Mitteilung von Assindia Cardinals vom 05.08.2002

Hitzige Atmosphäre stellt Niederlage in Schatten

Das Quecksilber drohte aus dem Thermometer zu schießen, der Schweiß floss selbst bei den Zuschauern in Strömen. Doch die hitzige Atmosphäre nach der 7:36 (0:7, 0:9, 0:20, 7:0)-Niederlage der Assindia Cardinals bei den Berliner Adlern stellte selbst das Wetter noch in den Schatten.

'Ich bin jetzt schon seit 20 Jahren im Geschäft, aber so etwas habe ich noch nie erlebt', grantelte Christos Mantzaridis, der sich geweigert hatte, die Pressekonferenz zu besuchen. Die Niederlage, befand der Essener Trainer, gehe zwar in Ordnung, weil seine Mannschaft zu viele Fehler gemacht habe, 'doch wie sich die Berliner hier präsentiert haben, das war in keiner Weise würdig für eine national höchste Liga'.

Eine lange Liste an Ausfälllen ist bei den Cardinals in dieser Saison schon fast zur Tradition geworden. Doch gegen die Adler mussten sie gleich auf 23 verletzte oder beruflich verhinderte Spieler verzichten. Eine neue Rekordmarke. Um überhaupt die Mindeststärke zu erreichen holten sie gar acht aus der Verbandsliga-Mannschaft nach oben. Und weil zwei Spieler am Morgen noch hatten arbeiten müssen und selbst der Flieger die Zeit nicht mehr ganz aufholen konnte, bat Mantzaridis die Berliner um eine Viertelstunde Aufschub. Vergebens. 'Weil die Essener in ausreichender Zahl da waren', begründete Adler-Trainer Dean Cocinos die Entscheidung und unterstrich sein 'gutes Recht'. 'Eine Frechheit', erzürnte sich Mantzaridis, der darauf verwies, 'dass Köln jüngst sogar über eine Stunde auf die Berliner gewartet hatte, obwohl sie bereits nach einer Stunde nicht mehr hätten antreten müssen und das Spiel mit 0:20 gegen Adler hätte gewertet werden können'.

Doch der Verzicht auf eine faire Geste war nicht der alleinige Grund für den Unmut von Mantzaridis: 'Unser Busfahrer musste bis 23 Uhr Pause machen. Das haben wir den Berlinern gesagt. Aber schon kurz nach dem Spiel, so um halb neun, hieß es, dass wir fahren müssten, weil man das Stadiongelände schließen wolle.'

Bei all dem Trubel geriet der sportliche Vergleich ein wenig in den Hintergrund. 'Wie war das noch? Erst hatten wir kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu', mühte Mantzaridis süffisant eine Sprichwortkreation von Ex-Fußballer Jürgen Wegmann. Denn auch die Schiedsrichter, von denen fünf aus Berlin kamen, zeigten sich nicht gerade Essen freundlich. Zwar wollte Mantzaridis den Unparteiischen keine böse Absicht unterstellen, doch mindestens zwei, vielleicht sogar drei der Berliner Touchdowns seien klare Regelverstöße vorausgegangen.

Eine kleine Rechnung: 'Zieh mal 14 oder gar 21 Punkte bei den Adlern ab, dann steht es nur noch 15:7 für sie.' Und der Unterschied im Ergebnis könnte noch von Bedeutung sein. Denn falls die Cardinals und die Adler zu Saisonende punktgleich auf den Plätzen vier und fünf liegen sollten, würde der direkte Vergleich den Ausschlag über den Einzug in die Playoffs geben.

Doch aufgrund der Niederlage müssen die Essener das Thema Playoffs nun erst einmal zu den Akten legen. Und am kommenden Wochenende geht es dann in Kiel darum den Klassenerhalt vorzeitig perfekt zu machen und die Nerven zu beruhigen.