Zwei Aufsteiger wollen hoch hinaus

Saisonhalbzeit in der ERIMA GFL: Nach dem letzten Juni-Wochenende werden die meisten der 15 deutschen Bundesligisten im American Football mindestens die Hälfte ihrer Hauptrundenspiele für 2025 absolviert haben. Klar, dass nun jede Partie mehr und mehr Auswirkungen darauf hat, welche acht Mannschaften im September um die Finaltickets für Dresden spielen dürfen. Der ERIMA GFL Bowl findet am 11. Oktober im Rudolf-Harbig-Stadion in der Landeshauptstadt Sachens statt.

Die Dresden Monarchs verabschiedeten sich als Tabellenführer der ERIMA GFL Nord mit einem 40:14 gegen die Düsseldorf Panther ungeschlagen in ihre vierwöchige Sommerpause. Die rheinischen Raubkatzen stehen dagegen vor ihrer kurzen Pause erst einmal vor zwei Heimspielen, und im ersten geht es für sie gleich “back to back” wieder gegen einen Tabellenführer: Zu Gast in Düsseldorf werden am Samstag nämlich die Pforzheim Wilddogs als Spitzenreiter der Süd-Gruppe sein.

Zuallererst ist diese Interconference-Begegnung ja eigentlich das Duell der beiden Aufsteiger, wie es logischerweise im Saisonplan vorgesehen ist. Doch nach knapp zwei Monaten der Saison 2025 bekommt das Match eine andere Bedeutung: Pforzheim gewann vier seiner bisherigen sechs Erstligaspiele und hat in Düsseldorf und mit dem späteren Heimspiel gegen Paderborn zweifelsfrei die leichtere Interconference-Route als alle anderen ERIMA-GFL-Süd-Teams, die wie die Wilddogs selbst derzeit zwei Niederlagen auf dem Konto haben und teilweise noch gegen Dresden und Potsdam ran müssen.

Holen die Wilddogs einen oder gar zwei Interconference-Siege, könnten sie tatsächlich Platz eins zum Ende der Hauptrunde anpeilen. Düsseldorf hat bislang zwar nur ein Spiel gewonnen, dies aber gegen Titelverteidiger Potsdam Royals. Was zeigt, dass man jeden Gegner in Deutschland an einem guten Tag schlagen kann. Auch gegen Braunschweig und Berlin war man auf Augenhöhe und hat im Juli und August die eine oder andere Chance, sich weiter nach vorn zu arbeiten.

Voraussetzung dafür, daraus etwas zu machen, ist aber ebenso für die Wilddogs wohl der Sieg im Spiel am Samstag in Benrath. Denn die Konkurrenz unterschätzt die beiden Neulinge schon lange nicht mehr. Die ifm Razorbacks Ravensburg und die Munich Cowboys etwa setzten sich gegen Pforzheim ebenso durch, wie die Berlin Rebels und die Kiel Baltic Hurricanes in Düsseldorf dafür verantwortlich waren, dass die Panther noch auf ihren ersten Heimsieg warten.

Nicht nur deswegen rücken die Aufeinandertreffen der Berliner und der Kieler sowie der Ravensburger und der Münchner am Sonntag im Blickpunkt. Die Baltic Hurricanes haben sich mit ihrem Auswärtssieg in Hildesheim eine neue Perspektive eröfffnet. Die Kieler stehen am Sonntag bei den Berlin Rebels und drei Wochen später zu Hause gegen die New Yorker Lions vor zwei Partien, die sie erstmals seit 2017 wohl wieder in die Playoffs katapultieren könnten.

Gegen beide spielen die Wirbelst¸rme von der Ostsee dieses Jahr nur dieses eine Mal – setzen sie sich zweimal durch, ist die Tür in die Endrunde weit geöffnet. Im Umkehrschluss heiflt dies allerdings: Niederlagen bescheren dem Gegner den wichtigen Vorteil im direkten Vergleich. Die Berlin Rebels werden zudem aus ihrem letzten Heimspiel vor Ende August ganz sicher kein negatives “Momentum” mit auf ihre kommenden vier Auswärtsreisen nehmen wollen.

Auch ifm Razorbacks und Munich Cowboys spielen 2025 nur einmal gegeneinander. Der Vorjahreszweite aus Ravensburg und der aktuelle Tabellenzweite aus München haben ihre jeweils zwei Niederlagen in den ersten Saisonwochen nur knapp hinnehmen müssen, sind inzwischen jedoch auf der Siegerstraße. Wer den Aufwärtstrend am Sonntag am Lindenhof fortsetzen kann, eröffnet sich gute Perspektiven für die zweite Saisonhälfte. Den Münchner Gästen könnte dabei helfen, dass sie in dieser Saison nun bereits vierfach erprobt darin sind, eine Schlussphase zu managen, in der es Spitz auf Knopf steht: Zwei 27:28-Niederlagen lieflen sie Siege mit zwei und drei Zählern Unterschied folgen.

Beide jene 28:27-Sieger gegen München liegen inzwischen in der Tabelle aber hinter den Cowboys. Sowohl Schwäbisch Hall Unicorns als auch die Saarland Hurricanes verloren seither öfter als sie gewannen. Am Samstag sind die Saarländer im Optima Sportpark Gäste der Unicorns. In ihrer starken Saison 2023 hatten die Hurricanes die Haller auf dem Weg in die Playoffs bezwingen können, auch wenn danach die Unicorns bis ins Finale kamen.

Derzeit sind beide von solchen Höhenflügen ein Stück weit entfernt, sinnen nach je zwei Niederlagen in Folge vorerst auf Rehabilitation. Gerade die Saarländer, die in Ravensburg und Kiel eigentlich offensiv überzeugten, wären da nicht schmerzhafte Ballverluste gewesen, müssten so langsam etwas für das Siegkonto tun. Sonst geht der Anschluss an die obere Tabellenhälfte verloren.

Schwäbisch Hall war bei seinen Niederlagen selbst zwar nicht chancenlos, aber eben nicht mehr das Ausnahmeteam vergangener Jahre. Gegen den starken Hurricanes-Angriff um Walter Kuhlenkamp, Benjamin Thompson, Evan Liggett und Co. werden in Halls Verteidigung mit Sam Viera, Monteze Latimore und Alex Knight diesmal wichtige Stützen fehlen. Ein weiterer Dämpfer für die Unicorns ist nicht ausgeschlossen. Damit würde das seit über einem Jahrzehnt Unvorstellbare in Reichweite rücken: Playoffs ohne die Unicorns?

Einen Rückschlag gab es auch für die Hildesheim Invaders mit der Heimniederlage gegen Kiel. Die Hoffnungen darauf, nun ausgerechnet gegen die Potsdam Royals am kommenden Samstag eine Wende einleiten zu können, sind minimal. Zumal der langjährige Head Coach Gerrit Meister sich nach dem Kiel-Spiel entschlossen hatte, sein Amt zur Verfügung zu stellen. Und auf der anderen Seite Potsdams neuer Quarterback Kenyatte Allen sich zeitgleich in Paderborn bereits bestens integriert vorgestellt hatte.