Die Munich Cowboys sind als nächstes an der Reihe mit dem Versuch, dem Durchmarsch des Aufsteiger Pforzheim Wilddogs Einhalt zu gebieten. Gelungen ist ein Sieg gegen den Neuling in der ERIMA GFL Süd bislang nur den ifm Razorbacks Ravensburg. Letzte Woche scheiterten auch die Schwäbisch Hall Unicorns. In der Verlängerung hielten die Pforzheimer Gäste beim Pink Bowl in Aalen einen eroberten Ball und damit den nächsten Sieg und die Tabellenführung fest.
Auf Rang eins werden die Pforzheimer auch nach ihrer Reise nach München stehen – ganz egal, wie es dort ausgeht. Denn sämtliche vier direkten Verfolger liegen nach Siegen bereits zwei Spiele im Rückstand, haben jeweils zweimal gewonnen und zweimal verloren. Diese Bilanzen zeigen eines deutlich: Die ERIMA GFL Süd ist in diesem Jahr äußerst ausgeglichen.
Die Munich Cowboys sind dabei ein hervorstechendes Beispiel. Sie verloren ihre ersten beiden Partien jeweils mit 27:28, darunter zum Auftakt gegen die Saarland Hurricanes, das fünfte Team, das trotz drei Niederlagen das breite Mittelfeld der Liga komplettiert. Zuletzt schlugen die Münchner dann die Allgäu Comets mit gerade einmal zwei Zählern Vorsprung – hatten beim 23:21 allerdings zwischenzeitlich bereits 23:0 geführt.
In München hat der neue Quarterback Zachary Whitehead, der aus Paderborn kam und zuvor mit Seinäjoki zweimal finnischer Vizemeister war, den Angriff wie gewünscht belebt. Traditionell hat man bei den Cowboys dennoch immer ein Augenmerk vor allem auf die Verteidigung, die nicht von ungefähr bisher im Süden die wenigsten Yards zuließ. Auch Pforzheims starkem Angriff um Quarterback Dre Harris will man sich energisch entgegenstemmen. Mit „Speed und Disziplin“, wie Münchens Defensive Coordinator Max Macek verspricht.
Ob die Pforzheimer bei ihrer bisher weitesten Anreise in der ERIMA GFL am Wochenende zum Start des Sommers eher mit Speed unterwegs sind oder Disziplin im Stau benötigen, bleibt offen. Noch deutlich längere Trips haben andere: Die Saarland Hurricanes sind am Samstag hoch im Norden bei den Kiel Baltic Hurricanes zu Gast, Nord-Aufsteiger Düsseldorf Panther tief im Osten bei den Dresden Monarchs.
Die Düsseldorfer hatten mit ihrem Sensationssieg in Potsdam wohl auch den einen oder anderen Monarchs-Fan aufgeschreckt. Auch ihre Vorstellungen davor in Braunschweig oder danach gegen Berlin unterstrichen, dass die Panther dieses Mal den Klassenerhalt im Visier haben, vielleicht sogar leise Hoffnungen auf die Playoffs hegen können. Beim derzeitigen Spitzenreiter in der Tabelle und Führendem in so gut wie allen wesentlichen Angriffsstatistiken ist dennoch wenig für die Panther in Dresden auszurechnen. Ganz wie vor ihrem dann doch erfolgreichen Raubzug in Potsdam…
Neben Dresden und Düsseldorf sind auch die Kiel Baltic Hurricanes im Aufwärtstrend. Ein Sieg in Düsseldorf und nun auch einer im Rückspiel in Hildesheim deuten an, dass die Kieler nach oben schielen dürfen. Nur ein Heimsieg wollte bislang nicht gelingen. Das Interconference-Spiel im „Hurricane Bowl“ der Kieler und saarländischen Wirbelstürme eröffnet die dritte Gelegenheit in diesem Jahr.
Die Saarländer selbst sind noch nicht so ganz aus dem „Loch“ herausgekommen, in das sie nach ihrer besten ERIMA-GFL-Saison von 2023 im letzten Jahr gefallen waren. Ihr Interconference-Gastspiel in Berlin zählte allerdings 2024 zu ihren besten Saisonleistungen, vielleicht geht da was beim Namensvetter in Kiel? Helfen dürfte, dass während der Saison noch erfolgreiches Recruiting läuft. Receiver-Neuzugang Evan Liggett, der für sein US-Division-III-Playoff-Team der Whitworth University 30 Touchdown-Pässe in drei Jahren gefangen hatte, hat bei seinen ersten beiden Einsätzen für die Saarländer auch auf deutschem Boden bereits drei auf seinem Konto. Gemeinsam mit ihm war der 23-jährige US-Quarterback Walter Kuhlenkamp Anfang Juni neu an die Saar eingeflogen worden.
Die vierte Partie der Spielwoche am Sonntag in Braunschweig bringt für die bisher arg gebeutelten Gäste aus Paderborn die nächste schwere Aufgabe. Zuletzt gelangen wenigstens gegen Potsdam mal wieder eigene Punkte – allerdings erst im letzten Viertel. Auch was die Saison betrifft, wird für die Paderborn Dolphins eher im späteren Teil klar werden, wo man wirklich steht. Zwei Niederlagen gegen Potsdam und davor das 0:63 vor eigenem Publikum im Hinspiel gegen die New Yorker Lions muss man schlicht abhaken.
Der Rekordmeister aus Braunschweig war in den 2010er Jahren nahezu durchgehend Champion des Nordens. Nun führt man in der Tabelle zwar auch dieses Jahr das norddeutsche Trio der ERIMA GFL an – doch die ersten drei Plätze behaupten vorerst Dresden, Potsdam und Berlin. Nicht nur die bisherigen Braunschweiger Resultate bestätigen passgenau diese derzeitige Hackordnung in der ERIMA GFL Nord: Ost vor Nord vor West. Nur Düsseldorfs Husarenstück in Potsdam tanzte da aus der Reihe. So gesehen können die Paderborn Dolphins im Braunschweiger Eintracht-Stadion eigentlich nur positiv überraschen.