächst sah es so aus, als ob Markus Schöpf erneut den Ausgleich für die Gäste erzielen sollte, doch an der 2 Yard-Linie der Scorpions wurde er von Kevin Silberhorn und Joachim Hölker so hart getackelt, dass er den Ball verlor, den sich die Scorpions sichern konnten. Aus dieser Position konnten sie sich aber nicht befreien, und so musste zum ersten Mal an diesem Abend eine Punt-Formation aufs Feld. Frank Hofmann kickte das Leder 57 Yards weit und verschaffte den Hausherren so viel Raum. Diesen wussten die Knights aber hervorragend zu nutzen: Ein 70 Yard Paß von Witt auf Eric Ostmoe brachte den erneuten Ausgleich. Den nächsten Kick trug diesmal Patrick Geiger weit zurück und verschaffte den Scorpions so eine gute Ausgangsposition. Nach einem schönen Lauf von QB Quincy Woods war es kurz darauf Paddy Fajfr, der wieder die Schwaben mit 28:21 in Führung brachte (PAT Wurster).
Im folgenden Drive gelang es der Defense Line der Scorpions zum ersten Mal, stärkeren Druck auf QB Witt auszuüben. Besonders Kent Miller und Rene Wagner jagten den QB ein ums andere Mal und brachten die Paßmaschine so zwischenzeitlich ins Stottern. Noch besser: Der folgende Punt wurde von Jeremy Veasey geblockt, und die Scorps kamen an der 9 Yard Linie der Gäste wieder in Ballbesitz. Tolgay Moralioglu baute die Führung wenig später mit einem 1 Yard Lauf auf 35:21 aus (PAT Wurster). Und die Schwabenwand hielt wieder: Die Knights erreichten kein First Down und mussten punten. Nun griffen die Scorpions in die Trickkiste: Ein Paß von Woods auf Tight End Gunter Braschler brachte großen Raumgewinn. Paddy Fajfr vollendete den Drive mit einem 5 Yard Lauf zur eigentlich beruhigenden Führung von 41:21. Wie wichtig am Ende der verschossene Extrapunkt sein würde, konnte zu diesem Zeitpunkt wohl noch niemand ahnen, doch die Franken demonstrierten noch einmal ihre Entschlossenheit und Gefährlichkeit: Mit einem 19 Yard Paß auf Björn Obrecht verringerte Zach Witt die Führung zur Halbzeit auf 41:28.

Dass es im dritten Viertel nicht ganz so stürmisch weiterging, lag an zwei Fumbles. Zunächst verloren die Knights an der 11 Yard Linie der Scorpions den Ball, doch die Scorpions taten es ihnen an der gegnerischen 30 Yard Linie gleich. Noch schlimmer: In diesem Drive verletzte sich Quincy Woods so stark, dass er nicht mehr weiterspielen konnte und zunächst von Günther Michel vertreten wurde. Nun hatte Frankens QB Witt wieder Platz, um richtig auszuholen, und mit einem weiteren 70 Yard Paß fand er erneut Eric Ostmoe in der Endzone der Stuttgarter. Bei den Hausherren hatte Paddy Fajfr mittlerweile sein QB-Pad übergestreift und übernahm fortan die Rolle des Spielmachers. Und das tat er so, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Mit einem Paß auf Frank Hofmann überraschte er die Verteidigung der Knights, und kurz darauf war es Tolgay Moralioglu, der mit seinem vierten Touchdown den Zwischenstand von 47:35 herstellte. Die Conversion scheiterte, und mit zwölf Punkten Vorsprung für die Scorpions wurden zum letzten Mal die Seiten gewechselt.

Die nächste Antwort der Gäste ließ nicht lange auf sich warten. RB Markus Schuster lief über 1 Yard in die Endzone der Hausherren, und im folgenden Drive der Scorpions passierte das, was wieder einmal nicht hätte passieren dürfen: Ballverlust durch Fumble an der eigenen 45 Yard Linie. Diese Chance liessen sich die Knights nicht entgehen. Die Scorpions fanden nach wie vor kein Mittel gegen das fränkische Paßfeuerwerk, und so gingen die Gäste nach einem 4 Yard Paß von Witt auf Schöpf folgerichtig zum ersten Mal in Führung. Bei den Scorpions war jetzt auch wieder Marc Correll ständig auf dem Feld, nachdem er in der ersten Halbzeit nur sehr sporadisch eingesetzt wurde. In einigen Szenen merkte man ihm noch die fehlende Spritzigkeit an, doch wie gefährlich und wertvoll er ist, zeigte er dennoch eindrucksvoll. Als sich einmal eine größere Lücke in der Verteidigung der Franken auftat, nutzte er dies sofort aus, um die Führung wieder nach Stuttgart zu holen. Mit der erfolgreichen Two-Point-Conversion durch Fajfr stand es somit 55:49, doch noch waren etwas mehr als zwei Minuten zu spielen.
Und die reichten den Franken. Natürlich war es wieder ein Paß, diesmal über 35 Yards auf Eric Ostmoe, der die Mienen auf den Rängen des Waldau-Satdion gefrieren ließ. Ausgleich, 55:55. Dieses Ergebnis hätte noch gereicht, um die Tabellenführung zu halten, doch Kicker Steffen Müller kannte keine Gnade. Souverän verwandelte er auch den achten Extrapunkt zum 55:56. Aber noch immer waren 40 Sekunden auf der Uhr, und nach einem weiteren Paß von Fajfr auf Hofmann kamen die Scorpions sogar noch einmal bis an die 30 Yard-Linie der Knights. Nach einem unvollständigen Paß in die Endzone musste also ein Field Goal her. Doch der Kick aus 47 Yards von Sascha Wurster war zu kurz, und das Spiel war vorbei. Grenzenlos die Enttäuschung bei den Spielern der Scorpions, und auch Head Coach Tom Ross machte aus seiner Unzufriedenheit keinen Hehl: 'Wir hatten ausreichend Gelegenheit, dieses Spiel nach Hause zu schaukeln. Doch wir haben es in den entscheidenden Momenten versäumt, den Sack zuzumachen.'

Jetzt geht es für die Scorpions darum, am nächsten Wochenende in Schwäbisch Hall wenigstens den zweiten Tabellenplatz zu sichern, und dann zu hoffen, daß die Rüsselsheim Razorbacks gegen München oder Schwäbisch Hall vielleicht doch noch einen Punkt verlieren. In diesem Fall wären sie aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs am Ende doch ganz oben. Das Zittern geht in dieser ohnehin schon nervenraubenden Saison also weiter, und wenn man der augenblicklichen Situation etwas Positives abgewinnen will, so ist es auf jeden Fall die Aussage, daß der Unterhaltungswert eigentlich nicht mehr zu steigern ist.