Die Dresden Monarchs und die Potsdam Royals haben ihre Heimspiele im Viertelfinale gesichert. Aber wer werden die beiden Gastgeber aus der ERIMA GFL Süd? Drei Runden (und ein Nachholspiel) vor Schluss scheint dies noch völlig offen. Drei Teams mit vier Niederlagen und der langjährige Dauer-Südmeister Schwäbisch Hall Unicorns mit fünf formen die Spitzengruppe. Zwei weitere Mannschaften haben zwar schon sechs Niederlagen – aber noch drei oder vier ausstehende Spiele. Die Playoffs sind auch für Saarland Hurricanes und Allgäu Comets aus eigener Kraft noch erreichbar, theoretisch mit Glück und Schützenhilfe auch ein vorderer Rang.
Ein nicht ganz verwegener Tipp ist, dass eines der Viertelfinalspiele in Pforzheim oder Ravensburg stattfinden wird. Die ifm Razorbacks hatten letztes Jahr ihre Playoff-Premiere zu Hause gefeiert, Aufsteiger Pforzheim Wilddogs ist auf gutem Wege, auf Anhieb nachzuziehen. Das gesunde Selbstbewusstsein der Wilddogs zeigt sich darin, dass sie nach ihrer Sommerpause noch einmal mit einigen Verstärkungen im Kader aufwarten.
Die Offensive Line und die Passverteidigung bekommen Zuwachs, ein klares Signal, dass man auch Top-Teams aus dem Norden etwas entgegensetzen will. Sogar einen US-amerikanischen Backup-Quarterback in Gestalt von Clark Hazlett leistet man sich für die entscheidende Phase. Sicher ist sicher – die Pforzheimer wandeln da ganz auf den Spuren der Erfolgsteams der ERIMA GFL, die ähnliche Vorsorge treffen, nachdem in früheren Jahren ein paar Mal der Ausfall des Spielmachers manch Ambition im Weg stand.
Erst einmal müssen die Wilddogs nun aber am Samstagabend am Lindenhof bei den ifm Razorbacks Ravensburg ran. Nach Münchens Niederlage ist es das Duell der aktuellen Nummer zwei gegen die Nummer eins. Nicht nur wegen der Tabellensituation: Offensiv in jedem Fall und defensiv zum Teil bieten beide wohl derzeit einen Tick mehr als die Konkurrenz in der Gruppe. Außerdem bewährten sich beide mehrfach vor allem in engen Spielen mit gesunder Nervenstärke. Pforzheim sichert mit einem Sieg die Playoff-Teilnahme, Ravensburg bei zusätzlicher Schützenhilfe.
Die könnte es von den Schwäbisch Hall Unicorns geben. Allerdings hat deren Gastgeber in Völklingen sicher anderes im Sinn. Die Saarland Hurricanes verloren das Hinspiel in Schwäbisch Hall mit nur vier Punkten Unterschied, hatten zur Halbzeit und auch nach dem dritten Viertel dort noch geführt. Ihre Zielsetzung ist also klar: Gewinnen sie mit mehr als vier Punkten Vorsprung, übernehmen sie vorerst Rang vier von den Unicorns und hätten es danach in Pforzheim und gegen Ravensburg in der eigenen Hand, in die Playoffs einzuziehen.
Für die Unicorns droht eine brenzlige Situation. Zwar geht man gelassen mit der Situation um, derzeit nicht der „Alleinherrscher“ der ERIMA GFL Süd zu sein. Konzentriert sich auf die Entwicklung des eigenen Kaders, bleibt dem bisher erfolgreichen Weg der Nachwuchsförderung treu. Aber in den Playoffs dabei sein, das möchte man schon noch. Ein Sieg in Völklingen wäre ein großer Schritt in diese Richtung.
Andernfalls kommt nämlich eventuell zum Tragen, dass die Unicorns ja schon den direkten Vergleich gegen die Allgäu Comets verloren haben. Für die Comets ist ihr Spiel am Samstag beim Tabellenletzten in Straubing zwar mutmaßlich das leichteste ihres Restprogramms. Es ist nicht ganz unwahrscheinlich, dass es für sie nicht bei den bisher sechs Niederlagen bleiben wird. Ein Gleichstand von Unicorns und Comets in der Abschlusstabelle ist jedoch nicht undenkbar.
Ein Wörtchen reden dabei die Straubing Spiders mit, diese Woche der Gastgeber der Comets, danach Gäste in Hall. Mit ihrem 37:16 in Paderborn haben sie letzte Woche die Relegationsfrage für die ERIMA GFL Nord geklärt. Selbst hat man als Süd-Tabellenletzter diese Sorgen nicht. Doch seit dem Heimsieg im ersten Spiel Anfang Mai hat Straubing zu Hause nicht mehr gewonnen. Vielleicht kann mit neuem Schwung die Chance genutzt werden, vor eigenem Publikum mit einem Erfolg an den Comets vorbeizuziehen.
Was im Süden ein dichtes Feld auf den ersten Plätzen ist, spielt sich in der ERIMA GFL Nord im Mittelfeld ab. Oben stehen Dresden und Potsdam als Nummer eins oder zwei fest, unten müssen die Paderborn Dolphins im September gegen den GFL-2-Nord-Meister um den Klassenerhalt kämpfen. In beiden Staffeln der GFL 2 stehen an diesem Wochenende die Spitzenspiele von Erstem gegen Zweiten an: Die Rostock Griffins könnten am Samstag gegen die Hamburg Pioneers die Ligameisterschaft klar machen; am Sonntag erwarten in der GFL 2 Süd die Albershausen Crusaders den Tabellenführer Regensburg Phoenix. Albershausen wäre als Sieger wahrscheinlich, Regensburg definitiv der Aufsteiger.
Vorjahres-Aufsteiger Düsseldorf Panther hat in der ERIMA GFL Nord einen schwereren Stand als Pforzheim im Süden. Eine ausgeglichene Bilanz wäre immerhin noch erreichbar, auch wenn sie wohl nicht für die Playoffs reichen dürfte und zudem zwei Auswärtssiege zum Abschluss voraussetzt. Die Kiel Baltic Hurricanes haben dagegen noch zwei Heimspiele vor der Brust, gegen beide NRW-Teams der ERIMA GFL. Das bewahrt die Perspektive auf die Endrunde. Im Hinspiel in Düsseldorf hatte Kiel den ersten Sieg der laufenden Saison mit einem 30:14 gefeiert und dabei schon die Tugenden gezeigt, die auch zu weiteren Erfolgen zum Beispiel gegen Braunschweig und letzte Woche in München führten.
Die 7:5-Bilanz ist für die Baltic Hurricanes erreichbar, dass sie zu Platz vier reichen kann, benötigt fremde Hilfe gegen die New Yorker Lions. Die könnte bereits im Anmarsch sein: Die Braunschweiger erwarten am Samstag Titelverteidiger Potsdam Royals, bei dem sie 2024 im Viertelfinale 6:25 und dieses Jahr 5:32 unterlagen sowie im Heimspiel letztes Jahr mit 0:59 ziemlich baden gingen. Die Lust auf Revanche wäre Anlass, alles zu geben. Die Potsdamer haben aber handfeste Gründe, dies nicht zuzulassen. Sie dürfen sich vor dem Auswärtsspiel in zwei Wochen in Dresden keine Niederlage erlauben, wollen sie noch Rang eins zurück erobern.