Das wäre 2024 fast schief gegangen: Erst nachdem sich die Berlin Adler durch interne Streitigkeiten selbst zerlegt hatten und damit klar war, dass die Berlin Rebels nicht in der Relegation landen würden, konnten die Rebellen befreit aufspielen und letztendlich mit späten Siegen gegen die Playoffteams aus Dresden und Hildesheim sogar noch den 5. Tabellenplatz sichern. Des einen Leid ist ja bekanntlich des anderen Freud. Und so verwundert es auch nicht, dass die Rebellen aus Charlottenburg für die laufende Saison gleich noch einmal Nutzen aus der Situation der Berlin Adler ziehen konnten. Aber der Reihe nach…
Das Trainerteam der Rebels ist auch 2025 in großen Teilen unverändert geblieben. Head Coach Douglas Fryer kann weiterhin auf Josh Mandel für die Defense und Clifford Maddison für die Quarterbacks bauen. Vielfache Verstärkung kam aber natürlich von den Adlern in Gestalt von DL-Coach Daniel Potechius und OL-Coach Yannick Rohrschneider. Speziell Yannick Rohrschneider eilt der Ruf voraus, ein ‚O-Line-Flüsterer‘ zu sein. Er macht die Rebels in diesem Bereich sicherlich besser. Auch ein alter Bekannter aus Braunschweig steht jetzt für die Berliner an der Sideline: Simon Bohlmann zeichnet bei den Rebels für die Defensive Backs verantwortlich.
Auch bei den Spielern hat die Adler-Situation den Rebels geholfen. Mit den OLs Felix Schlösser, Omar Hazem und Daniil Starykh wechselten gleich drei Topleute innerhalb von Berlin das Team und folgten ihrem OL-Coach nach Charlottenburg. Beschützen wird die Offensive Line der Rebellen den QB-Rückkehrer Connor Kaegi. Der 2-Meter-Hüne gilt zwar als verletzungsanfällig, aber die Rebels sicherten die Position ab, indem sie ihren letztjährigen Spielmacher Tyquell Fields in Berlin halten konnten. Übrigens hat OL Daniil Starykh ein ganz frisches Stipendium für die Boise State University und das dortige Team der Broncos ergattert, dass er nach dieser Saison angehen wird.
Zwei weitere Topdeals gelangen den Rebels bei den Receivern. Zum einen konnten sie WR Aaron Jackson von Berlin Thunder in die GFL locken. Eigentlich wollte der beste Thunder-Spieler des letzten Jahres bei den Helvetic Mercenaries in der Schweiz anheuern, aber nach Streitigkeiten um seinen Vertrag kam es nicht zum geplanten Engagement und die Rebels griffen zu. Er dankte es ihnen mit bisher gut 270 Metern Raumgewinn aus Returns, gut 570 Metern Raumgewinn aus Passfängen und Läufen und 7 Touchdowns. An seiner Seite spielt in diesem Jahr einer der letztjährigen Topleute der (na, wer weiß es, richtig) Berlin Adler: WR Maylan Bacher gehörte zu den erfolgreichsten Scorern bei den Adlern und konnte bisher knapp 200 Meter Raumgewinn aus Passfängen und Läufen sowie gut 200 Meter aus Returns und 4 Touchdowns zur aktuellen Saison der Rebels beitragen. Wenn er und Aaron Jackson gut zusammenarbeiten, wird in jeder gegnerischen Defense Alarmstufe rot herrschen.
Last not least soll die letztjährige ‚Baustelle‘ Laufspiel bei den Rebellen durch RB Nazar Bombata geschlossen werden, was de facto auch ziemlich gut funktioniert. Davon konnten sich die Lions bereits im Hinspiel überzeugen, als er zwei Touchdowns und diverse gute Läufe zum 39:26 Sieg der Rebels beisteuerte. Insgesamt erkämpfte der quirlige Runningback bisher gut 1.000 Meter Raumgewinn und 7 Touchdowns.
In der Defense der Berliner hat sich auch einiges getan. Nachdem im letzten Jahr die Passverteidigung in einigen Spielen regelrecht vorgeführt wurde, verwundert es nicht, dass ein Augenmerk der Verantwortlichen auf Verbesserungen in diesem Bereich gerichtet war. Um genau diese Verbesserung zu erreichen, wurden die US-DBs Koi Freeman und Reggie Strong verpflichtet. Beide machen ihre Sache wirklich sehr gut und konnten in den bisherigen Spielen insgesamt bereits knapp 80 Tackles, 4 Interceptions und 1 Forced Fumble verbuchen. Zu den beiden gesellte sich auch noch DB Felix Mohlberg, der im letzten Jahr bei Berlin Thunder eine durchaus gute Saison gespielt hat. Last not least haben sich die Rebels sicherlich über einige Rückkehrer von den Potsdam Royals gefreut, die dem Kader deutlich mehr Tiefe geben.
Wenn man sich das bisherige Saisonergebnis vor dem geschilderten Hintergrund betrachtet, muss man den Rebels attestieren, dass sie in der Offseason ihre Hausaufgaben gemacht haben. Zwar folgten dem 40:20 Auftaktsieg gegen die Paderborn Dolphins Niederlagen gegen Potsdam und Dresden, aber die Art und Weise, wie diese Spiele verloren wurden, zeigte bereits, dass mit den Rebellen in diesem Jahr zu rechnen ist. Folgerichtig gab es dann 5 Siege in Folge, bevor am letzten Juliwochenende beim Spiel in Potsdam eine deutliche 74:27 Niederlage quittiert werden musste. Alles in allem stehen damit bisher 6 Siege und 3 Niederlagen zu Buche, wobei nochmal zu betonen ist, dass alle bisherigen Niederlagen gegen die letztjährigen Endspielteilnehmer zu Stande kamen.
Bei den New Yorker Lions stellt sich das bisherige Saisonbild leider etwas anders dar. Zwar konnte das Team von Head Coach Troy Tomlin beide Spiele gegen Paderborn und den Saisonauftakt gegen den Aufsteiger aus Düsseldorf gewinnen und wurde zugegebenermaßen von einer sehr schweren Verletzungsserie bei zentral wichtigen Spielern getroffen, aber dennoch bleibt festzustellen, dass gegen die aktuellen Playoffwettbewerber aus Dresden, Potsdam, Berlin und Kiel bisher in dieser Saison kein Sieg zu holen war.
Ende Juli gelang den Lions bei den Straubing Spiders wieder ein 8:31 Sieg, aber die Spiders sind im Süden auch kein Playoffteam und kämpfen ihrerseits gegen die drohende Relegation. Unter dem Strich steht für die Braunschweiger derzeit eine ausgeglichene Bilanz aus 4 Siegen und 4 Niederlagen auf dem 4. Tabellenplatz.
Sollte am kommenden Sonntag gegen die Berlin Rebels kein Sieg gelingen, wird der Rest der Saison im Hinblick auf eine mögliche Playoffteilnahme immer mehr zur ‚Mission impossible‘. Es ist zwar zu früh, um halbwegs gesichert vorhersagen zu können, wie sich die 2. Saisonhälfte für alle Teams bis zum Ende entwickeln wird, aber das enge Fernduell der Lions um einen Playoffplatz speziell mit den Kiel Baltic Hurricanes ist unbestreitbar. Am Ende könnte es auf einen direkten Vergleich gegen Kiel hinauslaufen und der ist nach der 28:27 Niederlage in Kiel bereits verloren. Für das Spiel gegen die Rebels muss das Motto daher lauten: Verlieren verboten.