Start der ERIMA GFL Playoffs 2025

Sieben Spiele noch – dann steht der deutsche Meister im American Football für 2025 fest. Am 11. Oktober um 17 Uhr beginnt der GFL Bowl im Rudolf-Harbig-Stadion in Dresden – rund drei Stunden später dreht ein Team seine Ehrenrunde und feiert mit der berühmt-berüchtigten „Beule“, dem Pokal, der zwar kürzlich leicht restauriert wurde, aber seit 1979 Jahr für Jahr an Dellen zugelegt hat. Parallel zu Viertel- und Halbfinale diese und kommende Woche geht es in zwei Spielen zwischen Paderborn Dolphins und GFL-2-Nord-Meister Hamburg Pioneers um einen Platz in der ERIMA GFL Nord für 2026. Paderborn müsste im Heimspiel der Relegation diesen Sonntag vorlegen, Hamburg als Herausforderer Heimrecht für das Rückspiel am 27. September.

„Beule“ steht derweil noch in Potsdam, und die Royals sind dort im Viertelfinale einer der vier Gastgeber. Am 20. September erwarten sie die Schwäbisch Hall Unicorns in Potsdam, eine Neuauflage der Endspiele von 2022 und 2023, als einmal die Unicorns ihren fünften Meistertitel gewannen und ein Jahr später die Royals ihren ersten. 2021 hatten sich die Wege schon einmal im Halbfinale gekreuzt, seit 2023 ist die Begegnung ein regelmäßiger Klassiker im Interconference-Programm der ERIMA GFL. 

Der Trend deutet auf eine Zeitenwende: Bis 2022 siegten die Unicorns, seither nun viermal in Folge die Potsdamer. Zuletzt im Juli bei ihrem Hauptrunden-Auftritt in Schwäbisch Hall mit 28:7, vom Resultat her eher am unteren Ende dessen, zu was die Royals offensiv in der Lage sind. Kurz lagen die Haller in Führung, insgesamt hatten sie wenig Chancen, der Defense des Titelverteidigers beizukommen. Das Laufspiel der Brandenburger bekamen sie nicht in den Griff. Also dokumentierten die Royals ihre Vorherrschaft nicht in vielen Touchdowns, sondern kontrollierten Ball, Gegner und Spielzeit, um den Vorsprung ins Ziel zu bringen.

Die Haller haben seither nur noch zwei Spiele gewinnen können. Auch deswegen sind sie nun in einer Situation, die nur noch ihre älteren Fans kennen: Zum ersten Mal seit 18 Jahren müssen sie in einem Playoff-Spiel auswärts antreten. Seit 2011 hatten sie stets den ersten Platz in der ERIMA GFL Süd belegt – 2025 reichte es nur zu Rang vier. Die Aussichten auf einen Finaleinzug sind dünn. Dies liegt weniger daran, dass die Unicorns noch nie ein Playoff-Spiel auswärts gewinnen konnten (alle Niederlagen datieren aus den 2000er Jahren), sondern vor allem daran, dass die Potsdamer im Verlauf der Saison von Spiel zu Spiel stärker auftraten. Höhepunkt war dabei ihr 31:6 vor zwei Wochen in Dresden – auch da übernahmen die Potsdamer ab dem zweiten Viertel die Kontrolle über Spiel und Gegner und schienen noch Luft nach oben zu haben.

Die Schwäbisch Haller sind 2025 nicht nur im gesamten Süden entthront worden, sondern auch im eigenen „Ländle“. Und das gleich doppelt: Drei der Viertelfinalisten stammen aus Baden-Württemberg, dank Hall, Ravensburg und Pforzheim das einzige mehrfach vertretene Bundesland in den Playoffs der ERIMA GFL. Nachfolger an der Spitze der ERIMA GFL Süd sind die ifm Razorbacks Ravensburg, die mit zwei Niederlagen zu Beginn zwar einen kleinen Felstart hinlegten, danach aber im Süden ungeschlagen nach vorn stürmten. Weitere Niederlagen gab es nur in den Interconference-Spielen gegen Dresden und in Potsdam – was dank Rang eins jedenfalls im Viertelfinale noch keine Rolle spielt.

Letztes Jahr ging die Playoff-Heimpremiere gegen Braunschweig daneben, daraus wird man in Ravensburg gelernt haben. Gegner diesmal sind die Kiel Baltic Hurricanes, zum ersten Mal seit 2017 wieder in der Endrunde dabei. Seinerzeit war Potsdam als Aufsteiger neu in die ERIMA GFL Nord gekommen. Die Royals, die Dresden Monarchs und bis 2024 auch die New Yorker Lions hatten die Kieler seither nicht mehr hinter sich lassen können, waren vor zwei Jahren gar Tabellenletzter. 2025 jedoch gewannen die Kieler ihr Spiel gegen den Braunschweiger Rekordmeister in einem dramatischen Football-Krimi und schoben sich auf Rang vier.

Ein Drama könnte es am Sonntag im Viertelfinale wieder geben, beide Teams kennen sich aus Interconference-Spielen der letzten beiden Saisons. 2023 holten die Kieler zu Hause ihren damals einzigen Saisonsieg, letztes Jahr gewannen die ifm Razorbacks in Ravensburg. Beide Mannschaften haben sich 2025 verbessert, sind im Kern aber die gleichen wie im Vorjahr. Die Ravensburger Wildschweine glänzen vor allem im Angriff mit dem Passspiel von Quarterback Broghean McGovern und den Receivern Anthony Harris oder Tim Müller. Ihre Verteidigung holte mit Abstand die meisten Interceptions der Liga, kassierte jedoch mehr Punkte als die Kieler Defense, die beim Süd-Zweiten in München gar zu Null spielen konnte. 

Die Munich Cowboys hatten auch ihr zweites Interconference-Spiel verloren – Gelegenheit zu einer Revanche bekommen sie nur drei Wochen später. Denn nach dem 28:10 für die Berlin Rebels Ende August kommt es im Viertelfinale zum „Rückspiel“. Nach zwei Jahren Playoff-Abstinenz holten die Münchner wieder Rang zwei im Süden und mussten so nicht wieder 21 Jahre auf ein Playoff-Heimspiel im Dantestadion warten wie bis 2022. Vor drei Jahren gelang der Sprung ins Halbfinale nicht, und auch diesmal wirft das Resultat des Hauptrundenspieles die Frage auf, ob es zum Weiterkommen reichen kann.

Gestählt ist das Team von Head Coach Christos Lambropoulos jedenfalls und gerüstet für „knappe Kisten“ – von sieben Spielen mit Resultaten von weniger als einem Field Goal Unterschied verlor man zwar die ersten beiden, siegte aber in den letzten fünf. Also wird es für die Cowboys darauf ankommen, den Rebels-Angriff um Quarterback Connor Kaegi diesmal von Beginn an besser einzuhegen als in Berlin, wo die Bundeshauptstädter einen 21:0-Vorsprung vorlegten.

Für sieben der Viertelfinalisten ist es eine Rückkehr in die Playoffs – für einen ein Debüt. Logischerweise, denn die Pforzheim Wilddogs haben es als Aufsteiger auf Anhieb auf Rang drei geschafft. Mit drei Siegen zum Start und später einem Erfolg beim „Pink Bowl“ in Aalen gegen Schwäbisch Hall nutzten die Wilddogs das Überraschungsmoment zum Start geschickt aus. Zuletzt – mit dem negativen Höhepunkt eines 21:56 gegen Ravensburg – lief es nicht mehr ganz so rund, was bei nüchterner Betrachtung für das Viertelfinale bei den Dresden Monarchs, die ihrerseits bei ihren Fans nach dem 6:31 gegen Potsdam etwas gutzumachen haben, keine gute Nachricht wäre.

Aber die Playoffs sind schließlich auch so etwas wie eine „neue Saison“, für die Monarchs wird es schwer, die Pforzheimer nicht zu unterschätzen. Die Wilddogs selbst haben so oder so die erfolgreichste Saison ihrer Vereinsgeschichte gespielt. Entsprechend entspannt werden sie einen Tag vor dem Spiel nach Dresden anreisen und an die Sache herangehen. Sie wollen vor allem ein weiteres Spiel vor großer Kulisse als Belohnung für ihre bisherige Leistung genießen und stehen unter keinerlei Druck. Anders als die Monarchs: Der Einzug ins Finale „daheeme“ ist geradezu Pflicht – und es war gegen Potsdam ja nicht das erste Mal, dass eine große Kulisse die Monarchs eher hemmte als beflügelte. Vielleicht ja auch nicht das letzte Mal?