Kiel Baltic Hurricanes gelingt historischer Sieg
Der 18. Mai 2008 wird in der nunmehr fast zwanzigjährigen Geschichte der Kiel Baltic Hurricanes einen besonderen Platz einnehmen. Zum ersten Mal in der Vereingeschichte gelang dem Team aus dem hohen Norden ein Auswärtssieg bei den Hamburg Blue Devils.
Die Spieler der Canes waren vom Coaching Staff auf ein schweres Spiel eingestellt worden. Schließlich war man sich bewusst, dass die vorausgegangene Niederlage der Hamburger in Berlin sicher nicht wegweisend sein würde. Entsprechend konzentriert ging es zu Werke und bereits im ersten Spielzug konnte ein erster Erfolg erzielt werden, als die Canes den Kick Off-Returner der Blue Devils nicht nur tackeln, sondern ihm auch den Ball, den Defense End Christopher Rieck eroberte, entreißen konnten. Resultat war ein erster Ballbesitz der Kieler an der Hamburger 10 Yard Line. Der Offense um Quarterback Adrian Rainbow gelang es in den ersten drei Versuchen nicht, den Ball in die Hamburger Endzone zu befördern, so dass Kicker Sven Linn den Platz betrat und mit einem 17 Yard Field Goal die 3:0 Führung aus Sicht des Gastes erzielte.
Aus Sicht der Canes war der Anfang gemacht und für die Gastgeber sah es zunächst so aus, als ob der Fumble beim Kick Off-Return symptomatisch für den Rest des Tages sein sollte. Im ersten Quarter konnten die Canes durch Matthias Eck und Max Grewe, über den an späterer Stelle noch zu sprechen sein wird, zwei weitere Fumbles erobern. Ein Fumble führte zu einem weiteren erfolgreichen Drive der Canes Offense. Quarterback Adrian Rainbow fand seinen Wide Receiver Timo Gross über 10 Yard zu einem Touchdown Pass (PAT Linn) und der damit verbundenen 10:0 Führung für die Canes.
Am gesamten Tag dominierten die Verteidigungen beider Teams das Geschehen. Im zweiten Quarter versuchten beide Teams, einen vierten Versuch auszuspielen und scheiterten jeweils an der gegnerischen Defense. Hierbei taten sich auf Kieler Seite vor allem die Defense Line-Spieler Christopher Rieck, Max Grewe, Tim Egdmann, Jeffrey Amaning und Robert Flickinger hervor. Grewe und Egdmann stoppten gemeinsam Hamburgs Running Back Waldemar Weizel bei einem wichtigen vierten Versuch und Robert Flickinger steuerte einen Quarterback Sack gegen den Devils Quarterback Josh Brehm bei. Zwischendurch gelang den Blue Devils zwar ein eindrucksvoller Drive der Offense über nahezu das gesamte Feld, aber die Kieler Defense stand an der eigenen Goal Line hervorragend und verhinderte in drei Versuchen aus kürzester Distanz einen Touchdown der Gastgeber, die sich mit einem Field Goal zum 10:3 zufrieden geben mussten. Auch die Canes ihrerseits kamen erneut zu Punkten. Dieses Mal fand Adrian Rainbow in Dominic Hanselmann seine Anspielstation mit einem 5 Yard Pass zum 17:3 (PAT Linn). Wer nun gedacht hatte, dieser zweite Touchdown kurz vor der Halbzeit würde reichen, um die Canes mit einem beruhigenden Polster in die Halbzeitpause gehen zu lassen, wurde innerhalb von zwei Spielzügen eines Besseren belehrt. Länger nämlich brauchte Hamburgs Quarterback nicht, um den an diesem Tag in Hamburger Reihen herausragenden Wide Receiver Philipp Heider zu einem Touchdown kommen zu lassen (PAT Stieff).
Auch in der zweiten Halbzeit spielten die Verteidigungsreihen beider Teams eine wichtige Rolle. Gleich mehrfach versuchten beide Teams, vierte Versuche auszuspielen, aber den Kielern gelang dies nur in einem von vier Fällen, den Hamburgern in einem von drei Versuchen. Während die Hamburger auch in der Halbzeit weiter Probleme mit der Ballkontrolle hatten und Kiels Linebacker Robert Koster einen von insgesamt sechs Hamburger Fumbles an diesem Tage erobern konnten, brachten sich die Canes selbst die zu viele Strafen um aussichtreiche Feldpositionen und den Gegner immer wieder ins Spiel. Zunächst warf Kiels Quarterback Adrian Rainbow jedoch seinen dritten Touchdown-Pass des Tages, dieses Mal auf Neuzugang Brandon Langston, der einen 40 Yard Pass von Rainbow mustergültig in der Hamburger Endzone sichern konnte. Viel Zeit bekam Rainbow hierbei von der Kieler Offense Line, die sich gegenüber den ersten Spielen stark verbessert zeigte. Allerdings ging der anschließende Extrapunkt von Kicker Sven Linn daneben. Ein bereits so gut wie gestoppter Drive der Hamburger bekam neuen Schwung, als die Hamburger einen dritten Versuch in der Nähe der Mittellinie zwar nicht zu einem neuen First Down ummünzen konnten, ihnen dieses jedoch durch ein überflüssiges Personal Foul der Kieler Defense geschenkt wurde. Quarterback Brehm führte seine Mannen erneut an die Kieler Endzone und Wide Receiver Max von Garnier nutzte einen Fehler im Kieler Defense Backfield zum 23:16.
Dieses vierte Viertel wurde nun auch zur Highlight Show des Max Grewe. Der Kieler Defense Line-Spieler konnte zunächst, gemeinsam mit seinem Teamkollegen Jeffrey Amaning, Hamburgs Quarterback Brehm sacken. Nach dem Touchdown-Fang von Max von Garnier gelang es ihm dann auch noch, den anschließenden Extrapunkt der Blue Devils zu blocken. Die Hausherren spielten anschließend einen erfolgreichen Onside Kick und kamen in Höhe der Mittellinie erneut in Ballbesitz. Die Defense der Canes stand jedoch nun felsenfest und erlaubte es den Hamburgern nicht, sich weiter in Richtung der Kieler Endzone zu bewegen. Wiederum Max Grewe blieb es vorbehalten, im entscheidenden vierten Versuch den Pass von Josh Brehm bereits an der Line of Scrimmage abzublocken, so dass die Kieler Offense die Zeit nahezu auslaufen lassen konnte und nach einem letzten Punt von Timo Gross den Hamburgern keine Möglichkeit mehr ließ, ins Spiel zu kommen.
Nach dem Abpfiff war der Jubel beim Team von Head Coach Kent Anderson und den mitgereisten ca. 500 Kieler Fans unter den 3.150 Zuschauern in der Arena an der Memellandallee natürlich groß. Insbesondere alte Recken wie Offense Line-Spieler Markus Schneider oder Defense Coordinator Andre Schleemann, die lange auf einen solchen Erfolg warten mussten, lagen sich jubelnd in den Armen. "Das ist ein toller Erfolg", so Schleemann, der als Coach und Spieler bereits an vielen Duellen mit den Blue Devils beteiligt war. "Das Team kann darauf sehr stolz sein und wir Alten sind natürlich mehr als froh, dass diese Hürde nun endlich überwunden ist."
Kiels Head Coach Kent Anderson beglückwünschte sein siegreiches Team, wusste jedoch auch einige mahnende Worte zu wählen. "Ein großartiger Erfolg und ein historischer Tag. Für den weiteren Verlauf der Saison müssen wir aus diesem Spiel jedoch lernen, dass wir unsere Chancen noch konsequenter nutzen müssen. Wenn man die Chance hat, muss man den Sack zumachen und darf den Gegner nicht wieder ins Spiel kommen lassen." Besonders verärgert zeigte sich Anderson über die vielen Fouls der Canes. "Wir haben heute viel zu viele Fouls begangen. Das gilt insbesondere für die zahlreichen Personal Fouls. Das sind Undiszipliniertheiten, die ich nicht dulde und über die wir intern reden werden. Schließlich haben einige dieser Fouls maßgeblich dazu beigetragen, die Blue Devils im Spiel zu halten."
Trotz dieser ernsten Worte herrschte nach Spielende natürlich eine losgelöste Stimmung in den Kieler Reihen. Allzu lange jedoch dürfen sich die heutigen Sieger nicht über den Erfolg freuen. Schließlich steht in nur sechs Tagen bereits das nächste Spiel auf dem Programm. Am 24. Mai kommt es dann im Kieler Holsteinstadion zum Aufeinandertreffen der beiden noch ungeschlagenen Teams in der GFL, wenn die Canes die Monarchs aus Dresden begrüßen.