Wilddogs gewinnen Overtime Krimi

In einer Hitzeschlacht, die an Dramatik kaum zu überbieten war, setzten sich die Pforzheim Wilddogs am Ende gegen die Schwäbisch Hall Unicorns durch. Mit einem 41:34 nach Verlängerung verteidigten sie ihren ersten Platz in der GFL Süd. Dabei sah es lange nicht danach aus – die Unicorns führten zwischenzeitlich mit 14 Punkten Vorsprung. Das Spiel stand ganz im Zeichen der Brustkrebsvorsorge, organisiert in Kooperation mit der Pink Ribbon Foundation in der Centus Arena in Aalen.

Bereits zu Spielbeginn stand die Sonne hoch am Himmel. Die Zuschauer suchten den Schatten, während 60 Cheerleader auf dem Feld eine große Eröffnungschoreografie präsentierten. Den Münzwurf gewannen die Wilddogs und entschieden sich, das Angriffsrecht für die zweite Halbzeit zu nehmen. Der erste Drive der Gastgeber – in pinken Trikots – wurde direkt von der Wilddogs-Defense gestoppt. In guter Feldposition startend, brauchte die Offense nur drei Spielzüge: Alec Tatum fing den Pass zum 0:7, der Extrapunkt von Luca Hirschberger saß.

Doch die erste Euphorie hielt nicht lange. Die Unicorns kamen ins Spiel – begünstigt durch eine Strafe der Wilddogs – und glichen prompt aus. Im nächsten Drive sprang ein Ball vom Helm von Andy Lehmann direkt in die Arme eines Haller Verteidigers. Kurz darauf wieder ein pinkes Jersey mit dem Ball in der Endzone: 13:7. Zum ersten Mal in dieser Saison lagen die Wilddogs früh zurück. Noch im ersten Viertel verlor auch Quarterback Dre Harris den Ball – bereits der zweite Turnover.

Im zweiten Viertel hielt die Defense der Wilddogs stark dagegen. Nach einem Big Play auf Luca Faschian war es Theo Michel, der den Ball in die Endzone trug. Da der Extrapunkt geblockt wurde, stand es 13:13. Zwei Minuten vor der Halbzeit fing Colin Zimmerman eine Interception, doch kurz darauf verlor Alec Tatum den Ball erneut – dritter Turnover. Die Gastgeber nutzen die Chance und erhöhten auf 20:13. Im nächsten Drive fumblete Harris erneut – vierter Turnover. Kurz vor der Pause versuchten die Unicorns ein 61-Yard-Field-Goal, das jedoch zu ambitioniert war. Halbzeit.

Die 200 mitgereisten Wilddogs-Fans konnten aufatmen, unterhalten von Popstar Tim Bendzko richtete man den Fokus jetzt auf Halbzeit zwei.

Doch die zweite Hälfte begann so, wie die erste endete: ein getippter Ball, von den Unicorns gesichert – Turnover Nummer fünf, was einen Negativrekord bedeutete. Die Unicorns erhöhten auf 27:13 – so hoch lagen die Wilddogs seit über einem Jahr nicht mehr zurück. Doch dann meldete sich die Offense zurück: ein Big Play auf Alec Tatum, Touchdown zum 27:19. Der Extrapunkt wurde geblockt, doch Michael Gilmour brachte den Ball trotzdem in die Endzone – Two-Point Conversion: 27:21.

Jetzt drehte die Defense auf. Lars Dietrich forcierte einen Fumble, Tobias Schmid sicherte den Ball. Kurz darauf verkürzte Luca Hirschberger per Field Goal auf 27:24. Die Fans spürten, dass hier noch etwas möglich war – die Stimmung im Hitzekessel von Aalen kochte. Doch zunächst punkteten wieder die Gastgeber: ein ausgespielter vierter Versuch an der 4-Yard-Line brachte das 34:24.

Im letzten Viertel wechselte das Momentum fast im Minutentakt. Die Wilddogs mussten erst punten, doch ein Sack von Michael Gilmour brachte sie zurück in gute Feldposition. Luca Hirschberger verkürzte erneut: 34:31 – noch sieben Minuten zu spielen. Die Defense erzwang den Ballbesitzwechsel, die Offense kämpfte sich bis zur 18-Yard-Linie vor. Coach Michael Lang entschied sich für ein Field Goal – Ausgleich: 34:34, noch 1:40 auf der Uhr.

Was dann passierte, überraschte alle: Die Unicorns schafften kein First Down, nahmen kaum Zeit von der Uhr. Die Wilddogs kamen erneut in Ballbesitz – mit 1:25 und allen drei Timeouts. Ein langer Pass auf Luca Hirschberger brachte den Ball bis an die 50-Yard-Linie, doch dann wurde ihm der Ball aus den Händen geschlagen – Turnover Nummer sechs. Das Stadion hielt den Atem an. Wieder Ballbesitz Unicorns – erneut ohne First Down. Noch 57 Sekunden – wieder Ballbesitz Wilddogs.

Die Offense brachte den Ball bis in Field-Goal-Reichweite: 32 Yards, sieben Sekunden auf der Uhr. Der Snap kam, Hirschberger trat – geblockt! Es ging in die Verlängerung.

In der Overtime startet jedes Team an der gegnerischen 25-Yard-Linie. Die Unicorns entschieden sich nach dem Münzwurf für die Defensive. Doch bereits im zweiten Spielzug fand Dre Harris Alec Tatum – Touchdown, 34:41. Jetzt durften die Unicorns ran. Ein starker Lauf durch die Mitte, das First Down war sicher – doch Jeremy Conley forcierte im Tackle den Fumble und sicherte den Ball.

Der Jubel kannte keine Grenzen. Die Pforzheim Wilddogs gewannen einen dramatischen Football-Krimi gegen die Schwäbisch Hall Unicorns und bleiben mit 4–1 an der Tabellenspitze der GFL Süd.

„Wenn man trotz sechs Turnovers ein Spiel gewinnt, dann hat man es auch verdient“, fasste Headcoach Michael Lang das Spiel zusammen. „Unsere Defense hat uns heute absolut den Allerwertesten gerettet. Sie hat uns im Spiel gehalten und im letzten Viertel nicht nachgegeben.“

Etwas Sorge gibt es jedoch wegen Verletzungen. „Der heiße Tag hat seinen Tribut gefordert – sowohl Offensive Lineman Tobias Pai als auch Runningback Theo Michel haben sich verletzt. Aktuell ist noch nicht klar, wie schlimm es ist. Auch Dre Harris hat sich an der linken Hand verletzt,“ so der Technische Leiter Thomas Zink. Beeindruckt vom Spieltag war auch Wilddogs-Vorstand Kai Höpfinger „Das war ein tolles Event was hier in Aalen auf die Beine gestellt wurde. Das war für den Sport und für die Außenwirkung ein gelungenes Event. Danke das wir hier dabei sein durften.“

Viel Zeit zur Regeneration bleibt nicht. Bereits am kommenden Samstag geht es zu den Munich Cowboys nach München, die ihr Spiel gegen die Allgäu Comets gewonnen haben und mit 2–2 im Mittelfeld der Tabelle stehen. Zuhause geht es für die Wilddogs am 05.07. weiter – dann im Rückspiel gegen die Cowboys.

Foto: Dean Siebert