Wochen der Wahrheit

In der ERIMA GFL beginnen die Wochen der Wahrheit. Einige bisher erfolgsverwöhnte Teams stehen vor einer kniffligen Abschlussphase der Saison. Dies gilt zum Beispiel für Schwäbisch Hall Unicorns und New Yorker Lions, zwei Vereine, die das letzte Jahrzehnt in der ERIMA GFL maßgeblich geprägt haben. Beide müssen um eine Endrundenteilnahme 2025 bangen. Aber auch die Allgäu Comets – in zwei der letzten drei Spielzeiten Playoff-Gegner auf Augenhöhe für den Braunschweiger Rekordmeister – drohen die Playoffs zu verpassen.

Alle drei stehen am zweiten August-Wochenende vor wichtigen Partien, die über ihr Schicksal entscheiden könnten. Gleiches gilt für die Paderborn Dolphins, auch wenn es andere Vorzeichen sind, die für sie am Samstag bei den Düsseldorf Panthern gelten. Ohne Erfolg in Düsseldorf ist kaum vorstellbar, wie die Westfalen der Relegation gegen den Meister der GFL 2 Nord sonst noch vermeiden wollen. 

Kaum hatten die Paderborner ihren ersten Saisonsieg gegen Hildesheim gefeiert, gewannen die Invaders anschließend ihr Rückspiel gegen Düsseldorf. Die Dolphins haben daher wieder zwei Siege Rückstand auf das rettende Ufer. Mit Sieg in Düsseldorf verkürzt sich der Abstand auf einen Sieg, gegen beide Rivalen wäre der direkte Vergleich gewonnen. Ohne diesen Erfolg aber ist Düsseldorf nicht mehr einzuholen und Hildesheim nur noch, wenn danach alles für die Dolphins läuft. Holt Hildesheim dann noch einen weiteren Sieg, müssten die Paderborner sogar Titelanwärter Dresden Monarchs schlagen.

Die Sachsen sind am Sonntag der Gastgeber im Interconference-Spitzenspiel des Wochenendes. Sage und schreibe fünfmal binnen sechs Jahren scheiterten die Dresdener in Halbfinals in Schwäbisch Hall, ehe sie 2021 im Finale den Fluch erstmals überwinden konnten und gegen die Unicorns ihren Meistertitel feiern durften. 2023 ging noch einmal ein Halbfinale an die Unicorns, erst letzte Saison gewannen die Dresdener erstmals seit 2010 in Schwäbisch Hall.

Das Gastspiel der Unicorns am 10. August in Dresden ist quasi das „Rückspiel“ dazu. Die Vorzeichen haben sich verändert, die Aussichten der Gäste auf eine Revanche scheinen geschmälert. Dresdens Angriff ist mit über 45 Punkten pro Spiel die klare Nummer eins der Liga. Auch wenn es in der Verteidigung zuletzt weniger rund lief und es wieder ein punktreiches Spiel in Dresden geben könnte: Den Unicorns fehlt der gesperrte Justin Ford zur Stabilisierung der Verteidigung gegen das starke Passspiel von Dresdens Quarterback Justin Miller.

Die Haller bestreiten drei ihrer letzten vier Partien auswärts, außer nach Dresden müssen sie noch ins Saarland und zum derzeitigen Tabellenführer Munich Cowboys. Bei bisher vier Niederlagen ist eine positive Abschlussbilanz noch nicht gesichert, was sogar den Saarländern, aber erst recht den Allgäu Comets Chancen lässt, die Unicorns von Platz vier noch verdrängen zu können. 

Vorausgesetzt die Comets finden in den kommenden Wochen zu der Form zurück, in der sie in der Anfangsphase der Saison auch die Unicorns bezwingen konnten. Da ließ ihre Verteidigung kompromisslos nichts zu, eroberte Ballverluste in Serie, anders als in den letzten Spielen, die als Offensivschlachten allesamt verloren gingen. Bei den ifm Razorbacks Ravensburg ist es vermutlich eine riskante Strategie, sich auf einen abermaligen Shootout einzulassen. Dies ist eher ein Metier, in dem die Gastgeber sich wohlfühlen. Die dürfen mit einem gewonnenen direkten Vergleich gegen die Munich Cowboys auf der Habenseite mit Fug und Recht selbst auf den Gruppensieg schielen. Jetzt das Hin- und später das Rückspiel gegen die Comets können für beide die Weichen dafür stellen, was 2025 noch drin ist.

In Braunschweig gilt dies am Sonntag vor allem für Gastgeber New Yorker Lions. Der Tabellendritte Berlin Rebels bringt aus dem Hinspiel in der Hauptstadt einen Vorsprung von 13 Punkten mit. Die Berliner haben zwei Siege mehr auf dem Konto und später in zwei abschließenden Heimspielen notfalls weitere Gelegenheiten, die Playoffs zu sichern, falls dies nicht bereits mit einem Sieg in Braunschweig gelingen sollte.

Für die New Yorker Lions ist die Lage weniger entspannt. Glatte Siege gelangen nur gegen die beiden Tabellenletzten aus ERIMA GFL Nord und Süd. Die polieren die Punktebilanz der Braunschweiger gehörig auf. Gegen stärkere Teams hatte die Lions-Verteidigung aber ganz untypisch ihre Probleme. Platz drei ist jetzt nur noch mit einem Sieg gegen die Rebels drin. 

Sollte dies nicht gelingen, wird man in Braunschweig kaum darauf bauen können, dass es zwei Wochen später gegen den Titelverteidiger aus Potsdam klappt. Kassieren die New Yorker Lions die Saisonniederlagen Nummer fünf und sechs, hätten sie ihr Schicksal nicht mehr in der eigenen Hand. Kiel könnte dann mit zwei Siegen aus drei Spielen (in München und daheim gegen Düsseldorf und Paderborn) Platz vier übernehmen und erstmals seit 2017 statt der Braunschweiger in die Endrunde einziehen.