OC Florian Hartmann: „Wir haben eine unfassbar gute Stimmung im Team“
Das Licht am Ende des Tunnels ist in Sichtweite: Nach sechs Monaten Vorbereitung auf die anstehende GFL2-Saison starten die Assindia Cardinals in die finale Phase der Pre-Season. Am Sonntag (15 Uhr, Am Hallo) geht es für die „Men in Blue“ im einzigen Testspiel gegen den Erstligisten Marburg Mercenaries, bevor die Essener am 22. Mai die Paderborn Dolphins zum Ligaauftakt am Hallo empfangen. Wie weit ist das Team knapp zwei Wochen vor dem ersten Pflichtspiel? „Frag mich nach dem Marburg-Spiel“, antwortet Florian Hartmann. Unzählige Trainingseinheiten – auf und neben dem Platz – liegen hinter dem Offense Coordinator, der neben Headcoach Bernd Janzen der einzige verbliebene Coach nach der Saison 2021 ist. Eine Saison, die für große Enttäuschung bei den Cardinals gesorgt hatte und einer intensiven Nachbereitung bedurfte. „Wir mussten eine Menge Fehleranalyse betreiben und haben die Bausteine im Kader ausfindig gemacht, die wir ergänzen mussten“, sagt „Tic Tac“, wie der 38-Jährige mit Spitznamen genannt wird.
Eine große Diskussion sei gewesen, ob man mit einem deutschen oder amerikanischen Quarterback in die anstehende Spielzeit gehe. Letztlich entschied man sich dafür, keinen Spielmacher aus dem Ausland zu verpflichten – anders als im letzten Jahr, als der US-Amerikaner Joseph Newman die Fäden im Offensiv-Spiel in den Händen hielt. Sein Backup damals: Alexander Jodlauk, der bereits in den letzten Spielen immer wieder die Rolle Newmans übernahm. In dieser Saison, seiner dritten für die MiB, rückt Jodlauk zum Number-One-Quarterback auf. Sein Backup wird wiederum Marvin Neese sein, der schon früher in der Jugend unter „Tic Tac“ spielte und nun nach Essen zurückgekehrt ist. In den letzten Jahren war Neese hauptsächlich für die Mülheim Shamrocks aktiv. Zudem verstärken die beiden Rookie-Quarterbacks Lars Sell und Tristan Dominiak das Zweitliga-Team. „Wir haben systemtechnisch geschaut, was wir mit den Jungs spielen können und dazu die passenden Imports geholt“, sagt Hartmann, der betont, dass man die Importspieler gerade in Ergänzung zu den Quarterbacks gesucht habe: „Wenn ich die Last von meinen Quarterbacks nehmen möchte, muss ich dafür etwas auf dem Import-Markt tun.“
In den beiden Running Backs Darnell Walker Jr. (23) und Brett Sylve (25) scheint die Suche erfolgreich gewesen zu sein. Die beiden US-Amerikaner ziehen den Gegner auf sich und ermöglichen es, auch andere Spieler im Laufspiel in Szene zu setzen, erklärt Hartmann. „Das sind zwei Top-Leute, in denen sich der Quarterback fast schon drin verstecken kann.“ Dass der Fokus nun aber ausschließlich auf Walker Jr. und Sylve liege, möchte „Tic Tac“ so nicht bestätigen. „Ich möchte über den Lauf zum Pass kommen“, erklärt der Offense Coordinator. Das große Ziel, was über allem stehe, sei, drei bis fünf Yards Raumgewinn pro Versuch zu erzielen, so Hartmann. „Daraufhin ist und war eigentlich fast alles ausgerichtet.“ Auch in der Vorbereitung: Der Schwerpunkt lag darauf, die Spieler auszubilden. Zu viel habe man verpasst durch die Corona-Pause und die kurze Vorbereitung auf die letzte Saison. In den ersten Wochen der Pre-Season war eine Systeminstallation natürlich noch nicht möglich – Technik und Athletik standen im Vordergrund. Doch ab dem Zeitpunkt, an dem man das System festgelegt hatte, ging es „relativ schnell los mit Football“. „Wir wollten nicht bis Februar nur Athletik machen“, meint Hartmann. „Das, was wir vermisst haben in den zwei Jahren davor, müssen wir jetzt irgendwo kompensieren.“ Vor allem mit Blick auf die Zugänge aus dem eigenen Nachwuchs und unterklassigen Vereinen sei es wichtig gewesen, zu versuchen, sie schnell an das Level der Liga heranzuführen. Inwieweit das gelungen ist, kann wohl frühestens nach dem Testspiel gegen Marburg bewertet werden.
Was feststeht: „Wir haben eine unfassbar gute Stimmung im Team“, lobt „Tic Tac“. „Die Trainingsmoral und die Einstellung ist eine ganz andere als im letzten Jahr. Die Jungs wissen, worauf es ankommt.“ Die Imports, die es zwar in den ersten Wochen erst einmal heranzuführen galt, haben auf der ein oder anderen Position für einen „sehr positiven Ruck“ gesorgt. Und auch die Veränderungen in der Coaching-Crew, sechs an der Zahl, haben Wirkung gezeigt. „Du merkst, dass da ein ganz anderer Zug drin ist.“ Gerade bei einem jungen Team müsse man als Coach umso mehr voran gehen. „Wenn du nicht die Energie ins Training bringst, wer dann?“, fragt sich der Offense Coordinator. Am Sonntag aber stehen die Spieler in der Pflicht, wollen sie den Härtetest gegen die Mercenaries bestehen.