Kantersieg über den Europameister
Einen sensationellen 45:0 Kantersieg feierte die Deutsche Nationalmannschaft am Samstagabend gegen Europameister Schweden im Stuttgarter Gazi-Stadion. Verdient auch in dieser Höhe gewann das Deutsche Team und trotze damit allen Widrigkeiten. Entsprechend groß war der Jubel der Mannschaft, die damit ihren Trainer Norbert Pitzner und Steffen Breuer einen würdigen Abschied bereiteten.
Mit einem Sieg hatten jedoch die Wenigsten gerechnet, noch damit mit einem so deutlichen. 21 Neulinge umfasste der 45-Mann Kader der Deutschen Nationalmannschaft, der sich am 15. Oktober zum Trainingslager beim Landessportbund in Frankfurt einfand. Vor allem in der Verteidigung standen dank Verletzungen und Absagen gerade einmal drei Spieler im Kader, die im Vorjahr bei der Weltmeisterschaft in Tokio den 3. Platz belegten. Vor allem auf der Defensive Line habe ich nur grüne Jungs, ein Spieler wie Dennis Engelbrecht oder Patrick Finke fehlt mir hier dieses Mal komplett, sagte Defensive Coordinator Walter Rohlfing. Noch am Morgen des Spieltages dann die nächste Hiobsbotschaft. WR Filip Pawelka hatte auf einmal 40 Grad Fieber und fuhr in die Notaufnahme der Frankfurter Uniklinik anstatt mit den Teamkollegen im Bus nach Stuttgart. Das ist besonders ärgerlich. Wir bauen viel auf Filip und er ist einer unserer erfahrensten Spieler. Wir haben mit Marcel Duft, Dominic Hanselmann und Pascal Meier drei schnelle Passempfänger, Filip und Jens Walter sollten unsere großen Receiver sein und Jens ist neu dabei. Jetzt müssen wir umstellen und werden wohl TE Florian Bambuch auf der Position von Filip spielen lassen ohne das einmal trainiert zu haben, erklärte Offensive Coordinator Martin Tschurer.
So erwartete das Deutsche Team ein knappes, hart umkämpftes Spiel und gibt entsprechend motiviert zur Sache. Der erste Angriff brachte zwar nichts ein, doch zeigte man, dass man gegen die schwedische Defensive durchaus über das Feld ziehen kann. Die Verteidigung dominierte hingegen die Line of Scrimmage und so gelang den Schweden kein wesentlicher Raumgewinn. Deutschland hingegen nutzte seine Chance. RB Danny Washington setzte sich durch, umkurvte seine Gegenspieler und hechtete nach einem Lauf über 30 Yards in die Endzone zur 7-0 Führung. Doch die Trotzreaktion des Europameisters aus Schweden blieb aus. Immer wieder zeigten die jungen Defensive Line Spieler, dass sie nicht nur zum B-Kader gehören und so hat Rohlfing bei den nächsten beiden Länderspielen 2009 dann wirklich die Qual der Wahl.
Ständig wurde Druck auf Schwedens QB Sebastian Thune ausgeübt und Leistungsträger RB Kim Talbi bekam keinen Raum für seine sonst so gefährlichen Läufe und beendete die Partie sogar mit -2 Yards Raumgewinn. Dafür aber auf der Gegenseite RB Jerome Morris, der Washington in der nächsten Angriffsserie ablöste. Über zwei Gegenspieler hinweg lief der bullige Ballträger der Munich Cowboys, um dann gegen den heraneilenden Verteidiger mit einem Hechtsprung nach vorne doch noch den Touchdown zu erzielen. Die nächsten Punkte gingen wieder auf Washingtons Konto. Mit einem 19 Yard Lauf in die Endzone wurde das 21-0 hergestellt, eine Führung die WR Marcel Duft kurz vor der Pause nach einem Pass von QB Dennis Zimmermann auf 27-0 ausbaute.
Nach der Halbzeitpause machte Deutschland da weiter, wo sie vor der Pause aufgehört hatten. Dominiert wurde der Gegner und für Manchen war das Resultat eine Genugtuung, schon allein im Hinblick auf die Sprüche der Schweden in Tokio. Schweden übernahm den Ball zum ersten Angriff nach der Pause und wollte dem Spiel mit einer guten Leistung noch eine Wende verpassen. Doch die Rechnung machten sie ohne das Deutsche Team. Nahe der eigenen Endzone musste der Angriff der Skandinavier beginnen und dann war es DL Robin Grewe, der die Angriffsbemühungen in der Endzone stoppte zum Safety und 29-0. Wir machen keine Gefangenen, wir machen genau so weiter und ziehen unser Spiel durch. Jetzt nicht nachlässig werden und dem Gegner Chancen ermöglichen, trieb Coach Erol Seval das Team trotz komfortabler Führung weiter zu Höchstleistungen. Es half. Deutschland kontrollierte den Gegner aus Skandinavien fast nach Belieben und baute die Führung durch Steffen Dölger und Simon Sommerfeld noch auf 39-0 aus. Erst der letzte Angriff der Schweden ging über das gesamte Feld und machte den Großteil der von der Verteidigung insgesamt zugelassenen 117 Yards Raumgewinn aus. Doch je näher die Schweden der deutschen Endzone kamen, umso stärker wehrten sich die Deutschen. Alles sah danach aus als ob der Shutout durch ein Field Goal noch verhindert werden könnte, doch wieder waren es die jungen Defensive Line Spieler, die Schweden zurückwarfen. Acht Sekunden vor dem Ende war es dann kein Field Goal, sondern ein Verzweiflungspass des schwedischen QB Sebastian Thune, der dem völlig freistehenden CB Karl Michel den Ball förmlich in die Arme warf. Dieser nutzte seine Chance und sprintete unberührt über 88 Yards in die Endzone zum 45-0 Endstand.
Ich bin stolz auf die Jungs, sie haben heute eine Menge Herz gezeigt und eine fantastische Leistung abgeliefert, freute sich Defensive Coordinator Walter Rohlfing nach dem Spiel. Rohlfing bekam auch seinen Wunsch vom Team wieder einmal erfüllt: Unsere Verteidigung ist darauf ausgerichtet auch Punkte erzielen zu können. Das ist uns heute wieder zweimal geglückt. Aber auch unsere Offensive Line war heute super. Ich bin seit 1985 bei der Nationalmannschaft dabei und das war sicher die beste Offensive Line, die wir seitdem hatten Vor allem die zahlreichen jungen Spieler erlebten eine erfolgreiche Feuertaufe und so dürfte dem AFVD und seinen Verbandstrainern jetzt für die EM 2010 im eigenen Land ein Luxusproblem entstehen. Wir wurden heute den ganzen Tag dominiert, vor allem unsere junge Defensive Line hat große Probleme gehabt, erklärte NFL E Veteran Ola Kimrin, der jetzt als einer der Trainer der schwedischen Nationalmannschaft die herbe Niederlage zu verdauen hat.
Emotional war auch der Abschied von zwei verdienten Trainern. Wide Receivers Coach Steffen Breuer und Defensive Line Coach Norbert Pitzner erlebten einen würdigen Abschied und wurden vom Team mit allen Ehren in den "Ruhestand" verabschiedet. "Eigentlich sollte für mich nach Japan schon Schluss sein. Aber Walter hat versucht mich zu überreden weiterzumachen und ich wollte zumindest so lange dabei bleiben bis ein Nachfolger gefunden ist", erzählt Norbert Pitzner, der von seinen Jungs noch eine Eisbeutel-Dusche verpasst bekam nachdem der Cooler schon über Walter Rohlfing entleert wurde.