Verlieren verboten – Part 2

Besser als die Royals 2024 kann man es als Footballteam nicht machen. Die Brandenburger legten in der vergangenen Saison eine sogenannte ‚Perfect Season‘ hin und räumten daher wirklich alles weg, was sich ihnen in den Weg stellte. Die Potsdamer gewannen in der regulären Saison insgesamt 3 Mal mit jeweils über 50 Punkten zu Null, weitere 5 Mal mit über 30 Punkten Unterschied und nur 2 Mal wurde es mit 14 bzw. 21 Punkten so etwas wie ‚knapp‘. Auch die New Yorker Lions bekamen Ende August letzten Jahres mit einer 0:59 Heimniederlage eine der schlimmsten Klatschen aller Zeiten verpasst. Noch schlimmer traf es 2024 nur noch die Berlin Rebels, die sich im Hinspiel mit 0:63 geschlagen geben mussten und die Allgäu Comets, die zwar 14 Punkte erzielen konnten, aber dafür auch 96 Punkte eingeschenkt bekamen. Lediglich im letztjährigen GFL-Bowl gegen die Dresden Monarchs wurde es ganz am Ende wirklich eng, aber auch da behielten die Potsdamer mit 27:21 die Oberhand und konnten sich als Back-to-Back Champion feiern lassen.

Wenn die Royals am kommenden Samstag nach Braunschweig zu Besuch kommen, ist es damit dann fast auf den Tag genau 4 Jahre her, dass die New Yorker Lions einen Sieg gegen die Brandenburger feiern konnten. Am 28.08.2021 lautete das Endergebnis 20:35 für die Braunschweiger Löwen. Seitdem gelang kein Sieg mehr gegen das Team aus der Landeshauptstadt Brandenburgs.

In der Vorbereitung auf die laufende Saison mussten die Royals personell zunächst einige Rückschläge verkraften. Ganz vorne ist dabei der Abgang von Ausnahme-QB Jaylon Henderson in die ELF zu nennen. Mit ihm verließen auch 4 der Top-5 Receiver das Team in verschiedene Richtungen, allen voran WR Brandon Beaulieu, den es auch in die ELF zog. Nun wären die Royals nicht die Royals, wenn sie durch gutes Scouting nicht für adäquaten Ersatz auf jeder dieser Positionen gesorgt hätten. QB Tyrrell Pigrome war als Ersatz für Henderson vorgesehen, verletzte sich aber bereits früh in der Saison schwer und konnte nicht weiterspielen. Für ihn kamen in zeitlichem Abstand und in Gestalt von QB Kenyatte Allen und QB Xeavier Bullock gleich 2 erfahrene Spielmacher in die Brandenburger Landeshauptstadt. Inzwischen setzen die Royals beide je nach Situation und Gegner flexibel ein und ziehen damit ein ähnlich gefährliches Angriffsspiel wie im letzten Jahr auf. Insbesondere Kenyatte Allen fällt dabei auch immer wieder durch gefährliche Läufe auf.

Hauptabnehmer der Pässe sind aktuell die Receiver Nathanael Stewart, Emanuel Bakare und Milan Spiller. Alle drei kamen neu zu den Royals und zeichnen bisher für insgesamt knapp 1.500 Meter Raumgewinn und 18 Touchdowns verantwortlich. Im Laufspiel gibt es dagegen fast keine Neuigkeiten, denn hier ist weiterhin der unermüdliche RB Heiko Bals für die Potsdamer aktiv und läuft auch in diesem Jahr so manchen Abwehrspieler einfach über den Haufen. In Zahlen ausgedrückt bedeutet das für ihn bis jetzt insgesamt knapp 530 Meter Raumgewinn und 9 Touchdowns. Hinzu kommen bei den Royals noch eine Vielzahl weiterer guter Angriffsspieler, die ihrerseits für Raumgewinn und die entsprechenden Punkte sorgen.

Auch in der Defense mussten die Potsdamer mit der Rückkehr von DL Alan Steinohrt nach Braunschweig zunächst den Verlust eines wichtigen Spielers verkraften. Sehr zum Leidwesen der Lions verletzte sich Alan Steinohrt bereits im dritten Spiel der Saison schwer an der Schulter und fällt für den Rest des Jahres aus. Aber zurück zu den Royals… Umso wichtiger war es für sie, LB Joshua Wünsch als weiteren zentralen Abwehrbaustein in Potsdam zu halten. Zusammen mit dem bereits etablierten Backfield um die DBs Ronaldo Tomasello und Ashaari Crosswell, einer starken Defense Line um DL Ethan Hurst und der Linebackercrew um LB Ryan Minniti und den bereits erwähnten Joshua Wünsch ist es den Potsdamern wieder gelungen, eine schlagkräftige Abwehr auf das Feld zu stellen, die jedem gegnerischen Angriff einiges zu denken geben wird. In der Statistik fallen insbesondere die bisherigen 11 Interceptions und 9 Forced Fumbles auf, die damit auch zahlenmäßig die in der Royals-Defense vorhandene Power widerspiegeln.

Die Royals spielen auch in diesem Jahr eine ausgezeichnete Saison. Am Anfang erschienen sie nicht mehr so übermächtig wie in den Vorjahren, aber im Laufe der Zeit kehrte die Dominanz in großen Teilen wieder zurück. In jedem Fall bleiben sie weiterhin ein überaus starker und gefährlicher Gegner. Und so begannen sie auch die Saison, indem sie Kiel, den Rebels und Paderborn die Grenzen aufzeigten. Im vierten Saisonspiel gegen die Düsseldorf Panther glaubten dann Fans und Experten beim Endergebnis zunächst an einen Tippfehler, denn die Partie ging für die Royals völlig überraschend mit 7:24 verloren. Es war allerdings auch das erste Spiel von Neu-QB Kenyatte Allen, der erst kurz vorher in Potsdam angekommen war. Das seine Eingewöhnungszeit trotz dieser Niederlage nur kurz war, zeigte sich in den Spielen danach, denn mit 6 Siegen in Folge ließen die Royals keinen Zweifel daran aufkommen, dass sie wieder ‚back on track‘ waren. Somit ergibt sich für die Potsdamer bei aktuell 9 Siegen und 1 Niederlage der 2. Tabellenplatz hinter den Dresden Monarchs. Diese beiden Teams treffen übrigens erst am letzten Spieltag der regulären Saison in Dresden aufeinander und werden dann den Nordmeister unter sich ausmachen.

Für die Lions hat sich auch nach dem Herzschlagsieg gegen die Berlin Rebels im Hinblick auf eine mögliche Playoffteilnahme nicht viel verändert. Wenn die Braunschweiger aus eigener Kraft die Playoffs erreichen wollen, müssen alle verbleibenden Spiele bis zum Ende der regulären Saison gewonnen werden. Sollten die Lions am kommenden Samstag gegen Potsdam dennoch verlieren, wären sie im Fernduell um den 4. Tabellenplatz (und damit letzten Playoffspot) auf einen Patzer der Kiel Baltic Hurricanes in deren verbleibenden Spielen gegen Düsseldorf oder Paderborn angewiesen. Gewinnt Kiel diese beiden Spiele, ziehen die Hurricanes in der Abschlusstabelle an den Lions vorbei, da das Spiel in Kiel und damit der direkte Vergleich aus Sicht der Lions mit 27:28 verloren wurde.

Aus Sicht der New Yorker Lions gilt also weiterhin: Verlieren verboten.