Für die Top-Mannschaften der ERIMA GFL geht es jetzt langsam um eine optimale Ausgangsposition für die am 20. September startenden Playoffs. Und dies heißt: möglichst Rang eins oder wenigstens Rang zwei in der eigenen Gruppe erobern, um ein oder am besten zweimal zu Hause um den Finaleinzug für Dresden kämpfen zu dürfen. Im Rudolf-Harbig-Stadion in Sachsens Landeshauptstadt wird im ERIMA GFL Bowl am 11. Oktober der deutsche Meister gekürt.
Der 26. Juli könnte in der ERIMA GFL Nord wichtige Weichen stellen. Derzeit liegen der potenzielle Finalgastgeber Dresden Monarchs und Titelverteidiger Potsdam Royals fast gleichauf vorn – beide haben abgesehen vom Ausrutscher der Royals gegen Düsseldorf ihre Rolle als Favoriten bestätigt. Bei ihren Partien am Samstag gegen Kiel Baltic Hurricanes (in Dresden) und Berlin Rebels (in Potsdam) könnten sie ihren Vorsprung auf die direkten Verfolger ausbauen.
Die Hinspiele auswärts haben beide gewonnen. Das 58:31 der Dresdener in Kiel und das 20:0 der Potsdamer in Berlin geben Einblick in die jeweiligen Erfolgsrezepte. Dresdens Angriff punktet häufig und kontinuierlich bis zum Schluss (unter 35 Zählern blieb man diese Saison noch nicht), so dass zwischenzeitliche Schwächeperioden in der Verteidigung überwunden werden.
So ähnlich war Potsdam vorletztes Jahr noch zur ersten Meisterschaft gestürmt. Schon 2024 beim zweiten Titelgewinn sah dies ein wenig balancierter aus, die Defense trat fast durchgehend dominant auf. Das setzt sich fort und zahlt sich 2025 besonders aus, denn so ganz konnten die Potsdamer die vielen Abgänge ihrer Wide Receiver nicht kompensieren. Zumal sie während der Saison auf der Quarterback-Position umdisponieren mussten.
Beide Mannschaften verbessern sich graduell fortlaufend, durch Neuzugänge, durch verbesserte Feinabstimmung. Die größeren Leistungssprünge jedoch sah man zuletzt bei Kiel Baltic Hurricanes und Berlin Rebels, zwei Vereinen, die stark auf lokales Talent setzen. Da kommen zur wachsenden Harmonie im Team bei vielen jungen Spielern auch individuelle Lernfortschritte auf Erstliga-Niveau zum Tragen.
Ob es zum ganz großen Wurf reichen kann, müsste sich am Samstag erst einmal zeigen. Die Rückstände der Hinspiele sind wohl zu groß, um sie aufzuholen, und setzen die Favoriten sich durch, wären sie kaum noch einzuholen. Aber schon Achtungserfolge könnten ja das Selbstbewusstsein für die entscheidende Phase der Saison stärken.
Von Vorentscheidungen um die vorderen Plätze ist die ERIMA GFL Süd noch ein gutes Stück entfernt. Fünf Mannschaften haben bisher drei oder vier Niederlagen, nur die Saarland Hurricanes und die Straubing Spiders wurden bereits sechsmal bezwungen. Eine positive Abschlussbilanz ist für beide nicht mehr drin, und der Vorjahresdritte Spiders ist dieses Jahr das Team, das viermal zu Interconference-Spielen ran muss.
Diesen Samstag sind die New Yorker Lions zu Gast in Straubing. Zu verschenken haben die Braunschweiger nichts, denn seit der 27:28-Niederlage in Kiel letzte Woche laufen sie akut Gefahr, erstmals seit 13 Jahren die Playoffs zu verpassen. Nach Lage der Dinge werden sie mindestens eines ihrer Heimspiele im August gegen Berlin oder Potsdam gewinnen müssen, wollen sie noch auf Rang vier. Patzen sie einmal woanders, vielleicht sogar beide…
Auch der Tabellenletzte der ERIMA GFL Nord, die Paderborn Dolphins geht in ein Interconference-Duell. Nach dem ersten Paderborner Saisonsieg gegen Hildesheim bekommt das Duell am Sonntag in Pforzheim zusätzliche Brisanz: Die Dolphins wissen dann schon, wie Hildesheim Invaders und Düsseldorf Panther am Samstag gespielt haben. Nach einem Erfolg der Düsseldorfer (13:10-Hinspielsieger) in Hildesheim kämen die Paderborner mit einem Sieg in Pforzheim vorerst vom Tabellenende weg. Gewinnt Hildesheim, wären die Dolphins aber noch mehr in Zugzwang, um nicht zwei Siege Rückstand auf den rettenden Platz sieben zu haben.
Gastgeber Wilddogs hat solche Sorgen nicht. Nach dem 37:36 in Kempten peilt der Aufsteiger weiter die Playoffs an. Drei der anderen Playoff-Kandidaten haben jedoch eine Niederlage weniger auf dem Konto als die Pforzheimer, zum Beispiel die Munich Cowboys, seit letzter Woche neuer Tabellenführer. Dieser Status gerät beim Auswärtsspiel bei den Allgäu Comets am Samstag gleich wieder auf den Prüfstand. Das Hinspiel gewannen die Münchner nur hauchdünn mit 23:21, die Allgäuer dürfen sich weitere Heimnniederlagen wie gegen Pforzheim kaum noch erlauben.
Besonders wenn man berücksichtigt, dass die „heimlichen“ Tabellenführer eigentlich weiter Schwäbisch Hall Unicorns und ifm Razorbacks Ravensburg heißen. Beide haben anders als München schon eines der Interconference-Spiele verloren, die Cowboys müssen noch zweimal gegen Nord-Teams ran.
Das Hinspiel in Ravensburg gewannen die Unicorns mit drei Punkten Vorsprung. Da liegt am Samstag im Rückspiel für die ifm Razorbacks nun die Messlatte. Ein Sieg mit mehr als drei Punkten Vorsprung in Schwäbisch Hall ließe die Ravensburger (die gegen München den direkten Vergleich deutlich und auch das Hinspiel gegen Pforzheim gewannen) über kurz oder lang Richtung Rang eins steuern. Bei einem Erfolg der Haller könnte es aber auch wieder wie seit 2011 regelmäßig laufen – irgendwie fanden die Unicorns immer den Weg nach ganz oben.