Scorpions beißen nicht
Mit einem zu keinem Zeitpunkt gefährdeten 34:13 Sieg kehrten die Marburg Mercenaries von ihrem Auswärtsspiel beim ärgsten Konkurrenten aus Stuttgart zurück. Unter Flutlicht und vor rund 1000 Zuschauern ließen sich die Marburger dabei auch nicht von einem frühen Rückstand schocken, sondern zeigten vor allem in der ersten Halbzeit eine beeindruckende Vorstellung. Im zweiten Durchgang war es dann die Defense der Söldner, die durch ständigen Druck auf Quarterback Ira Vandever dafür sorgte, dass im Hinblick auf den Sieg nichts mehr anbrannte.
Die Scorpions legten los wie die Feuerwehr, überbrückten 76 Yards mit zwei Spielzügen beides Mal Pässe von Vandever auf Wide Receiver Stock und durften sich am Ende über einen Touchdown von Patrick Geiger freuen. Sascha Wursters Kick jedoch ging neben die Stangen, so dass es beim 6:0 Zwischenstand für die Gastgeber blieb. Es spricht für die inzwischen gewonnene mentale Stärke der Offense von Coordinator Patrick Hansen, dass man sich von diesem Rückschlag nicht nachhaltig verunsichern ließ. Zwar galt es zunächst eine Schrecksekunde zu überstehen, als Patrick Trumpfheller den Ball beim anschließenden Kick-Off-Return verlor (Fumble), jedoch konnte Kollege Marcel Duft das Ei sichern und somit Sean Cooper die Möglichkeit geben, früh zu zeigen, warum er momentan der beste Runningback der GFL ist. Hinter einer bärenstarken Offensive Line erlief der kleine Mann aus Texas 54 Yards bei nur drei Ballberührungen, wobei ihn der letzte in dieser Reihe über 29 Yards direkt in die Endzone der Schwaben führte. Kicker Stephan Bauer zeigte sich treffsicherer als sein Gegenüber und brachte seine Farben erstmals mit 7:6 in Führung. Als in der nächsten Angriffsserie Quarterback Vandever den Ball an Philipp Siebrecht verlor, neigte sich die Waage schon früh in Richtung der Hessen. Wiederum gestützt auf eine kreative Spielzugauswahl gab es am Ende eine Premiere zu feiern. Dominic Heinz, gerade erst vom Center zum Fullback umgeschult, konnte seinen ersten Touchdown für die Söldner bejubeln, und das 14:6 herstellen. Anfang des zweiten Viertels sahen die Zuschauer dann den ersten Punt der Partie von Sascha Wurster, der den Lahnstädtern nicht nur das Angriffsrecht, sondern auch die nächsten Punkte bescherte. Nach insgesamt 11 Spielzügen war es wieder der starke Cooper, der das Ei aus einem Yard Entfernung in die Endzone der Stuttgarter tragen konnte. Doch das 21:6 hatte nicht lange Bestand. Die Scorpions konterten postwendend, stellten vermehrt um auf das traditionelle Laufspiel und als man sich gerade daran gewöhnt hatte, schlug Vandever mit einem langen Pass auf Wide Receiver Marvin Thiel zu. Der letzte Drive der Marburger vor der Pause stand dann ganz im Zeichen von Quarterback Joachim Ullrich, nachdem der Kick-Off-Return von Sean Averhoff tief in die Hälfte der Schwaben zurückgetragen werden konnte. Ullrich, der in dieser Phase der Saison eine unglaubliche Ruhe und Souveränität in der Pocket ausstrahlt, brachte immer wieder kurze Pässe an den Mann, bevor er selbst zu Fuß die Punkte zum 28:13 auf das Scoreboard brachte.
Nach dem Wechsel machten die Mercenaries den ominösen Sack dann gleich zu. Ein wunderschöner Spielzug, bei dem die halbe Defense der Scorpions auf dem falschen Fuß erwischt wurde, führte zum 34:13, als Ullrich Christoph Würz bediente, der die noch fehlenden 15 Yards in die Endzone sprinten konnte. Was nun folgte war das letzte Aufbäumen der Stuttgarter, welches indes von der aufmerksamen Marburger Defense schon im Keim erstickt wurde. Ständiger Druck auf Quarterback Ira Vandever, vor allem durch die beiden US-Importe Todd Eagle und Bruno Dorismond, sorgten dafür, dass der Mann vom Drake College in Iowa selten in der Lage war wirklich durchdachte Aktionen durchzuführen. Dorismond beendete die Partie mit zwei Sacks und drei Tackles für Raumverlust und war maßgeblich daran beteiligt, dass der Sieg der Marburg Mercenaries nie mehr in Gefahr geriet.
Bei noch drei ausstehenden Spielen in der regulären Saison müsste es nun schon mit dem Teufel zugehen, sollte den Söldnern der Titel des Südmeisters noch zu nehmen sein. Eine theoretische Chance haben noch die Munich Cowboys, mit denen die Marburger noch einmal die Klingen kreuzen müssen. In der Zwischenzeit genießen etliche Akteure der Mercenaries die Sonne Mallorcas. Direkt am Morgen nach dem Spiel ging es mit dem Flieger von Stuttgart Richtung Süden.