Der Blick geht nach vorn
Unicorns beenden eine verkorkste Saison / Haller sind mit nur 362 Strafyards das fairste BundesligateamAm kommenden Wochenende starten acht deutsche Footballteams in die Playoff-Runde 2008. Nicht dabei sind die Schwäbisch Hall Unicorns - zum ersten Mal seit ihrem Aufstieg in die Bundesliga vor acht Jahren. Ergebnis einer unglücklich gelaufenen Saison.
"Man kann die Saison 2008 mit Fug und Recht als verkorkst bezeichnen", sagt Unicorns-Headcoach Siegfried Gehrke, der noch mehr als die Fans der Haller Bundesligisten unter dem Auf und Ab während der zwölf Punktspiele gelitten hatte. Er war es aber auch, der bis zuletzt an sein Team geglaubt hatte. Auch in Phasen, in denen manche schon das Abstiegsgespenst gesehen haben wollten. Zu Recht, denn gegen die Südmeister aus Marburg landete man im vorletzten Spiel einen überraschenden aber verdienten 29:24-Erfolg. Am Ende fehlten bei der 6:14-Niederlage zum Saisonabschluss in Stuttgart dann lediglich acht Punkte, um die Playoffs noch zu erreichen.
Denkbar knapp verpassten die Unicorns im Jahr ihres 25-jährigen Jubiläums also den Einzug in die Endrunde um die deutsche Meisterschaft, blieben damit aber dennoch unter den in sie gesetzten Erwartungen. Schon bei der Niederlage zum Saisonstart in Weinheim deutete sich an, was im Laufe der Saison mehr und mehr Probleme machen sollte: Den Unicorns fehlte es in erster Linie an der notwendigen Durchschlagskraft in der Offense.
Verschärft wurde die Situation durch viele Verletzungen, darunter auch die von Quarterback Jordan Neuman. Zunächst litt er unter den Nachwehen einer Schulteroperation, später behinderte ihn wochenlang eine Zehenverletzung. Öfter als geplant musste sein junger Backup Felix Brenner in seiner ersten vollständigen GFL-Saison sein Talent unter Beweis stellen. Er bestand diese Prüfung durchaus respektabel, die Erfahrung eines Jordan Neuman konnte er aber noch nicht vollständig ersetzen.
Schwung in den Angriff brachte Mitte der Saison der Einstieg von Runningback Tyler Sherden. Er verstärkte vor allem den Haller Laufangriff und war mitentscheidend dafür, dass den TSGlern fast noch der Sprung in die Playoffs gelungen wäre. Genau dieser Effekt machte aber das eigentliche Haller Problem deutlich: Der Haller Kader war einem Generationswechsel unterworfen, der sich bereits ein Jahr zuvor abgezeichnet hatte.
Eigentlich hatte man schon 2007 damit gerechnet, kleinere Brötchen als in der Vergangenheit backen zu müssen, erreichte aber noch den dritten Platz im Süden. In diesem Jahr musste man dem Aderlass und seiner Fortsetzung nun aber tatsächlich Tribut zollen. "Wir vertrauen in erster Linie auf unsere eigene, gute Jugendarbeit. Da ist es zwangsläufig so, dass es Jahre gibt, in denen man nicht aus dem vollen schöpfen kann und es in manchen Situationen einfach noch an Erfahrung fehlt", meint Siegfried Gehrke. Ihm und seinem Team bleibt aus der Saison 2008 der Trost, mit nur 47 Penalties und 362 Strafyards die mit Abstand (auf dem zweiten Platz rangiert Dresden mit bereits 74 Penalties und 652 Strafyards) fairste Mannschaft der zwölf Bundesligateams zu sein.
Mit der Saison 2008 werden die TSGler schnell ihren Frieden schließen. Der Blick richtet sich bereits jetzt nach vorn auf das kommende Jahr, in dem sich das Haller Team an mehreren Stellen verändert präsentieren wird. Die in den letzten Jahren aus der Jugend aufgerückten Spieler werden noch stärker in den Vordergrund rücken und auch im Bereich der amerikanischen Gäste zeichnen sich Änderungen ab. Jordan Neuman hat angekündigt seine aktive Karriere zu beenden und soll in Gehrkes Trainercrew aufgenommen werden. Nach vier Jahren kehrt Receiver Max Seroogy in die USA zurück und wird ebenfalls nicht mehr für die Unicorns antreten