Fan-Initiative in Stuttgart
Wenn am Wochenende nach der WM-Pause die Stuttgart Scorpions wieder zu einem GFL-Spiel einlaufen, dann ist auch Bernd Metzler vom Galaxy-Fanclub Galaktisches Urgestein auf den Rängen dabei. Das ist an sich nichts Ungewöhnliches, denn Metzler und seine Frau Elke haben seit Jahren weder ein Spiel der Frankfurter NFLE-Profis noch der Stuttgarter GFL-Akteure verpasst. Neu ist nur, dass Metzler inzwischen von den Scorpions offiziell zum Fan-Beauftragten gekürt wurde, eine Position, die es in naher Zukunft bei allen GFL-Clubs geben könnte, um für den Teil der heimatlosen Fans des geschlossenen Europa-Ablegers der NFL, der nach Alternativen sucht, Ansprechpartner zu haben.
Metzler und die Scorpions wollen nun schon einmal zeigen, wie es möglich sein könnte, Teile der Fankultur weiterleben zu lassen, wie sie im Umfeld der mit Millionen-Investitionen aufgebauten, nun aber in Abwicklung befindlichen NFL-Europa-Teams entstand. Wir haben vor allem die Familien im Blickpunkt, sagt Metzler, die sind wegen ihrer Kinder auf den Event Frankfurt Galaxy gestoßen, waren von der Atmosphäre begeistert und haben begonnen, sich selbst für den Sport zu interessieren. Nun lässt sich für einen GFL-Verein zwar kein NFL-Experience-Themen-Park finanzieren. Aber die Gegebenheiten im Stuttgarter Stadion machen immerhin ähnliche Varianten möglich, die zudem dem tatsächlichen Sport vielleicht sogar näher und nicht nur künstlich interaktiv sind: Auf dem Trainingsgelände nebenan lassen sich kleine Power-Party-Elemente realisieren. Ein paar Bälle und einige Helfer reichen, und wir lassen die Zuschauer mal probieren, wie sich so ein Ei werfen oder kicken lässt. Da kann der Sohn den Vater, der vielleicht Handballer ist, herausfordern. Und der Vater lernt, wie technisch anspruchsvoll diese Aufgabe ist, einen Football richtig zu werfen...
Das Interesse, sich selbst im Umgang mit dem Football zu probieren, ist nämlich bei den Fans größer als gemeinhin angenommen, weiß Metzler. Nach dem Aus für die Galaxy haben sich mehrere Fans bei ihm nach den Scorpions erkundigt - zunächst nur, um zu erfahren, ob es sich denn lohne, die Spiele zu besuchen. Was Metzler nicht nur aus eigener Erfahrung bejahen konnte, sondern gleich auch mit dem Hinweis ergänzen konnte, dass ein Verein wie die Scorpions im Gegensatz zu einem NFL-Europa-Team den Fan nicht nur als zahlenden Zuschauer im Visier habe, sondern zur eigenen aktiven Beteiligung naturgemäß viel besser geeignet sei. Erst wenige Tage ist Metzler als Fanbeauftragter aktiv, darf aber schon jetzt stolz berichten, dass zwei bisherige NFL-Europa-Fans kurzentschlossen der Scorpions-Flag-Abteilung beitraten.
Warum solches nicht schon zu Zeiten der Koexistenz von GFL und NFL Europa in größerem Maße als bisher geschah, darauf weiß auch Metzler keine abschließende Antwort. Für sich selbst und die Mitstreiter in seinem Galaxy-Fanclub war es seit Jahren selbstverständlich, sowohl sein NFL-Europa-Team als auch seinen GFL-Club zu unterstützen. Große Teile des NFL-Europa-Fan-Potenzials seien natürlich sehr auf die Party-Elemente fixiert gewesen, die nur mit hohem finanziellen Aufwand organisiert werden konnten, für die GFL in dieser Form kein Vorbild sein können, zumal die Schließung der NFL Europa zeigt, dass die Marketing-Anstrengungen schlussendlich vergeblich und verlustträchtig waren.
Die derzeitigen Bemühungen vieler NFL-Europa-Fans, durch Protestaktionen auf sich aufmerksam zu machen, betrachtet Metzler so mit Skepsis. Diese Liga wird nie mehr zurückkommen. Nur logisch also, dass er seine Aktivitäten jetzt auf die Scorpions konzentriert. Vielleicht auch auf die GFL insgesamt? Es wäre sicher möglich, ein Netzwerk aus Fans und GFL-Clubs aufzubauen, denn zu einer ganzen Reihe von GFL-Clubs fallen ihm spontan Namen ein, die zu Fans seines Kalibers gehören, denen er auch zutrauen würde, sich in ähnlicher Form wie er zu engagieren. Das müssen die GFL-Verantwortlichen aber wirklich wollen und auf die Leute zugehen. Bei den Cologne Falcons ist man dem Stuttgarter Beispiel bereits gefolgt, andere GFL-Vereine, vor allem solche in der Nähe bisheriger NFL-Europa-Standorte, sollten bald folgen.