Öxdincer sieht die Lions im Vorteil
Im RapidShare German Bowl XXX stehen sich am 27. September in der Frankfurter Commerzbank Arena mit den Braunschweig Lions und den Kiel Baltic Hurricanes die derzeit besten Teams Deutschlands gegenüber. Beide sind voll gespickt mit Stars auf beiden Seiten der Line of Scrimmage. Dogan Özdincer, Head Coach der Berlin Adler, hat mit seiner Mannschaft gegen beide Teams gespielt und kennt die Final-Teams bestens. Stärken und Schwächen beider hat er gegeneinander abgewogen und glaubt an ein enges, spannendes Spiel, bei dem am Ende die größere Finalerfahrung der Lions ein Vorteil für den Titelverteidiger sein könnte.
Die größte Stärke der Braunschweiger im Vergleich zum Gegner findet sich für Özdincer bei der Offensive Line, den Linienspielern der Angriffsmannschaft: Die Offensive Line der Lions ist eines der Prunkstücke der GFL. Sie ist beweglicher und kompakter als die der Baltic Hurricanes. Insbesondere falls Kiel längere Distanzen für ein First Down überbrücken muss, bricht der Schutz für den Quarterback des Öfteren zusammen. Hinter der Angriffslinie der Braunschweiger stehen mit Jabari Johnson und Michael Andrew zwei sich gut ergänzende Running Backs, was Braunschweig im Laufspiel einen Vorteil verschaffen dürfte.
Die Vorzeigeeinheit der Kieler ist dagegen - nicht nur für Özdincer - der Passangriff. Kiel ist ein passlastiges Team - erst wird gepasst, in zweiter Linie gelaufen. Quarterback Adrian Rainbow hat mit Brandon Langston, Dominic Hanselmann und Estrus Crayton wohl das bestbesetzte Receiver-Korps der GFL, das zu jedem Zeitpunkt gefährlich ist und auf das man ständig aufpassen muss. Die vorgegebenen Spielzüge werden von ihnen perfekt abgelaufen, und es ist für jede Defense schwer, alle drei unter Kontrolle zu bekommen. Individuell stehen die Lions dem Gegner dabei gar nicht einmal nach, doch sei es laut Özdincer im System der Lions für den Gegner überschaubarer, wer wo steht. Beim Quarterback spricht zudem die größere Endspielerfahrung Rainbows gegenüber Braunschweigs Dennis Zimmermann aus Özdincers Sicht für Kiel.
Im Bereich der Verteidigung tut sich nicht nur Özdincer schwer, einen Vorteil für eine der beiden Seiten zu entdecken. Beide Teams spielen Defense auf höchstem GFL-Niveau. Um dem Gegner den Erfolg mit Pässen zu verderben, gehen beide leicht unterschiedliche Wege. Braunschweig kann dank der beiden schnellen Defensive Linemen Christian von Einem und Patrick Finke mehr auf den Pass Rush an der Linie setzen, Passspielzüge also bereits im Ansatz vor dem Wurf des Quarterbacks zerstören. Kiel wiederum ist im Defensive Backfield mit Lenoard Greene und Greg LeFever bei den Cornerbacks so gut besetzt, dass man eher versucht, die Receiver vor dem Fang zu stören und diese gegebenfalls in Manndeckung nehmen kann. Braunschweig wird Kiels gefürchtetem Passangriff eher mit einer Zonenverteidigung begegnen müssen, um gegen die Vielzahl der guten Passempfänger bei den Baltic Hurricanes Eins-gegen-Eins-Situationen möglichst zu vermeiden.
Wenn es, wie häufig in den deutschen Finals der Fall, am Schluss ganz eng wird - dann könnte es auf die Kicker ankommen, deren Field Goals am Ende entscheiden könnten. Özdincer: Braunschweig hat hier mit Steffen Dölger den derzeit besten Kicker der GFL. Auch als Punter gehört er zur Spitzenklasse. Zudem hat man mit Holder Kelvin Love immer wieder die Möglichkeit, für Überraschendes zu sorgen.
Noch ein leichter Vorteil für Braunschweig also? Özdincer: Wenn es Braunschweig gelingt, den Lauf zu etablieren und die Kontrolle über die Spielzeit zu haben, sollte man als Sieger vom Platz gehen. Für Kiel kann es nur heißen, schnell selbst in Führung zu gehen, um Braunschweig zu zwingen, mittels Pass zum Erfolg zu kommen. Sollte es zu einem solchen Schlagabtausch kommen, dürften die Kieler im Vorteil sein. Womit die Ausgangslage für einen spannenden RapidShare German Bowl XXX um die 30. Deutsche Meisterschaft im American Football vorgezeichnet ist.