Bundesversammlung in Frankfurt
Der Blick richtet sich in die ZukunftAm 2. März tagt in Frankfurt am Main die Bundesversammlung des AFV Deutschland. Die jährliche Zusammenkunft der Delegierten der Landesverbände markiert jedes Jahr im März den Start in das neue Football-Jahr in Deutschland und als Vollversammlung die oberste Instanz der Verbandsdemokratie. Im drei-jährlichen Turnus - so auch in diesem Jahr - stehen hier die Wahlen zum Präsidium auf der Tagesordnung. Jedes Jahr aber geht es in den Diskussionen um Richtungsentscheidungen der Verbandsarbeit.
Nicht nur für die kommende Saison, sondern im Rahmen einer mittel- und langfristigen Planung natürlich vor allem um die Zukunfts-Perspektiven für den Football in Deutschland.
Das Selbstverständnis des AFV Deutschland als Service-orientierter Dienstleister für die Vereine und die Aktiven wird auch darin deutlich, wie sehr sich die Bundesversammlungen in den letzten Jahren von einem Forum der Vergangenheitsbewältigung zu einem Markt der Ideen und Konzepte für moderne Verbandsarbeit gewandelt haben. Die Perspektiven für die künftige Entwicklung frühzeitig in einem breiten Forum zu diskutieren und zu durchdenken, zahlt sich immer aus. Manchmal schneller, als selbst die kühnsten Optimisten es zu hoffen wagten. Als AFVD-Präsident Robert Huber im letzten Jahr in Frankfurt die denkbaren Szenarien für die Zukunft und die Zielvorstellungen des Präsidiums skizzierte, da hatte er schon darauf hingewiesen, dass langfristig ein Überleben der NFL Europa eher fraglich sei und der Verband sich darauf vorbereiten solle, für diesen Fall seine Rolle für den Football in Deutschland wieder umfassender definieren zu müssen.
Wenige Monate später war das zum Zeitpunkt der letzten Bundesversammlung noch nicht konkret absehbare Aus für die NFL Europa Fakt. Und bald darauf verfestigte sich auch der Eindruck, dass zumindest für absehbare Zeit eine konkrete Förderung seitens der NFL für den deutschen Football nicht zu erwarten ist. Der Verband, der in den Jahren zuvor für seine eher reservierte Haltung gegenüber den Aktivitäten der NFL und ihrer Europa-Tochter Kritik hatte einstecken müssen, war für die neue Situation aber bereits gut aufgestellt.
Dies manifestiert sich nicht nur darin, dass der German Bowl nun für die nächsten drei Jahre in der Commerzbank Arena in Frankfurt stattfinden wird.
Die Partnerschaft mit der Stadt Frankfurt und dem Stadion, das die Vorzeige-Arena der NFL Europa war, kann langfristig womöglich noch viel weiter ausgebaut werden. Nach der WM im letzten Jahr in Japan, bei der erstmals - nicht zuletzt aufgrund der maßgeblichen Rolle, die AFVD-Vertreter auch im Weltverband IFAF übernommen haben - auch die Teilnahme einer US-amerikanischen Amateur-Nationalmannschaft gefeiert werden durfte, ist für
2011 die WM wieder auf dem europäischen Kontingent geplant. Eine Bewerbung Deutschlands dürfte als gesichert gelten, zumal das Teilnehmerfeld auch auf acht Nationen erweitert werden soll und die Organisationsstruktur des deutschen Verbandes zweifellos die entwickelste aller europäischen Nationalverbände ist.
Fortschritte in solchen Organisationsstrukturen sind nicht auf Anhieb für jedermann auffällig erkennbar. Die Materie ist trocken, verlangt viel Kleinarbeit und erst langfristig zahlen sich die Anstrengungen aus. Dass dem AFV Deutschland im letzten Jahr die Aufnahme in die Bundesförderung beschieden wurde, er damit vom Bundesinnenministerium offiziell als Mitglied der deutschen Sportfamilie anerkannt wurde, ist ein eher stiller Erfolg.
Dass Tokio Hotel im Kölner Stadion das Vorprogramm einer NFL-Europa-Partie bestritten, ist auffälliger, schillernder und medienwirksamer. Nur, welcher dieser Erfolge reicht wirklich über den Tag hinaus?
Der AFV Deutschland schickt sich an, zum Beispiel gemeinsam mit der Commerzbank Arena, aber zum Beispiel auch mit dem AWD Dome in Bremen, wo
2009 die Cheerleader-Weltmeisterschaften stattfinden werden, der Pflicht nun die Kür folgen zu lassen. Die Einbindung in die Abläufe der hiesigen Sportpolitik ist gelungen - gerade in Deutschland, in der der Sport traditionell von starken Verbänden und nicht so sehr wie in anderen Ländern von privaten Unternehmen geprägt wird, ist sie unabdingbare Voraussetzung für den Erfolg. Man darf ruhig darauf hinweisen, dass selbst eine so kommerzielle Veranstaltung wie eine Fußball-WM in Deutschland ja gerade deswegen so ein furioser Erfolg wird, weil nur in Deutschland zu finanzkräfigen Sponsoren auch die Organisationsleistung eines starken Verbandes hinzukommt.
Nun ist der AFV Deutschland von Verhältnissen wie im Fußball weit entfernt und wird sie auch kaum jemals für Football hierzulande herstellen können.
Dennoch gibt auch hier der Drei-Jahres-Vertrag über den German Bowl mit der Commerzbank Arena ein gutes Beispiel dafür ab, was möglich ist, wenn im Verband zielorientiert gearbeitet wird. Anders als in der Vergangenheit, als die Ausrichtung der Endspiele - häufig erst kurzfristig - an an einzelne erfolgreiche Vereine gebundene Marketing-Unternehmen vergeben werden konnte, besteht nun Planungssicherheit nicht nur zeitlicher Natur, sondern auch finanzieller Natur. Alles in allem bewegt sich der AFV Deutschland nicht nur geradlinig, sondern auch in einem beachtlichen Tempo vorwärts.