Machtverhältnisse unverändert
Das Ergebnis ist fast identisch zu dem vom German Bowl vor einem halben Jahr: Mit 9:27 (6:14, 0:10, 3:0, 0:3)unterliegen die Scorpions dem Deutschen Meister aus Braunschweig. Auch wenn die Lions nicht so stark dominerten wie zuletzt, fanden die Scorpions oft nicht die richtigen Mittel gegen die Gäste. Punkte für Stuttgart durch Braschler (6) und Wurster (3).
Die Sorgenfalten auf der Stirn der Scorpions-Verantwortlichen waren vor dem Spiel nicht zu übersehen. Es galt, den Ausfall von Running Back Patrick Geiger zu kompensieren, der noch an einer Verletzung aus dem Vorbereitungsspiel gegen Düsseldorf laboriert. Um es vorwegzunehmen: Diese Rolle wurde vorbildlich durch den aufopferungsvoll kämpfenden Tony Avella ausgefüllt. Verständlicherweise waren gegen Ende des Spiels dessen Kräfte sichtlich erschöpft, aber da war das Spiel eigentlich schon entschieden. Doch der Reihe nach:
Das Spiel begann mit einem Knalleffekt. Die Lions erhielten das Angriffsrecht, verloren aber im ersten Spielzug den Ball, der von Scorpions-Neuzugang Sander Moore an der 38-Yard-Linie der Gäste erobert wurde. Eine hervorragende Ausgangsposition, die die Stuttgarter zu nutzen wussten. QB Ira Vandever brachte mit einem 10y-Pass auf Gunter Braschler die Scorpions in Führung (Conversion gescheitert).
Braunschweig schlug im nächsten Drive umgehend zurück. QB Dennis Zimmermann, bei den AFVD-Awards als Spieler des Jahres ausgezeichnet, vervollständigte einen 28y-Pass auf Kelvin Love , bei dem das Backfield der Stuttgarter nicht zum einzigen Mal an diesem Abend auf dem falschen Fuß erwischt wurde, zum 6:7 (PAT jeweils Dölger). Der Drive der Gäste war dabei durch eine gewisse Exklusivität ausgezeichnet: Läufe über Jabari Johnson und Pässe auf Kelvin Love wechselten sich ab, nur gelegentlich kamen andere Spieler zum Zug. Prinzipiell berechenbar, an diesem Abend aber ausreichend.
Wesentlich variantenreicher agierte die Scorpions-Offense in der Anfangsphase des Spiels. Der nächste Drive begann mit einem Trickspielzug, bei dem der Ball nach insgesamt drei Ballübergaben im Backfield wieder bei Ira Vandever landete, der dann einen Pass auf den völlig freistehenden Gunter Braschler warf. Das Entzücken der Fans verwandelte sich schnell in Entsetzen, als dieser nach einem harten Hit den Ball verlor, der dann von den Lions gesichert wurde. Die ließen sich die Chance nicht entgehen: Johnson derwischte mehrfach durch die Verteidigung der Hausherren und erlief auch die letzten zwei Yards zum 14:6.
Jetzt war ein Knacks im Spiel der Scorpions spürbar. Zwar konnte der Ball vorwärts bewegt werden, aber auch hier konzentrierte sich das Geschehen nun auf Läufe durch Avella und Pässe auf Jackson. Die Lions stellten sich gut darauf ein und stoppten die Stuttgarter im vierten Versuch an der eigenen 21-Yard-Linie. Nach einem kurzen Drive zeigte sich dann, was ein exzellenter Kicker in den eigenen Reihen wert ist. Steffen Dölger erzielte ein Field Goal aus 45 Yards, bei dem der Ball nur wenige Zentimeter hinter dem Goal Post landete. Aber drin ist drin, es stand 6:17.
Dann lief erst einmal gar nichts mehr bei Stuttgart. Anstatt nach vorne ging es immer weiter zurück, ein dritter Versuch für 30 Yards an der eigenen 3-Yard-Linie war die Konsequenz. Der Versuch, sich mit der Brechstange aus dieser Situation zu befreien, schlug fehl: Williams fing den Pass von Vandever ab, Braunschweig hatte Ballbesitz an der 24-Yard-Linie der Stuttgarter und brauchte nur einen Pass von - Sie wissen schon - auf - Sie wissen schon - schon stand es 6:24.
So wehrlos wollten sich die Scorpions dann doch nicht geschlagen geben. Ein schöner Drive bis an die 3-Yard-Linie der Lions folgte, doch die Belohnung blieb aus. Ein angetäuschter Field-Goal-Versuch schlug fehl, und mit diesem Zwischenstand ging es in die Pause.
Genauso wie die erste begann aucch die zweite Halbzeit mit einem Turnover. Ein Pass der Scorpions landete in den Armen von David DeArmas, der 2001 selber einmal im Kader der Stuttgarter stand. In der Folge dominierten die Defense-Reihen, wobei sich bei den Scorpions besonders Sander Moore auszeichnete, unter anderem mit einem 15y-Sack an Zimmermann. Das Punt-Festival beendete Sascha Wurster, der ein Field Goal aus 30 Yards sicher zum 9:24 verwandelte.
Die Scorpions-Defense fand jetzt zu alter Form zurück: Erneut wurden die Lions gestoppt, doch auf der Gegenseite fehlte nach wie vor das letzte Quentchen Glück zum Erfolg. Bei einem One-Hand-Catch von Gunter Braschler im vierten Versuch fehlten wenige Zentimeter zum neuen ersten Versuch. In der Defense setzte nun Neuzugang Chris Wollin erste Akzente. Rutschte ihm ein Pass von Zimmermann noch aus den Händen, holte er die Interception im nächsten Versuch nach: Ballbesitz für Stuttgart in der Braunschweiger Hälfte.
Doch nachdem sich die Scorpions bis an die 10-Yard-Linie vorgekämpft hatten, schnappte sich erneut Williams einen Pass von Vandever und begrub damit die letzten Hoffnungen der Schwaben. Den letzten Höhepunkt des Spiels setzte erneut der Kicker der Lions, der offensichtlich nicht nur Ziel- sondern auch Entfernungswasser getrunken hatte. Sein Field Goal aus 50 Yards segelte erneut haarscharf über die Torstange hinweg zum Endstand von 9:27.
Fazit: Verdienter Sieg der Lions, die somit ihren Anspruch auf die abermalige Titelverteidigung untermauerten. Die Scorpions brauchen sich mit ihrer Leistung nicht zu verstecken, und mit einem wiedergenesenen Patrick Geiger wäre es vielleicht knapper ausgegangen. Doch die anfangs angesprochenen Sorgenfalten waren bei den Scorpions auch nach dem Spiel wieder da. Receiver Tim Schäufelin verletzte sich an der Schulter und wird voraussichtlich längere Zeit ausfallen. Beim nächsten Heimspiel am 3. Mai gegen die Darmstadt Diamonds ist trotzdem ein Sieg Pflicht, wenn man die hohen Ansprüche erfüllen will.