Mitteilung von Assindia Cardinals vom 26.05.2002

Für einen Moment gefror die blaue Hölle

Ein Viertel durften die Footballer der Assindia Cardinals bei der 6:34 (6:3, 0:14, 0:7, 0:10)-Niederlage zum Saisonauftakt bei den Hamburger Blue Devils davon träumen, den Deutschen Meister zu bezwingen. Dann aber verpassten sie durch zu viele Patzer der Offensive die Sensation.
Die Spieler versammelten sich. Einige schossen Fotos, die anderen machten 'die Welle', wurden von ihrem Anhang gefeiert und drehten unter dem Beifall der 8 000 Zuschauer, die sich von ihren Sitzen erhoben hatten, eine Ehrenrunde durch die AOL-Arena. Ganz so, als hätten die Cardinals den Vergleich mit dem Ligaprimus gewonnen.

Von der maroden, dreitribünigen Hafenstraße auf die Glitzerbühne des ehemaligen Volksparkstadions. Mit grummelnden Mägen und weit aufgerissenen Augen betraten die Essener den Rasen. 'Und auch die Schlange vor der Toilette war wesentlich länger als normalerweise', formulierte Trainer Christos Mantzaridis die Nervosität seiner Spieler.

'Willkommen in der Hölle', hieß es auf einem Begrüßungsplakat der blauen Teufel, die die Gäste bei deren letztem Auftritt in der Hansestadt mit 53:0 versohlt hatten. Und die Erinnerung daran weckte die Hamburger Vorfreude auf eine weitere Demontage des Außenseiters.
Als Spielmacher Grant Swallows dann aber Tony Moore bediente und der ehemalige Devil zur 6:0-Führung lief, ebbte der Lärmpegel ab. Es wurde still, die Hölle gefror. Denn lediglich ein Feldtor ließ die Verteidigung der Cardinals um Syii Tucker, der den flinken Hamburger Quarterback Kareem Wilson dreimal in den Rasen rammte, im ersten Abschnitt zu. Dem Blick auf das Grün und die Videoleinwände folgte betretenes Schweigen.
Dann jedoch glitten Swallows Leder und Spiel immer mehr aus den Händen. Vier Pässe des bisher so gelobten Amerikaners landeten beim Gegner, einmal wurde gar die Ei-Übergabe vermasselt. Die vielen Ballverluste machten es den Devils leicht, die Partie zu drehen.

Swallows verließ geknickt das Feld, wich Tony Moore. 'Mit so vielen Turnovers kann man natürlich kein Spiel gewinnen', haderte Christos Mantzaridis mit der Leistung seiner Offensive, die eigentlich das Prunkstück der Mannschaft sein sollte. Trotzdem: 'Grant ist erst 23 Jahre alt, kommt aus den Wäldern von Tennessee und muss erst einmal diese Umstellung verkraften. Er hat im Training bisher voll überzeugt und wir lassen ihn nicht fallen. Er bleibt auch weiterhin unsere Nummer eins.'
Die Hamburger nutzten weiter, was ihnen geboten wurde, wichen nur selten von ihrem Schema ab Estrus Clayton, der in der German Football League konkurrenzlos gut ist, los zu schicken und gewannen viel zu deutlich. Das empfand auch Devils-Trainer Kent Anderson: 'Ich muss den Essenern ein richtig großes Lob aussprechen. Wir haben heute sehr viel Glück gehabt. Die Cardinals sind eine echte Playoff-Mannschaft, die ihren Weg mit Sicherheit gehen wird.' Worte, die die Gemüter der Essener streichelten, aber gewiss nicht überzogen waren.